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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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»Wie hast du dein Land bekommen?«
    Das Gespräch mit dem Jungen lenkte Ross ab. Während sie sich unterhielten, schnitt er dünne Streifen Speck ab. »Tja, ich bin verwundet worden...«
    »Eine Kriegsverletzung?« fragte ihn Bubba mit großen Augen.
    Ross’ Augen wurden hart, er starrte mit leerem Blick zum Wald und antwortete mit leiser, kalter Stimme: »Nein, mehr ein Unfall.« Er warf den Speck in die heiße Pfanne. Es brutzelte und schmurgelte. »Ein alter Mann namens John Sachs fand mich und brachte mich zu seiner Hütte oben in den Bergen. Er war so eine Art Einsiedler und pflegte mich, bis ich wieder aufstehen konnte.« Ross lachte. »Hauptsächlich mit dem Fusel, den er brannte. Als ich wieder stark genug zum Arbeiten war, schlug er mir vor, unten im Tal bei einem Mann namens Vance Gentry nach Arbeit zu fragen. Er hatte eine der besten Fohlenzuchten in Tennessee. Ich habe für ihn gearbeitet und dann Victoria geheiratet.«
    »Und dann hat dir der alte Sachs das Land in Texas verkauft.«
    Ross sah den Jungen mit einem Lachen im Blick an. »Hab’ ich dir die Geschichte schon mal erzählt?«
    »Klar, aber ich hör’ sie immer wieder gern.«
    »Der alte Sachs hatte in der Schlacht von San Jacinto mitgekämpft, und solchen Männern überließ der Staat Texas seinerzeit Grund und Boden zur Belohnung. Aber Sachs ging zurück nach Tennessee und hatte kein Interesse mehr umzusiedeln.«
    Ross war fasziniert gewesen von dem Gedanken an ein fruchtbares Stück Land in Texas, das einfach brachlag. Er hatte gewu ss t, dass er und Victoria sich immer ihrem Vater würden beugen müssen, wenn sie nicht fortgingen. Außerdem wollte er einmal sein eigenes Haus haben und eine eigene Herde von Pferden, zudem an einem Ort, wo er Fremden unbefangen gegenübertreten konnte.
    Er hatte dem alten Einsiedler angeboten, ihm sein Land abzukaufen. Der Mann hatte nur gelacht und ihm die Urkunde gegeben, die ihm Vorjahren vom Staat Texas überreicht worden war. »Ich werd’ hier in meiner Hütte sterben, mein Sohn«, hatte er gemeint. »Das Land brauche ich nicht. Den Krieg habe ich sowieso nur mitgemacht, weil’s mir langweilig war. Wenn du das Land willst, gehört es dir.«
    Als er dann Victoria seinen Plan unterbreitet hatte, war sie daran interessierter gewesen als angenommen. Ursprünglich hatte er vorausgehen, das Haus bauen und erst dann nach ihr und dem Kind schicken wollen. Aber sie bestand darauf, sogleich mitzukommen.
    Victoria hatte das alles als großes Abenteuer betrachtet und ihre Abreise geheim gehalten . Er fand das nicht richtig, wollte nicht, dass ihr Vater zurückkam in ein leeres Haus.
    »Bitte, Ross, er wird tausend Gründe finden, uns hier festzuhalten, besonders, wenn er das mit dem Baby herausfindet. Niemals wird er uns fortlassen.«
    Jetzt legte Ross zwei Scheiben Speck in ein übriggebliebenes Brötchen und gab es Bubba. »Ich hatte genug von meinem Lohn gespart, um die ersten Pferde für eine Zucht zu kaufen. Jetzt habe ich Lucky und fünf der hübschesten Stuten, die es je gegeben hat.«
    »Das stimmt«, nuschelte Bubba mit vollem Mund.
    »Dank deiner guten Pflege!« Ross verdrehte die Augen. »Und Lucky ist schrecklich in die Stuten verliebt, in jede einzelne.«
    Der Junge geno ss Ross’ Anerkennung sehr. Sie lächelten einander kameradschaftlich zu, als aus dem Wageninneren das Quäken des erwachenden Säuglings ertönte.
    Bubba drehte heftig den Kopf. Jetzt vernahm man durch das Segeltuch leises, mütterliches Gemurmel. Dann war Stille. Bubba sah Ross fragend an, dessen Gesicht sich beunruhigend verfinsterte.
    »Diese ... diese junge Frau, Lydia. Ma hat gesagt, sie würde von jetzt an hier wohnen und das Baby versorgen?«
    Die Lippen unter dem schwarzen Schnurrbart wurden schmal. »Scheint ganz so, ja.« Um seinen Grimm loszuwerden, wandte sich Ross nun einer nützlichen Tätigkeit zu. Er stand auf und ging an das Ende des Wagens. Dort öffnete er eine Reisetasche, nahm Rasierzeug heraus und stellte es auf die hintere Wagenklappe. Dann schlug er seinen Hemdkragen nach innen, tauchte den Rasierpinsel in das heiße Wasser, das er vom Feuer mitgebracht hatte, dann in den Rasierbecher, in dem er festen Schaum anrührte. Er verteilte den Schaum auf der unteren Hälfte seines Gesichtes und begann bedächtig, ihn mit dem Rasiermesser abzuschaben. Bubba sah ihm neidisch zu.
    »Es ging ihr ziemlich mies, als Luke und ich sie gefunden haben«, bemerkte er.
    »Ach ja?« Ross tauchte das Messer ins Wasser und

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