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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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schmerzlich an Victoria erinnerte. Jede Spur von ihren Utensilien war verschwunden, alles ordentlich zusammengestellt und damit mehr Platz gewonnen.
    Lydia gab ihm ein sauberes Hemd, das sie vorbildlich zusammengelegt hatte. Als sie seine Narbe sah, hätte sie beinahe laut nach Luft geschnappt. Sie erstreckte sich über seine linke Brust und bedeckte den seltsam ausgehöhlt wirkenden Muskel. Sie versuchte, ihm nicht zu zeigen, dass sie sie bemerkt hatte.
    »Danke«, sagte er angespannt und hoffte, sie würde gleich wieder hinausgehen, damit alle sie draußen sehen konnten.
    Er hätte wissen müssen, dass er damit zuviel erwartete. »Mr. Coleman, würdet Ihr mir beibringen, den Wagen zu lenken?« fragte sie und sah zu ihm auf. Selbst wenn er so gebückt stand wie hier, reichte sie ihm nur bis zum Brustbein.
    »Den Wagen lenken?« wiederholte er undeutlich. Er fragte sich, ob er das Hemd jetzt überziehen sollte oder warten, bis sie fort war. Besser jetzt gleich, denn so wie sie ihren Blick über seine Brust wandern ließ, brach ihm der Schweiß aus, obwohl er sich gerade gewaschen hatte. »Wohl kaum«, sagte er und schlüpfte hastig in die Ärmel. Betrachtete sie seine Brustwarze oder die Narbe?
    »Warum nicht?«
    »Weil die Pferde Euch wahrscheinlich glatt vom Bock ziehen würden, darum. Ihr seid nicht... stämmig... genug.« Seine Finger fühlten sich an, als hätte er noch nie ein Hemd zugeknöpft.
    »Hat Eure Frau... hat Victoria je die Zügel übernommen?«
    Als er beim letzten Knopf war, fiel ihm erst auf, dass sie alle in den falschen Löchern steckten. Er fluchte lautlos und hätte sie am liebsten losgerissen, um sie wieder neu zu schließen. »Ja, hat sie.«
    »Und war sie stämmig?«
    »Verdammt, nein, war sie natürlich nicht!« schrie er. Er sah sich nervös über die Schulter und senkte die Stimme zu einem bösen Zischen. »Nein, ganz und gar nicht.«
    »Und Ihr habt ihr das Wagenfahren beigebracht?«
    »Ja.«
    »Warum könnt Ihr es mir dann nicht beibringen?«
    »Weil Euch mein Wagen absolut nichts angeht.«
    »Warum nicht?« fragte sie.
    Ohne darüber nachzudenken, knöpfte er sich die Hose auf, um das Hemd hineinzustecken. Die Männer, die Lydia gekannt hatte, trugen Hosenträger, damit ihre Hosen nicht rutschten. Selbst die undeutlichen Erinnerungen an ihren Vater schienen Hosenträger einzuschließen. Ihr Blick folgte Ross’ Händen, als er seinen breiten Gürtel zusammenzog und einschnappen ließ.
    »Ihr mü ss t Euch um Lee kümmern, darum.«
    Sie zwang ihren Blick über seinen Oberkörper aufwärts, ohne sich darüber im klaren zu sein, wie provokativ der Anblick ihrer sich langsam hebenden Wimpern war. »Aber er schläft doch so viel. Es hat mir heute Spaß gemacht, auf dem Kutschbock mitzufahren. Und es gibt keinen Grund, warum ich nicht auch etwas Nützliches tun sollte, während ich dort sitze. Dann hättet Ihr Zeit, Eure Pferde zu bewegen, wenn Ihr möchtet. Ich meine nicht, dass ich die ganze Zeit fahren will. Wenn Lee wach ist, könnte ich ja sowieso nicht, aber es wäre doch hilfreich, wenn ich wü ss te, wie es geht.«
    Eher um das Gespräch zu beenden und wieder nach draußen zu kommen, wo er frei durchatmen konnte, sagte er: »Ich werde darüber nachdenken. Schließlich ist das kein Kinderspiel.« Mit diesen Worten stieg er hinaus, und sie blieb mit einem zufriedenen Lächeln zurück.
     
    Der Lärm und das Durcheinander beim Wagen der Langstons überdeckte die gespannte Stimmung zwischen Ross und Lydia. Die beiden Hähne wurden mit herzhaftem Appetit begrüßt, und kein einziger Knochen blieb unbenagt.
    Nur Bubba geno ss das Essen nicht. Nachdem er nur einen halben Teller geleert hatte, verschwand er schon in der Dunkelheit, angeblich um nach den Pferden zu sehen. Ein paar Minuten später fand ihn Luke an einen Baum gelehnt, wo er gedankenverloren einen Zweig zerknickte.
    »Was is’ denn, Bubba, hast du Bauchweh?«
    »Geh weg«, seufzte Bubba. In einer Familie wie seiner war es schwierig, einfach mal allein zu sein.
    »Ich weiß schon, was du hast«, sagte Luke auftrumpfend. »Du konntest nix essen, weil du die ganze Zeit auf Lydias Möpse gucken muss test.«
    Bubba sprang auf und ging in Kampfstellung. »Halt bloß dein Maul, du Schwätzer!« schrie er.
    Luke lachte nur und entfernte sich tänzelnd von seinem Bruder, wobei er in die Luft boxte, um ihn noch mehr zu reizen. »Du muss t sie einfach andauernd anstarren, wie? Obwohl man eigentlich drauf gefa ss t ist, dass deine Augen

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