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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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hochmütig zurück. »Eigentlich stört mich das wenig.«
    »Wenn du mir sagen wolltest, dass mein Mann ein Bigamist ist, hast du nur deine Zeit verschwendet. Du kannst wieder gehen.«
    »Nicht so hastig«, säuselte Clancey. »Wir haben noch einiges zu besprechen.« Er sah sich im Wagen um und nickte wohlwollend. Als er in die Kiste mit Lee schaute, hätte Lydia hinausspringen können, aber sie wagte nicht, ihn mit Clancey allein zu lassen. Und rufen wollte sie nicht, weil sie fürchtete, er könnte allen sagen, wer er war.
    »Ist das mein Kind?« fragte er und deutete mit der Messerspitze auf Lee hinunter.
    »Nein!« schrie sie auf und stieß ihn zur Seite, um sich schützend zwischen ihn und das Kind zu stellen. »Dein Kind ist tot geboren worden. Das hier ist Ross’ Baby. Victoria ist bei seiner Geburt gestorben.«
    Clancey kratzte sich mit dem Messer an seinem dicken, haarigen Hals, während er Lee betrachtete. Er wieherte los. »Plausible Geschichte.«
    »Es ist aber so!« rief Lydia, die sein Mi ss rauen spürte. »Das Kind, das du mir gemacht hast, habe ich im Wald bekommen. Es war tot und ist begraben.«
    Clancey zuckte mit den Schultern. »Is’ mir eigentlich egal. Das hier ist nett, das tut’s für mich genausogut. Aber wenn es nich’ von mir is’, liegt mir auch nich’ so viel dran, ob es gut versorgt wird.«
    Lydia blieb kurz das Herz stehen. Ihre Kehle wurde trocken. »Was willst du?«
    Clancey lachte. »Jetzt kapierst du langsam! Ich hab’ doch immer gewu ss t, dass du nich’ dumm bist. Die ganze Zeit.«
    Lydia hatte schreckliche Angst davor, was der Mann tun und dass Ross ihn hier vorfinden könnte. Viel Zeit blieb nicht mehr. Die anderen waren dabei, an ihren Lagerfeuern das Abendessen zu kochen. Würde man sie vermissen? Würde man sie suchen? Würde Ross zurückkommen und sie hier mit Clancey zusammen finden?
    Nein! Herr im Himmel, bitte nicht!
    »Was willst du?« wiederholte sie.
    »Du hast dich scheinbar verbessert, kleine Schwester, echt. Und da hatte ich gedacht, du könntest deinem armen alten Stiefbruder sozusagen eine kleine Unterstützung gewähren.« Seine Schweinsaugen glitzerten gefährlich, als er leise fortfuhr: »Und zwar, indem du mir die Juwelen überlä ss t, die dein Mann dem Vater seiner ersten Frau gestohlen hat.«
    Lydia starrte ihn nur an. »Wovon redest du?« fragte sie mit dünner Stimme. »Was für Juwelen? Wir haben keine, und Ross ist kein Dieb.«
    Clancey lehnte sich gegen eine Kiste und zog aus seinem Hemd den Steckbrief, den er jetzt seit zwei Monaten mit sich herumschleppte und der die Hure in Owentown das Leben gekostet hatte. »Wirf mal hier einen Blick drauf«, näselte er und faltete das beinah durchgescheuerte Papier auseinander. »Dein netter, wackerer Ehemann, von dem du so viel hältst, ist nicht so ’n Heiliger, wie du glaubst.«
    Lydia starrte das Bild an. Jünger, kein Schnurrbart, aber unfehlbar Ross Coleman. Sonny Clark. Sie las die Liste der Verbrechen, die er begangen haben sollte, und ihr wurde flau. Die Truhe neben ihr muss te ihr Halt geben, sonst wäre sie ohnmächtig umgesunken.
    Sie war sich nicht sicher, aber die Zahl fünf mit den drei Nullen dahinter muss te eine gute Summe sein, die dem Melder von Sonny Clarks Aufenthaltsort geboten wurde.
    Ihr Blick war matt und trüb. »Du willst ihn für das Geld verraten.«
    Er kratzte sich seinen fettigen Kopf. »Ich schätze, die Juwelen dürften mehr wert sein als das, und die Sheriffs kämen auch nicht ins Spiel, verstehste? Also dachte ich, du gibst mir den Plunder, und schon bin ich weg. Wir trennen uns als Freunde, und ich lass dein’ Mann und den Kleinen in Ruhe.«
    Lydia breitete die Arme aus. »Aber ich sage doch, es gibt hier keinen Schmuck. Ich weiß nicht, was du meinst.«
    Da packte er sie, riss sie zu sich heran und drückte sein Gesicht ganz dicht an ihres. » Muss es geben, sag ich dir. Ich hab’ ihren Vater mit einem reden hören, der sich völlig offiziell anhörte. Sie suchen deinen Mann, weil er seine Frau entführt und den Schmuck mitgenommen hat.«
    »Ross würde nie...«
    Clancey schüttelte sie kräftig. »Sei doch still. Schließlich ist er ’n Killer, oder?«
    Lydia wollte ihre Gedanken ordnen. Es ging nicht. Ross ein Mörder? Aber die Art, wie er mit Waffen umging. Ein Mörder? Bankraub? Überfälle auf Züge? Das war unmöglich, und doch ging es ganz klar aus dem Steckbrief hervor. »Ich weiß nichts von Schmuck. Ross hat seine Frau geliebt. Sie waren auf dem Weg

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