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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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beraubt hat.«
    »Dann werdet Ihr es schwer haben, weil Ihr nicht auf die Hilfe örtlicher Gesetzeshüter rechnen könnt.«
    »Aber vielleicht rettet es Victoria das Leben. Ich habe keine Ahnung, wozu er fähig ist, wenn er unter Druck steht. Ross Coleman soll nicht gewarnt werden und in Panik geraten.«
    »Vielleicht habt Ihr damit recht. Ein paar Zeugen haben anschaulich geschildert, wie heftig und schnell er reagieren kann, es ist unbeschreiblich. Sonny Clark zu finden, wird meine letzte Arbeit für Pinkerton sein, bevor ich mich aus Altersgründen zurückziehe. Ich will niemandes Tod auf dem Gewissen haben.«
    »Außer seinem.«
    Die eisige Entschlossenheit in Gentrys Stimme ließ selbst einen alten Hasen wie Majors erschaudern; er war versucht, den Mann daran zu erinnern, dass er das Gesetz nicht in die eigenen Hände nehmen dürfe. Clark sollte lebend geschnappt werden, und er hoffte, dass bis dahin der Ha ss des Schwiegervaters nachgelassen hatte. »Also ans Werk«, sagte er, stand auf und warf ein paar Münzen auf den Tisch.
    Die Männer setzten ihre Hüte auf und verließen den Saloon, der soeben für die Gäste des Abends vorbereitet wurde. Der Barkeeper spülte Gläser, ein lustloser Halbwüchsiger schob einen Besen über den Boden.
    Der Mann mit dem verletzten Kopf stand auf und schwankte, bis er das Gleichgewicht zurückgewann. Absichtlich ließ er sich gegen den Tisch fallen, den die beiden Männer gerade verlassen hatten, und als er sich abstützte, schob er die Münzen in seine Tasche. Sein unsicherer Blick wanderte über die alten Steckbriefe, die noch auf dem Tisch lagen. Er konnte nicht lesen, wusste aber, was die Bilder bedeuteten. Und er hatte etwas von gestohlenem Schmuck gehört. Da er nie die Gelegenheit versäumte, etwas umsonst mitzunehmen, stopfte er sich die Zettel unter sein fleckiges Hemd und stolperte in Richtung Tür. Niemand hatte ihn das Geld nehmen sehen. Niemand achtete auf ihn. Um so besser.
    »Hey, Mister.«
    Mist! »Ja?« Kampfbereit drehte er sich zum Barkeeper um.
    »Den Kopf solltet Ihr Euch besser verbinden lassen.«
    Er entspannte sich und legte seine gelben Zahnstummel frei. »Klare Sache.«
    »Wie seid Ihr überhaupt in so einen Schlamassel geraten?«
    Er lächelte nochmals, das hinterlistige, schiefe Grinsen eines Geiers. »Hab’ mich mit meiner Frau ’n bi ss chen gekabbelt. Da hat sie mir ’ne Pfanne übergebraten.«
    Der Barkeeper nickte wohlwollend. »Das würde ich ihr aber nicht durchgehen lassen.«
    Aus dem Grinsen wurde eine bösartige Grimasse. »Hab’ ich auch nicht vor.« Und wenn es das letzte war, was er tun würde, er würde diese Hündin finden und sie Mores lehren. Als er wieder lostorkelte, kam ihm noch etwas in seinen von Schmerz und Alkohol benebelten Sinn. »Habt Ihr vielleicht was von ’nem Treck gehört, der oben im McMinn County zusammengestellt worden ist?«
    »Hab’ ich nichts von gehört«, verneinte der Barkeeper. »Würde mich aber nicht wundern, da hat’s letzten Frühling ’ne üble Überschwemmung gegeben. Wahrscheinlich sammeln einige ihre letzten Habseligkeiten zusammen und verschwinden.«
    Der Mann an der Tür rieb sich das stoppelige Kinn. Ein Wagenzug mit Familien auf der Suche nach einer neuen Heimat würde ein gutes Versteck abgeben. »Dann werd’ ich mal in die Richtung gehen und mich umsehen.«
    Er torkelte hinaus und fragte sich, wann der freundliche Barkeeper den Diebstahl wohl bemerken würde.
    Sie mochte die Art, in der ihm das Haar in die Stirn fiel. Jetzt hatte er den Kopf gebeugt, weil er seine Waffen säuberte. Das Gewehr, das schon glänzend geölt an der Seite des Wagens lehnte, war fertig. Jetzt arbeitete er an der Pistole. Lydia kannte sich mit Waffen nicht aus, aber diese hier machte ihr angst. Der stählerne Lauf war lang und schlank, kalt und tödlich. Ross hob ihn zum Gesicht und sah in die Öffnung, pustete sacht hinein. Dann rieb er ihn wieder mit einem weichen Tuch blank.
    Am ersten Tag ihrer Ehe hatte sich nichts ereignet. Das Wetter war immer noch düster, es regnete aber nicht mehr so heftig. Trotzdem fand Lydia es kühl und klamm, weil sie den ganzen Tag im Wagen verbracht hatte. Ross war früh aufgestanden und hatte in allen möglichen Truhen und Kästen gewühlt; Lydia gab vor zu schlafen, weil sie sich nicht traute zu fragen, was er da machte. Als sie später aufstand, bemerkte sie, dass sämtliche Besitztümer von Victoria fehlten. Sie wusste nicht, was Ross damit gemacht hatte, aber es war

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