Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
spitzer Nase stand neben ihm, und Lydia nahm an, dass es sich um den Priester handelte. Er lächelte ihr warm zu.
    »Hier ist die Braut, also fangen wir an. Bitte nehmt ihre Hand, junger Mann«, wies er Ross an.
    Lydia sah fasziniert zu, wie Ross’ dunkle Hand sich um ihre schlo ss und beide zusammen auf eine dunkle Bibel legte, die plötzlich aus dem Nichts auftauchte.
    Seine Hand war warm, fast heiß auf der ihren. Die Hornhaut in seiner Innenfläche fühlte sich rauh an auf ihrem Handrücken, doch dadurch erschien ihr wenigstens das Ganze nicht völlig wie ein Traum. Sie starrte seine Hand an und fürchtete beinahe, dass sie verschwände, wenn sie den Blick abwendete.
    Sie hörte gar nicht richtig zu, muss te aber wohl die richtigen Antworten gegeben haben, denn nach erstaunlich kurzer Zeit verkündete der Priester schon: »Hiermit erkläre ich Euch für Mann und Frau. Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden. Ihr dürft die Braut jetzt küssen.«
    Küssen! Das Wort hallte in ihrem Gehirn wider und schien immer lauter zu werden, bis ihr beinah der Kopf barst. Davon hatte ihr niemand etwas gesagt.
    Aber sie hatte keine Zeit, Ma zu fragen, ob das wirklich sein muss te, denn Ross legte schon sanft seine Hände auf ihre Schultern und drehte sie zu sich.
    Sie sah sein Gesicht näher kommen. Es wirkte so groß, verdrängte schließlich alles andere. Sie schlo ss die Augen vor dem Alptraum eines Männergesichts, das sich über sie beugte, ihr mit seinem stinkenden Atem keine Luft mehr ließ, sie mit seinem Gewicht erdrückte.
    Dann spürte sie Ross’ Lippen warm über die ihren streifen. Sie berührten sie nur für einen Augenblick, dann war es schon vorbei.
    Leona Watkins, die unter der Plane ihres Wagens hervorlugte, weil sie bei einer derartigen Schmähung der heiligen Ehe nicht dabei sein wollte, war enttäuscht. Die beiden Heuchler taten, als hätten sie einander noch nie näher angefa ss t.
    Auch Ma schluckte kläglich. Sie hatte auf einen längeren Ku ss mit mehr Substanz gehofft.
    Bubba Langston konnte seinen Adamsapfel nicht mehr beherrschen. Er hob und senkte sich hektisch, während ihm seine Hose vorn zu eng wurde. In einem schweigenden Gebet flehte er um Unsichtbarkeit.
    Nur Mas Drohung, ihn zu verprügeln, wenn er sich nicht benahm, hinderte Luke daran, laut zu kichern.
    Romantische Tränen standen in Anabeths Augen.
    Lydia fragte sich, wie es wohl sein konnte, dass Mr. Colemans Schnurrbart nicht nur ihre Lippen, sondern ihre Haut und ihren ganzen Körper bis tief in die Mitte hinein getroffen hatte. Zwischen ihren Schenkeln war es seltsam warm, geschwollen und feucht geworden, als sein Mund den ihren berührte. Ihrem Dafürhalten nach hätte der Ku ss ruhig länger dauern dürfen.
    Ross schwor sich, dass er sich nicht noch einmal auf eine solche Probe stellen ließe. Er hatte sich eingeredet, dass er sie unbeteiligt küssen könnte, weil es die Zeremonie so verlangte. Nun ja, jetzt wusste er es besser. Keineswegs konnte er sie unbeteiligt küssen!
     
    »Ein Jammer, dass es so bald angefangen hat zu regnen.«
    »Warum?«
    Lydia seufzte. Sie hatte gehofft, dass ihnen Unterhaltungen jetzt vielleicht leichter fallen würden, wo sie vor dem Gesetz Mann und Frau waren. Aber seit der Mann wieder zu ihrem... ja ihrem gemeinsamen... Wagen zurückgekehrt war, benahm er sich, als sei sie ihm lästig. War es möglich, dass es ihm jetzt bereits leid tat, sie geheiratet zu haben? Im Grunde hatte ihn niemand mit vorgehaltener Waffe dazu gezwungen.
    »Ich hatte das Gefühl, dass uns ein paar von den Leuten gerne besucht hätten, das ist alles.«
    Er schnaubte spöttisch. »Die sind nur neugierig. Sie sind aus dem gleichen Grund zur Hochzeit gekommen, aus dem sie auch in den Zirkus gehen würden.«
    Sie hatte glauben wollen, dass alle, die sich nach der Hochzeit um sie scharten, sie jetzt herzlich als Mrs. Coleman bei sich auf-nahmen.
    Ihren Feststrauß stellte sie in ein großes Glas und berührte die zarten Blütenblätter. Mr. Hill hatte ihn ihr gegeben, als er ihr nach der Zeremonie die Hand kü ss te. »Herzlichen Glückwunsch, Mrs. Coleman. Ich wünsche Euch viele glückliche Jahre.«
    »Danke sehr. Die Blumen sind wirklich hübsch«, hatte sie sich gefreut.
    Jetzt schien Mr. Coleman finster entschlossen, all die warmen Gefühle kaputtzumachen, die sie sich gern bewahrt hätte. »Ich glaube nicht, dass sie nur zum Gaffen gekommen sind.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Denkt, wie Ihr

Weitere Kostenlose Bücher