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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Bruder gelassen? Am besten verpass’ ich euch gleich beiden eins.«
    »Was, Luke ist noch nicht wieder da?« Bubba hatte Schwierigkeiten, einen klaren Kopf zu bekommen. Priscilla hatte nicht nur seinen Körper leergepumpt, sondern schien auch sein Gehirn außer Kraft gesetzt zu haben. Als er begriff, dass Luke seinen Teil der Vereinbarung nicht erfüllt hatte, wurden Bubbas Knie Wackelpudding.
    »Nein, ist er nicht. Was habt ihr eigentlich getrieben?«
    »Ich... wir... wir haben Feuerholz gesucht und Luke hat gesagt, er würde es herbringen.«
    »Hat er aber nicht, ich muss te nämlich deinen armen Pa schicken, noch welches zu holen. Also?«
    »Und er hat gesagt, er würde... ich weiß... der ist bestimmt noch bei Mr. Colemans Pferden. Er hat gesagt...«
    »Nein, ist er nicht, da hab’ ich Marynell hingeschickt, und
    Lydia versorgt die Pferde. Wenn du ihn wieder decken willst wegen irgendeinem Unfug...« Erneut drohte sie mit der Rute.
    Bubba hoffte nur, dass Priscilla nicht in Hörweite war. Die würde ihn sicher auslachen. Nachmittags es treiben wie ein Mann und dann abends Prügel von Mama...
    »Nein, Ma, ich schwöre... er...«
    Bubbas Stimme erstarb, als ihm klar wurde, dass seine Mutter nicht mehr zuhörte. Sie hatte die Gerte plötzlich fallen lassen. Ihre roten, von der Arbeit rauhen Hände hoben sich zu ihrem Mund, und zum ersten Mal in seinem Leben sah er ihre Wangen bleich werden, als sie ihn zur Seite stieß und ein paar unsichere Schritte vorwärts taumelte.
    »Mrs. Langston«, sagte Moses ruhig. »Ich habe ihn drüben im Wald gefunden.«
    Er hatte Luke auf dem Arm, der dort erstaunlich jung und klein aussah. Um Lukes Kehle lag ein Taschentuch, trotzdem sah man den tiefen Schnitt darunter. Sein Hemd zeigte vorn klebrige rote Spuren - Blut, das in der Sommerhitze schnell getrocknet war.
    Bubba brach vor dem Wagenrad zusammen und begann sich zu erbrechen.

14
     
    Lydia starrte in das gähnende viereckige Loch in der Erde und weigerte sich zu glauben, dass das in eine Steppdecke gehüllte Bündel auf seinem Grund der lebhafte, immer zu Streichen aufgelegte Luke Langston war. Die Trauernden standen schweigend da, während Mr. Grayson die Worte der kurzen Bestattungszeremonie sprach. Dies war schon der zweite Todesfall seit ihrem Aufbruch. Es gab keinen Sarg. Dafür war keine Zeit gewesen.
    Lydia ließ die Tränen über ihre Wangen laufen, ohne sie zu beachten. Glücklicherweise lag Lee still auf ihrem Arm. Ob er spürte, welche Tragödie hier stattgefunden hatte?
    Lydia konnte nicht begreifen, wie Ma Langston es schaffte, so stoisch die Fassung zu bewahren. Sie war gekleidet wie immer und stand aufrecht mit ausdruckslosem Gesicht da. Nur wie sich die Knöchel ihrer vor dem Bauch gefalteten Finger ineinander verkrallten, ließ erkennen, wie sie litt. Ihre Familie war um sie versammelt. Zeke stand gebeugt und sah um Jahre gealtert aus. Anabeth versuchte, die Würde ihrer Mutter zu imitieren, aber die kleineren Mädchen klammerten sich aneinander und weinten erbärmlich. Samuel sah verwirrt aus, als würde er gleich losschluchzen. Nur der kleine Micha stand ahnungslos neben seiner Mutter, fest an ihren Rock geklammert, und rührte sich nicht.
    Doch Bubba, ja Bubba, war der traurigste Anblick von allen. Mit hohlem Blick starrte er ins Grab hinunter. Sein Gesicht erschien beinah blasser als der Tote, den man zur Beerdigung sorgfältig gewaschen und eingewickelt hatte. Während Lukes Gesicht im Tode friedlich wirkte, wurde sein älterer Bruder von Kummer und Verzweiflung gebeutelt.
    »Sie waren einander eben sehr nah, die beiden«, murmelten die Leute.
    »Er wird lange brauchen, bis er diesen Verlust verkraftet.«
    Mr. Grayson beendete die Lesung des dreiundzwanzigsten Psalms und schloss seine abgenutzte Bibel. Er räusperte sich leise. »Ma, wenn Ihr soweit seid...«
    Ma bückte sich und nahm eine Handvoll von der Erde, die ausgehoben worden war für das Grab ihres Sohnes, und ließ sie auf den Toten fallen. »Kinder«, sagte sie. Eines nach dem anderen kamen Lukes Geschwister an den Rand des Grabes und warfen Erde hinein. Als Bubba an der Reihe war, sah er hinab mit einem Ausdruck, für dessen Leid keine Tränen ausreichten. Er stieß einen erstickten Schrei aus, drehte sich um und rannte zwischen den versammelten Leuten hindurch davon. Ma sah hinter ihm her, und ihr Gesicht wirkte so leer wie seines. »Zeke«, sagte sie und stupste ihren Mann am Arm. Zeke rührte sich, nahm mechanisch eine Handvoll Erde und

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