Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits aller Tabus

Jenseits aller Tabus

Titel: Jenseits aller Tabus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
Vom Netzwerk:
wenn er es nur richtig anstellte. Dann wären beide zufrieden, der Mann und der Jäger in ihm.
    Ohne ihre Scham zu berühren, richtete er die Libelle so aus, dass sich der Kopf über Kirbys empfindsamster Stelle und der Körper auf ihren inneren Schamlippen befand. Der lange Schwanz verschwand zwischen ihren Schenkeln. Craig nahm Kirbys Hand und drückte sie gegen die Libelle, damit der Vibrator nicht verrutschte.
    Es kostete ihn unglaublich viel Kraft, aufzustehen, anstatt seine Lippen auf ihre Spalte hinabzusenken und herauszufinden, ob sie so fruchtig schmeckte, wie sie aussah. Der Geschmack von Granatapfelsaft lag ihm auf der Zunge. Stattdessen schob er ihr Kleid noch höher, um das Band, das das Vorder- und das Hinterteil des ungewöhnlichen Slips verband, rechts und links einzuhaken und festzuziehen.
    Dabei bemerkte er die Wundflächen, die ihren Bauchnabel einrahmten. Einige waren verheilt, andere noch gerötet. Waren das Verbrennungen? Er wollte Kirby nicht in eine peinliche Situation bringen – höchstens in der Art, die erregend war, und zwar für sie beide –, deshalb schwieg er, doch sie musste seinen Blick bemerkt haben, denn sie wurde unruhig.
    »Ich schaffe den Rest allein, Craig.«
    »Ich führe zu Ende, was ich begonnen habe.« Unbeirrt zog er den Gurt an einer Seite fest und ging um sie herum, um sich der anderen Seite zu widmen, als ihm die Narben auf der Rückseite ihrer Oberschenkel auffielen. Bestürzt hielt er inne. Auf beiden Seiten befanden sich untereinander zehn Zentimeter lange Narben, vier rechts und fünf links, alle vollkommen verheilt und dennoch nicht weniger entsetzlich anzuschauen. Fassungslos starrte er ihre Beine an.
    Plötzlich wandte sich Kirby um und presste ihre Kehrseite gegen die Wand. »Wenn du das Ganze abbrechen möchtest, mach es sofort.«
    »Wieso sollte ich?« Craig stockte. Dann begriff er. Er brüllte fast, als wollte er sichergehen, dass sie ihn auch hundertprozentig verstand. »Ich fühle mich nicht abgestoßen, das darfst du auf keinen Fall denken, sondern ich bin stinkwütend.«
    »Auf mich? Weil ich dich nicht gewarnt habe?«, fragte sie kraftlos. Sie lehnte sich gegen die Mauer, als bräuchte sie Halt.
    Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und strich mit einem Daumen über ihre Unterlippe. »Auf denjenigen, der dir das angetan hat.« Seine Stimme klang butterweich. Wie musste sie gelitten haben! Und sie hatte noch Kontakt zu ihm, denn die Brandwunden waren frisch. Stammten sie von brennenden Zigaretten? »Wer war es?«
    »Wie bitte?«
    »Wer misshandelt dich?«, fragte er eindringlicher, wohlwissend, dass er die Mittel besaß, um ihre Tortur zu beenden.
    »Niemand.«
    »Lüg mich nicht an. Wenn ich eins nicht mag, dann sind es Lügen.« Er redete sich in Rage und schlug aufgebracht gegen die Wand, das machte die Situation allerdings nicht besser. »Sag es mir, bitte, ich will dir doch nur helfen.«
    »Ich … ich bin schon … in Therapie. Borderline«, stieß sie hervor, und rote Flecken tauchten auf ihrem Dekolleté auf, »ich weiß nicht, ob du schon mal von der Krankheit gehört hast.«
    Zögerlich nickte er. »Ritzen sich die Patienten nicht vorwiegend die Haut an den Armen auf?«
    »Ich habe mir eine Körperstelle ausgesucht, die niemand sieht, um meine Krankheit geheim zu halten. Sonst hätte ich doch niemals einen Job gefunden.« Jetzt wirkte sie beinahe enthusiastisch, als wäre sie stolz darauf, eine Ausrede gefunden zu haben.
    Sie flunkerte, das war offensichtlich. Auch ohne sich mit dem Krankheitsbild auszukennen, wusste er, dass niemand sich selbst derart gleichmäßig waagerechte Narben unterhalb des Pos zufügen konnte, akkurat untereinander, wie ein Barcode, nicht einmal mithilfe eines Spiegels.
    »Wie weitsichtig für jemanden mit einer Persönlichkeitsstörung.« Ironie troff aus jeder Silbe. »Ich glaube dir kein Wort, kann dich allerdings auch nicht zwingen, mir die Wahrheit zu offenbaren. Aber du sollst wissen, dass ich für dich da bin, solltest du deine Meinung ändern.«
    Erstaunen spiegelte sich in ihrem Gesicht. Sie zurrte den Hüftgurt des Vibratorhöschens an der anderen Seite fest, sodass es auch ohne ihre Hilfe saß. Craig erkannte die Geste als Zeichen, dass sie fortzufahren beabsichtigte. Das wollte er auch. Unbedingt! Nicht wegen seines Plans, sondern weil er sie in dieser schrecklichen Situation nicht alleinlassen wollte. Er würde für sie da sein, sich um sie kümmern.
    Du bist ein Narr! Am liebsten hätte Craig seine Stirn

Weitere Kostenlose Bücher