Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
nichts mehr davon im Wagen.
    Lydia sah ihn an, als er gerade wieder sein Haar zurückschob. Es war immer sauber und glänzend, selbst wenn der Hut es zerdrückt hatte. Über den Ohren und im Nacken wurde es schon etwas lang. Lydia nahm an, dass es sich gut anfühlte; sie traute sich jedoch nicht darüberzustreichen, selbst wenn er vielleicht nichts dagegen hätte. Aber das hätte er bestimmt. Er ging höflich mit ihr um, fing aber kein einziges Gespräch von sich aus an, und berührte sie natürlich nie.
    »Erzählt mir von Eurem Land in Texas«, sagte sie leise, so dass seine grünen Augen die Pistole verließen und sie im Licht der Laterne ansahen. Sie hatte Lee auf dem Arm und wiegte ihn sacht, obwohl er schon satt und eingeschlafen war. Irgendwie muss ten sie die Zeit totschlagen, bis sie ins Bett gehen konnten.
    »Ich weiß nicht viel darüber«, sagte er und sah wieder auf seine Arbeit. Er lieferte ihr kurz den gleichen Bericht über John Sachs, den er auch Bubba erstattet hatte. »Er hat sich die Urkunde schicken lassen, und als sie kam, war eine kleine Beschreibung dabei.«
    Seine Begeisterung für das Land siegte über seine Zurückhaltung, und die Worte strömten hervor. »Es hört sich schön an. Leicht hügeliges Weideland. Viel Wasser. Ein Nebenflu ss des Sabine-River fließt durch einen Teil. In der Beschreibung steht etwas von zwei Waldstücken mit Eichen, Ulmen, Pekannußbäumen und Pappeln am Flu ss , Kiefern, Hartriegelsträuchern...«
    »Ich liebe Hartriegel im Frühling, wenn er blüht«, warf Lydia aufgeregt dazwischen.
    Ross ertappte sich dabei, dass er über sie lächelte, und senkte gleich wieder den Kopf. »Als erstes werde ich eine Weide für die Pferde und eine Hütte für uns bauen müssen.« Die Worte waren ihm leicht von den Lippen gekommen. Für uns. Er sah flüchtig zu ihr hinüber, aber sie strich gerade über Lees dunkle Löckchen und sah zu, wie sie sich danach wieder zurechtringelten. Das Baby lag an ihren Brüsten. Einen Augenblick lang stellte sich Ross seinen eigenen Kopf an dieser Stelle vor, wie sie sein Haar berührte und ihn dabei so liebevoll ansah.
    Er rückte unbehaglich auf seinem Hocker zur Seite. »Dann, bevor der Winter kommt, muss es ein richtiges Haus werden. Kein großartiges Gebäude«, sagte er mit mehr Nachdruck als nötig, als warne er sie, irgendwelche Wunder von ihm zu erwarten.
    Hielt er sie denn für so kindisch? »Egal wie, es wird schon richtig werden.«
    Nun rieb er den Lauf der Waffe immer hingebungsvoller. »Dann hoffe ich, dass im nächsten Frühjahr alle Stuten ein Fohlen bekommen. Das wird der Anfang sein, und vielleicht kann ich ja noch Bauholz von meinem Land verkaufen und damit etwas Geld extra verdienen, oder Lucky anderen zur Zucht vermieten.«
    »Ihr werdet bestimmt damit Erfolg haben.«
    Er wünschte, sie wäre nicht so verdammt optimistisch. Das war ansteckend. Sein Herz schlug schneller, wenn er an seinen Grund und Boden dachte, mit großen Bäumen, fruchtbarem Boden und einer Herde von Rassepferden. Und dann würde er sich auch nicht mehr die ganze Zeit umsehen müssen. Er war noch nie in Texas gewesen. Es bestand wenig Wahrscheinlichkeit, dass ihn dort jemand erkannte.
    In Erinnerungen verloren, schlo ss er den Lauf, drehte das geladene Magazin mit den sechs Kammern und wirbelte die Waffe erstaunlich geschickt um den Finger, bevor er sie auf ein imaginäres Ziel anlegte.
    Lydia starrte ihn erschrocken an. Als Ross klar wurde, was er da gerade gemacht hatte, drehte er heftig den Kopf, um zu sehen, ob sie es bemerkt hatte. Ihre bernsteinfarbenen Augen waren ungläubig geweitet. Er schob die Pistole heftig in den Gürtel, als sei sie damit aus der Welt geschafft.
    Sie leckte sich nervös über die Lippen. »Wie... wie weit ist Euer Land von Jefferson entfernt?«
    »Ungefähr eine Tagesreise. Einen halben Tag zu reiten. Soweit ich das nach der Landkarte beurteilen kann.«
    »Und was tun wir, wenn wir in Jefferson ankommen?«
    Sie hatte von den anderen gehört, dass Jefferson die zweitgrößte Stadt in Texas war, einen Binnenhafen besaß sowie Verbindung zum Red River und damit zum Mississippi hatte. Daher wurde es von den Schiffen mit den großen Schaufelrädern mit Waren aus dem Osten und New Orleans versorgt, die auch die Baumwolle auf den Markt dorthin transportierten. Für Siedler, die in diesen Staat zogen, war die Stadt eine wichtige Station zum Einkauf von Wagen und Haushaltswaren, bevor sie weiter nach Westen fuhren.
    »Wir werden

Weitere Kostenlose Bücher