Jenseits aller Tabus
hatte. Aber es war ohnehin schon alles zu spät. Den Job konnte sie abschreiben. Bellamy würde sich nur rasch anziehen, sie zu sich zitieren und hochkant rauswerfen. Ihre Augen wurden feucht.
»Mist«, schimpfte sie und wäre beinahe mit Madison zusammengeprallt, hätte Nate seine Freundin nicht rechtzeitig beiseitegezogen. »Hast du gelauscht, um das Donnerwetter nicht zu verpassen? Darauf musst du noch einige Minuten warten.«
Mads Unschuldsmiene täuschte nicht über ihre Schadenfreude hinweg. »Ich wusste nicht, dass Mr Bellamy schon zurück ist.«
»Offensichtlich schon. Woher solltest du sonst wissen, dass ich ihm in seinem Zimmer begegnet bin? Wir haben beide keinen Ton von uns gegeben.« Aufbrausend machte Lucille einen Schritt auf Madison zu, doch Nate stellte sich schützend vor sie.
Frivol musterte er sie von oben bis unten. »Feuer auf dem Kopf und Feuer im Blut.«
Da Patrick aus seinem Büro kam, um herauszufinden, was vor sich ging, ließ Lucille Mad und ihren Wachhund stehen und verkroch sich auf dem Angestellten-WC, um durchzuatmen und nach den richtigen Worten zu suchen, die Bellamy milde stimmen könnten. Doch egal, was sie sagen würde, sein Zorn würde nicht verfliegen. Dazu war die Situation zu peinlich gewesen.
Mit geschlossenen Augen lehnte sich Lucille gegen die Tür und rief sich das Bild des nackten Craig Bellamy in Erinnerung.
Noch immer war sie beeindruckt! Niemals hätte sie einen gestählten Körper unter seiner aus der Mode gekommenen Kleidung vermutet. Dabei hätte sie es durch die Erfahrung mit Richard, der unter seinem Hemd martialische Tattoos verbarg, um seine Geschäftspartner nicht zu erschrecken und seine wahre Gesinnung zu verheimlichen, besser wissen müssen.
Der erste Eindruck konnte trügen. Nicht aber nackte Tatsachen.
Hüllenlos vor ihr zu stehen und genüsslich von ihr betrachtet zu werden, hatte Craig sichtlich erregt. Sie fühlte sich geschmeichelt! Der Preis für dieses Privileg jedoch war hoch. Das Vergnügen würde sie ihre Anstellung kosten und vielleicht sogar ihre Freiheit bis zum Prozess, wenn Special Agent Tadhg McCarthy einen schlechten Tag hatte – und den hatte er so gut wie immer.
Madison hatte sie dafür, dass Lucille ihr die Stirn geboten hatte, härter bestraft, als diese Schnepfe ahnte.
7. KAPITEL
Wie kann man einer Frau mit diesen großen, sexy Betty- Boop-Augen ernsthaft böse sein, fragte sich Craig, blieb im Türrahmen stehen und sog den Anblick von Lucille in sich auf. Sie stand neben Patrick im Büro des Butlers, den Blick gesenkt und die Hände ineinander verschlungen.
Immer wieder sah sie kurz durch ihre langen Wimpern auf und bat stumm um Verzeihung. Aber tat ihr ernsthaft leid, was vorgefallen war? In seiner Suite hatte sie gezögert, hatte einige Sekunden zu lang hingeschaut, als würde sie den Anblick genießen.
Du Narr hättest ja zurück ins Badezimmer gehen können, schimpfte er mit sich selbst, während er versuchte, wütend auszusehen. Er war jedoch vor Schreck nicht einmal in der Lage gewesen, das Handtuch sofort vor seinen Schwanz zu halten. Wie konnte er Lucille dann verurteilen, nicht schnell genug reagiert zu haben?
Es sei denn, sie hatte das alles geplant. Mit bemüht finsterer Miene trat er ein, stellte sich vor sie und blickte ihr eindringlich in die Augen.
Patrick hob seine Arme und sah einen Moment so aus, als wollte er Kirby schütteln, doch dann legte er lediglich seine Handflächen aneinander. »Ich bin untröstlich. Wie konnte das nur passieren?«
»Du kannst doch nichts dafür«, sagte Craig. Es war Kirbys Schuld, nicht seine.
»Madison hat mir alles berichtet. Ich konnte zuerst nicht glauben, was ich da hörte.« Patrick legte kurz die Hände auf seine Ohren. Seine Wangen bekamen eine dezente Röte, als wäre er es gewesen, der Craig nackt ertappt hatte, ein typisches Anzeichen von Fremdschämen.
Patrick gehörte zur Familie, doch Craig fand, dass er es zuweilen mit seiner Korrektheit übertrieb. Die Dinge ein wenig lockerer zu sehen täte ihm gut, doch so war der Butler eben. Das Personal unterstand seinem Befehl. Alles, was die Angestellten taten, war für ihn, als hätte er es selbst getan, sie waren sein verlängerter Arm.
Aber Kirby schien niemand zu sein, der sich an die Leine legen ließ. Sie machte den Anschein, als würde sich eine Rebellin in ihr verbergen, die sie allerdings noch zurückhielt. Patrick ahnte das, weshalb er ihr ablehnend gegenüberstand, aber es war genau das, was Craig
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