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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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nach Texas, um dort Pferde zu züchten. Er hat sie nicht entführt.«
    »Glaubt ihr Vater aber. Und er ist ganz scharf drauf, zu erfahren, wo sie abgeblieben sind. Wenn du den Schmuck nicht findest und mir gibst, erfährt er alles!«
    »Auch wenn hier irgendwelcher Schmuck ist, weiß ich trotzdem nichts davon.« Er bemerkte, dass sie die Wahrheit sagte und lockerte seinen Griff etwas.
    »Ross hat Victorias Sachen weggegeben, als er mich heiratete. Ich wü ss te nicht, wie ich sie jetzt wiederfinden sollte. Außerdem kann ich doch meinen eigenen Mann nicht bestehlen!« rief sie aus.
    »Wär dir lieber, er endet wie der blonde Junge, den ich umbringen muss te, hä? Er war doch ’n Freund von euch, oder?«
    Lydia wurde kalkweiß. »Du hast Luke auf dem Gewissen?« Ein Wimmern entrang sich ihrer Kehle.
    »So hieß der? Wir sind uns nich’ vorgestellt worden, bevor er losrannte und dem ganzen Lager erzählen wollte, dass ich dich suche. Da muss te ich ihn doch bremsen, oder? Und das hab’ ich auch gemacht.« Er kicherte wie verrückt.
    Lydia hielt sich die Hand vor den Mund, als ihr wieder übel wurde. Luke Langston war ihretwegen umgekommen. Erst hatte er sie im Wald gefunden und ihr zu Leben und Gesundheit verholfen, und dafür muss te er dann sinnlos sterben.
    »Ich würd’ wirklich nur ungern noch mal so ’ne Schweinerei veranstalten. Aber da das Balg dort ja sowieso nicht meines ist...« Er verstummte drohend und spielte an seinem Messer herum mit einem Blick auf Lee, der wach geworden war und glucksend in seiner Kiste strampelte. »Und wenn ich deinen Mann den Sheriffs ausliefere, würden wieder nur du und ich übrigbleiben. Was ich natürlich gar nicht so schlecht fände.« Er strich mit der gemeinen Spitze seines Messers über ihre Brust und umkreiste lässig die Stelle, wo die Brustwarze lag.
    Mit unangebrachtem Heldenmut schlug sie seine Hand zur Seite. »Ich... ich werde den Schmuck suchen, auch wenn ich nicht glaube, dass ich irgend etwas finde. Wenn nicht, wirst du uns dann in Ruhe lassen?«
    »Besser, du suchst echt gründlich, kleine Schwester. Weil es sonst sein könnte, dass ich mir das Geld woanders werd’ besorgen müssen - zum Beispiel, indem ich weiß, wo Sonny Clark ist.« Er beugte sich zu ihr und blies ihr seinen stinkenden Atem ins Gesicht. »Isser beim Bumsen genausogut wie ich? Hä, kleine Schwester?«
    »Hör auf, mich so zu nennen. Ich bin nicht deine Schwester.«
    »Nee, schätze, wohl nich’«, sagte er und kratzte sich sein stoppelbärtiges Kinn. »Eher so ’ne Art Ehefrau nach Gewohnheitsrecht.« Sie wurde deutlich blasser, und er ließ sie mit jenem hä ss lichen Grinsen los. »Aber im Moment hab’ ich dafür noch keine Zeit. Ich muss mich um meine Zukunft kümmern.« Er steckte das Messer weg und ging zum Hinterausgang des Wagens. »Ab heute komme ich öfter mal vorbei. Du hast wohl jetzt zu tun.« Er schaute noch einmal zu Lee. »Der ist doch süß. Wär’ wirklich schade, wenn ihm was zustoßen würde.«
    Dann war er fort.
    Lydia brach auf dem Boden des Wagens zusammen. Ihre Muskeln gaben einfach der Wirkung des Schocks nach, Clancey lebendig wiederzusehen. Clancey, der ihr immer schon das Leben zur Hölle gemacht hatte.
    Sie kroch auf ihr Bett und rollte sich zusammen, wie seit jeher, wenn Clancey sie vergewaltigt hatte. Und sie weinte genauso verzweifelt, weil er ihr auch dieses Mal Gewalt antat. Er hatte sie beschmutzt. Wegen seiner Gemeinheit hatte sie sich wertlos und schmutzig gefühlt, bis durch Ross alles anders geworden war.
    Und jetzt würde Clancey Russell wieder ihr Leben zerstören.
    »Lydia?«
    Sie hörte Ross von draußen rufen und wischte sich hastig die Tränen von den Wangen. Er durfte nichts erfahren. Wenn irgend möglich, muss te sie das verhindern. Blinde Wut würde ihn überkommen, wenn er herausfand, dass er die Versorgung seines Sohnes einer Frau anvertraut hatte, die mit jemandem wie Clancey intim gewesen war. Ganz zu schweigen von dem Ekel, der ihn erfüllen würde, weil auch er sich mit ihr eingelassen hatte.
    Die Plane hob sich. »Lydia, was...« Er sah sie auf dem Bett liegen und erschrak. »Was ist los?« Unverzüglich sprang er herein und kniete sich neben sie, nahm ihre Hand, drückte sie fest.
     
    Selbst mit staubigen Kleidern, zerdrücktem Haar und dem roten Streifen vom Hutband auf der Stirn war er schön. Er war schön, und sie liebte ihn.
    Diese Empfindung überschwemmte sie, erfüllte sie bis in die äußersten Spitzen ihrer Glieder.

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