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Jenseits aller Tabus

Jenseits aller Tabus

Titel: Jenseits aller Tabus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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zu ihrem Penthouse hochfuhren.
    »Ich mache Geschäfte mit ihm.«
    »Im Auto?« Verständnislos hatte sie ihn angeschaut. »Wieso trefft ihr euch nicht in deinem Büro?«
    Er hatte mit den Achseln gezuckt, den Notstoppknopf im Fahrstuhl gedrückt und, nachdem der Aufzug abrupt angehalten hatte, begonnen, sie trotz Überwachungskamera zu vernaschen. »Ich mag es unkonventionell.«
    Dem hatte sie zugestimmt. Er war ein Geschäftsmann mit Tätowierungen wie ein Knastbruder und hatte eine Kellnerin geheiratet anstatt eine Frau, die ebenso reich war wie er.
    Inzwischen wusste sie, wie weitreichend seine unkonventionellen Geschäftsmethoden gingen. Ein Großteil davon war illegal, manche sogar tödlich. Konnte Alvaro Castillo ein Auftragskiller sein, den Richard auf sie angesetzt hatte, um Dinge auf die Art zu regeln, wie es bei einem Händler des Todes nahelag?
    Der Schreck fuhr ihr in die Glieder. Die Tür stand kurz davor, ins Schloss zu fallen. Lucille wollte schreien, doch die Furcht schnürte ihre Kehle zu. Plötzlich war sie sich sicher, dass er eine Schusswaffe bei sich trug und nicht davor zurückschrecken würde, sie zu benutzen – gegen Lucille und jeden, der ihr zu Hilfe eilte.
    Sie fühlte sich ohnmächtig, alleingelassen, wehrlos. Die Wohnungstür stand nur noch eine Handbreit offen. Jegliche Hoffnung schwand. Sie war verloren!
    Unerwartet stieß ein Schuh durch den Spalt. Jemand drückte die Tür von außen so gewaltsam auf, dass Castillo beiseitetreten musste.
    »Craig«, rief Lucille. Ihre Stimme vibrierte vor Panik. »Ich meine, Mr Bellamy.«
    Er baute sich mit grimmiger Miene im Türrahmen auf, wie ein Boxer, der aus seiner Umkleidekabine kam, um sich einem Kampf zu stellen – konzentriert und zu allem bereit. Doch er griff Castillo nicht an und Castillo ihn ebenfalls nicht. Sie schauten einander lediglich mit zusammengekniffenen Augen an.
    Plötzlich war Lucille nicht mehr sicher, ob Craig zu ihrer Rettung oder ihrem Untergang gekommen war. Ein hässlicher Gedanke formte sich in ihrem Hinterkopf.
    Vielleicht gehörte der Südamerikaner weder zum FBI noch zu Richards Leuten, sondern war Craigs Verbindungsmann zu Dawson und der La picadura del escorpión. Als angesehener Reeder würde er natürlich das Risiko vermeiden, mit ihnen gesehen zu werden.
    Niemand hatte gewusst, dass sie sich zu diesem Zeitpunkt in ihrem Apartment aufhalten würde – niemand außer Craig.

21. KAPITEL
     
    Als Craig sie anschaute, blieb sein Blick hart, aber seine Stimme klang samtig. »Ist alles okay mit Ihnen, Kirby?«
    Lucilles Nackenhärchen stellten sich auf. Verstohlen warf sie Alvaro Castillo einen Blick zu. Sie konnte ihrer Panik und Angst endlich Luft lassen und schreien, dass der Latino zu ihren Feinden gehörte, aber damit hätte sie ihre gesamte verkorkste Vergangenheit vor Craig ausbreiten müssen. Außerdem schien Castillo gefährlich! Sie hatte zwar keine Waffe gesehen, aber er trug eine versteckt – eine oder mehrere –, darauf hätte Lucille ihr Leben verwettet. Wenn sie ihn jetzt verriet, würde er sie unweigerlich angreifen, wie ein Tiger, der in eine Ecke gedrängt wurde. Das brachte nicht nur sie selbst, sondern auch Craig in Gefahr.
    Plötzlich fasste Alvaro Castillo in seine Jackettasche.
    Craig setzte zum Sprung an. Doch bevor er sich auf den Südamerikaner stürzen konnte, zog dieser einen Ausweis hervor, der in einer Plastikfolie steckte. Mithilfe eines Klips befestigte er ihn an seinem Revers.
    »Alvaro Castillo«, stellte er sich vor und lächelte. »Ich arbeite für die Verwaltung der Wohnanlage Manatee und hatte bisher noch keine Zeit gefunden, unsere neue Mieterin zu begrüßen.«
    Hatte er für jede Gelegenheit eine geeignete ID-Card dabei? Lucille versuchte das Zittern ihres Körpers unter Kontrolle zu bekommen, damit Craig es nicht bemerkte. Offensichtlich hatte Castillo sich dazu entschieden, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen, vielleicht um Aufsehen zu vermeiden oder weil er spürte, dass Craig kein leichter Gegner war und ihn zu Boden geworfen hätte, bevor er seine Waffe hätte ziehen können.
    Kritisch beäugte Craig den Ausweis.
    Schließlich ließ er den Latino passieren. Dieser verabschiedete sich mit einem stummen Nicken und eilte davon.
    »Ich bin gleich zurück«, versprach Craig. »Schließ dich bitte ein.«
    Da sie sich nicht rührte, nahm er ihr den Schlüssel aus der Hand, wobei seine Finger zärtlich ihren Handrücken streiften, schloss die Apartmenttür hinter

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