Jenseits aller Tabus
gegen die Mauer geschlagen, damit die verbitterte und aggressive Stimme in seinem Inneren endlich verstummte. Unglücklicherweise hatte sie recht.
Er konnte Lucille Dawson nicht beschützen und gleichzeitig Informationen aus ihr herauskitzeln.
17. KAPITEL
Auf keinen Fall steckt Craig mit Jack Caruso unter einer Decke, dachte Lucille, als sie die Treppe hochstieg. Für einen Moment war sie blind wie ein Maulwurf, weil die Nachmittagssonne, die schon recht tief stand, sie blendete. Sie schirmte mit der Hand ihre Augen ab und trat aus dem Schutzbunker auf den Rasen, der leicht unter ihren Schuhen nachgab.
Wenn Craig tatsächlich etwas im Schilde führen würde, hätte er die Chance nutzen und im Tornadokeller mit ihr machen können, was er wollte. Niemand hätte etwas gesehen oder gehört. Stattdessen hatte er ihr seine Hilfe angeboten. Sie nahm ihm seine Betroffenheit ab. Er hatte ehrlich bestürzt ausgesehen.
Lucille hatte die Narben vergessen, zuerst aus Angst, dass Craig über sie herfallen könnte, und dann, dass er es nicht tun würde. Dieser Mann kostete sie Nerven! Natürlich hatte er ihr das mit der Borderline-Krankheit nicht abgenommen, die Ausrede war aber auch zu dumm gewesen. Sie kannten sich jedoch kaum, und Lucille hatte anfänglich an Craigs Aufrichtigkeit gezweifelt, da hätte sie ihm kaum von der Hölle ihrer Kindheit erzählen können. Es war der falsche Zeitpunkt und der falsche Ort. Aber der richtige Mann?
Unbeholfen stakste sie über den Rasen. Die Libelle rieb über ihren Schoß und erregte sie, obwohl der Vibrator nicht einmal eingeschaltet war. Zudem reizte ein Band ihre Hinterpforte, denn das Höschen war konzipiert wie ein Stringtanga, und ein Haltegurt verschwand zwischen ihren Gesäßhälften.
Über ihre Schulter hinweg schaute sie zurück. Craig stand auf der obersten Stufe der Treppe, einen Fuß auf dem Rasen, und stützte sich mit einer Hand auf seinem Oberschenkel ab, in der anderen hielt er die Schachtel, in der noch ihr Höschen lag; er hatte es nicht wieder hergeben wollen. In diesem Moment wirkte er wie ein Eroberer, wie ein Kapitän auf seinem Schiff. Lucille konnte sich durchaus vorstellen, ihm eines Tages die Geschichte zu erzählen, wie ihre Mutter sie fürs Leben zeichnete, aber noch standen sie sich nicht nah genug.
Plötzlich summte es leise, die Libelle erwachte zum Leben, und Lucille gab einen spitzen Schrei von sich. Craig hatte den Vibrator eingeschaltet, dieser stimulierte ihre Spalte auf sanfte Weise, als wäre er Craigs verlängerte Hand. Lucille presste ihre Lippen zusammen und warf ihm einen wütenden Blick zu.
Lässig schlenderte er an ihr vorbei zur Villa und zuckte mit den Schultern. »Das ist erst die niedrigste Stufe«, bemerkte er amüsiert und tauchte im Haus unter.
Der Vibrator verstummte.
Das konnte nicht sein Ernst sein! Würde er sie stimulieren, wo immer sie ging und stand, was immer sie tat und egal, wer sich in ihrer Nähe aufhielt? Sie hatte erwartet, dass er sie zu sich rufen würde, sobald Taylor Feierabend machte, um dann das neue Spielzeug auszuprobieren, und dass die Zeit davor nur dazu diente, ihre Erwartungen zu schüren und ihr Kopfkino anzuregen, doch Craig hatte offensichtlich andere Pläne. Oder hatte er sie eben nur geneckt? Wollte er ihr Angst machen und ihr sagen, er könnte, wenn er wollte, aber sie am Ende in Ruhe arbeiten lassen?
Craig beseelte ihre Gedankenwelt bei allem, was sie tat. Patrick hatte ihr eine Liste mit Arbeiten geschrieben, die es zu verrichten gab, und Lucille machte sich sofort daran, Punkt für Punkt abzustreichen, denn wenn Craig sein Spiel mit ihr erst richtig begann, würde sie keine Zeit mehr haben und danach vermutlich glücklich ermattet sein.
Sie zweifelte keine Sekunde daran, dass der Abend mit ihm aufregend werden würde. Während sie den Teppichboden im Korridor saugte, fragte sie sich, wieso sie ihm Vorschusslorbeeren zugestand. Da war dieses Gefühl in der Magengegend. Lucille schaute auf die Standuhr. Aus der Küche duftete es köstlich, bald gab es Abendessen. Es musste Hunger sein, ja, ganz bestimmt. Aber warum knurrte ihr Magen dann nicht?
Im Glas der Uhr erblickte Lucille ihr Spiegelbild. Das selige Lächeln auf ihrem Gesicht schien wie eingemeißelt.
Ein intensives Kribbeln in ihrem Höschen ließ sie auffahren. Das Geräusch des Staubsaugers dämpfte ihren Aufschrei. Erschrocken flog sie herum, eine Hand auf ihren Schritt gepresst und nach Luft schnappend, denn das Prickeln nahm
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