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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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könnte vielleicht schießen. Sie hatten alle gesehen, wie er die Pistole während des Sprungs des Pferdes zog, so glaubten sie wenigstens. Allerdings konnten sie kaum begreifen, dass er gleichzeitig mit der anderen Hand sein Gewehr aus dem Futteral am Sattel gezogen hatte.
    Mit unbewegter Miene legte er ein Bein über den Sattelknauf und glitt zu Boden, beide Waffen nach wie vor schu ss bereit.
    »Lydia?«
    »Ja?«
    »Komm her.«
    Lydia war noch nie in ihrem Leben so froh gewesen, jemanden zu sehen. Sie wollte am liebsten zu ihm rennen, die Arme um ihn legen und seine Kraft in sich aufnehmen. Aber sie warf nur Moses einen beruhigenden Blick zu und trat neben Ross. Er ließ die anderen keinen Moment aus den Augen, während er fragte: »Was ist hier los?«
    Sie schluckte, weil sie nicht wusste , ob sie nicht stottern würde, und begann dann zu erzählen, was geschehen war. Als Ross von Lukes Tod hörte, zuckte er heftig zusammen und warf einen Blick zu den Langstons hinüber, sonst zeigte er keine Regung. Als Lydia zum Ende kam, spürte Ross, dass im Augenblick kein Ausbruch von Gewalt mehr zu erwarten war, steckte die Pistole zurück ins Halfter und ließ das Gewehr sinken.
    Mit klirrenden Sporen ging er hinüber zu Mr. Grayson. »Glaubt Ihr, der alte Moses ist fähig, jemanden zu töten?«
    »Nein«, sagte der Mann entsetzt. »Der Hilfssheriff hat uns die Sache mehr oder weniger überlassen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte.«
    »Aber ich weiß es.« Ma hatte Lydias Ausführungen genauso aufmerksam zugehört wie Ross. Jetzt ging sie hinüber zu Leona Watkins und gab ihr ohne jede Vorwarnung eine kräftige Ohrfeige. »Nun habe ich schon drei Kinder begraben, und wer weiß, was noch alles kommt bis zum Ende meines Lebens. Ich bete nur zu Gott, dass Ihr dann nicht in der Nähe seid. Ihr seid nicht nur eine infame, alte Hexe, Leona Watkins, sondern auch dumm. Warum hätt’ Moses mir denn den Jungen bringen sollen, wenn er ihn getötet hatte?« Sie richtete sich höher auf. »Ihr seid herzlos und scheint keinen Funken Wärme in Euch zu haben. Ihr tut mir leid.«
    Leona sah sich um und entdeckte nichts als Ablehnung in den Gesichtern, die eben noch auf ihrer Seite gewesen waren. Also machte sie auf dem Absatz kehrt und segelte in Richtung ihres Wagens davon. Als Jesse und Priscilla ratlos stehenblieben, sah sie sie an und bellte: »Und?« Sie folgten ihr stumm.
    Ma sah sich um und sprach zu allen: » Dass sie sich so benimmt, überrascht mich nicht; aber ich glaub’, von den anderen sollten sich doch ein paar entschuldigen.« Einige senkten schuldbewu ss t den Kopf, und alle trotteten zurück zu ihren Wagen. Manche warfen beschämte Blicke auf Moses, der erschüttert die Lider gesenkt hatte.
    Lydia holte Lee zurück und ging dann hinüber zu dem Schwarzen. »Es tut mir unglaublich leid, Moses. Sie haben sich wirklich schlimm benommen. Ist mit Euch alles in Ordnung?«
    »Es geht schon, Miss Lydia. Und vielen Dank, dass Ihr für mich eingetreten seid.«
    Sie lächelte. »Das habt Ihr und Winston für mich auch getan, als ich die Außenseiterin war.« Dann sagte sie ermutigend: »Wenn Ihr heute nachmittag eine Weile auf Lee aufpa ss t, koche ich für Euch und Winston.«
    Die Geste sollte ihm neues Selbstvertrauen geben, und das gelang auch. Tränen glänzten in den Augen des alten Mannes. »Danke. Ihr werdet uns beiden hochwillkommen sein.«
    Lydia spürte Ross hinter sich, drehte sich um und sagte leise: »Beim Wagen ist Kaffee für dich.«
    Er sah auf sie hinab, und sie spürte den Blick bis tief in die Seele. »Ich komme, sobald ich den Langstons einen Besuch abgestattet habe.«
    Ihr wäre es lieber gewesen, wenn er nicht einmal für einen Augenblick fortgegangen wäre. Sie wollte sicher sein, dass er da war und sie ansah, als hätte er sie vermi ss t. Doch wenn sie hier noch länger herumtrödelte, würde er vielleicht ihren inneren Aufruhr an ihrem Blick erkennen. Eilig wandte sie sich ab.
    Er war offensichtlich erschöpft, als er eine Weile später zum Wagen kam. Er dankte ihr für den Kaffee und ließ sich auf einen Hocker sinken. »Was für ein Debakel!«
    »Ich dachte, du wolltest ein paar Tage wegbleiben.« Der beiläufige Ton in ihrer Stimme erforderte ziemliche Mühe. Eigentlich platzte sie vor Neugier, warum er schon wieder da war.
    »Wollte ich auch, aber...« Er zuckte ausweichend mit den Schultern. »Ich habe mich dann doch entschlossen, zurückzukommen und Scout allein weiterreiten zu lassen.«
    Warum

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