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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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hinaus. Draußen setzte er sich mit einem Ruck den Hut auf, wuchtete den Sattel auf eine Schulter, hängte sein Gewehr über die andere und machte sich auf den Weg zu der Stelle, wo die Pferde über Nacht angebunden waren.
    Die zwei ältesten Langston-Jungen sahen ihn ein paar Minuten später auf seinem kräftigen Hengst das Lager verlassen und durch eine üppige Wiese auf den Wald zureiten.
    »Weißte, was ich denke?« fragte Luke seinen Bruder.
    »Nee, is’ mir auch egal, aber du sagst es mir bestimmt trotzdem.«
    »Ich denke, Mr. Coleman könnte ein echt gemeiner Hund sein, wenn er sich’s vornehmen würde.«
    Bubba starrte nachdenklich hinter dem Reiter her. Er hatte auch den wilden Ausdruck auf dem Gesicht seines Helden gesehen. »Da könnt’ste recht haben, Luke. Da könnt’ste wohl recht haben.«
    »... und abends, wenn alle zu Abend gegessen hatten, gingen sie immer im Lager spazieren, Hand in Hand, und unterhielten sich mit diesem oder jenem, als wär’n sie auf einem Picknick und nicht auf einem Treck nach Texas.«
    Lydia lag auf ihrem Lager und hörte Anabeths Erzählungen zu. Das Mädchen war damit beschäftigt, Victorias persönlichen Besitz aus einer Kommode zu räumen und zusammengefaltet in eine Truhe zu legen. Ma hatte vorgeschlagen, dass so etwas mehr Platz für Lydia und das Baby im Wagen zustande kommen würde, und Ross hatte murrend zugestimmt.
    Er tut und sagt alles widerstrebend, dachte Lydia mit einem müden Seufzer. Die letzten drei Tage hatte sie bettlägerig verbracht, um sich zu erholen und Lee zu stillen. Anabeth blieb tagsüber bei ihr, und Ma kam jeden Morgen, um nach ihr zu sehen, und jeden Abend, um ihr etwas zu essen zu bringen. Als Gegenleistung brachte Ross den Längstens, was er auf der Jagd erlegte.
    Mit Lydia gemeinsam aß er nie. Sie sah ihn überhaupt kaum. Er hatte verschiedene Arbeiten zu erledigen, ritt oft als Kundschafter voraus oder kümmerte sich um die kranken Pferde anderer, die seine Kenntnisse auf diesem Gebiet zu schätzen wusste n. Bubba fuhr Colemans Wagen. Wenn Ross je sein Inneres betrat, wandte er den Blick sorgsam von ihr ab. Wenn er sie jedoch ansah, dann mit verbissener Miene.
    Den größten Teil seiner schlechten Laune hielt sie für eine Auswirkung seiner Trauer. Er tat sich schwer, den Tod seiner Frau zu akzeptieren. Sie war wohl etwas Besonderes gewesen, diese Victoria Coleman. Nach Anabeths ausführlicher Beschreibung eine wirkliche Dame.
    »Wenn die Sonne so richtig hell schien, saß sie mit diesem Spitzensonnenschirm auf dem Bock des Wagens.« Anabeth öffnete das rosaseidene, spitzenbesetzte Kunstwerk. Lydia hatte in ihrem Leben noch nie etwas so Hübsches gesehen. Sie bedauerte es, als Anabeth ihn wieder schlo ss und in die Truhe legte. »Und dann haben sie sich flüsternd unterhalten, als wäre jedes Wort ein großes Geheimnis.« Das Mädchen seufzte tief. »Ich wünschte, Mr. Coleman würde mich mal so ansehen wie sie. Ich würde auf der Stelle schmelzen.«
    Lydia entnahm der Art, wie er sie immer ansah, nicht das leiseste Angenehme. Sie konnte sich überhaupt nicht vorstellen, dass sich zwischen Mann und Frau irgend etwas Angenehmes ereignete. Doch dann fiel ihr immer wieder ein Stückchen aus der Zeit ein, als ihr Vater noch am Leben gewesen war.
    Sie hatten in der Stadt gelebt, in einem großen weißen Haus mit breiten Fenstern und gehäkelten Gardinen davor. Mama und Papa hatten oft zusammen gelacht. An Sonntagen, wenn sie Besuche bei Nachbarn machten, hielt Papa immer Mamas Hand. Daran konnte sie sich erinnern, weil sie ihre Hände oft auseinanderzog, um sich zwischen die beiden zu stellen und eine Hand von jedem zu ergreifen. Dann spielten sie mit ihr und warfen sie hoch in die Luft. Lydia nahm an, dass es wohl möglich sein konnte, dass Männer mit Frauen nicht nur auf böse, schmerzhafte Art umgingen.
    Anabeth erzählte weiter. »Mrs. Colemans Haut war so glatt und weiß wie frische Sahne. Und mit ihren großen, braunen Augen sah sie sehr hübsch aus. Ihr Haar war maisgelb und wie Seide, und immer ganz ordentlich gebürstet.«
    Lydia hob die Hand zu ihrem Haar. Am Morgen, nachdem sie in Mr. Colemans Wagen gekommen war, hatten Anabeth und Ma sie im Bett gewaschen. Sie hatten sie geschrubbt, bis ihre Haut gerötet kribbelte. Um all die Zweige aus ihrem Haar zu bürsten, hatten sie eine Weile gebraucht. Am nächsten Tag schleppte Anabeth einige Eimer Wasser herbei, und sie hatten Lydias Haar gewaschen. Aber wie maisfarbene Seide würde

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