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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Gewicht nimmt zu...«
    Ross wirbelte herum. »Aber es bleibt die Tatsache, dass ich mit dir verheiratet bin und eigentlich nicht sein will. Ich hatte eine Frau. Eine Frau mit ruhigem Charakter und friedlich, die eine Dame war und ihr Haar hochsteckte und die nicht...« Er verstummte. Beinahe wäre ihm herausgerutscht, dass Victoria nie zugelassen hätte, sie mit so ungehinderter Lust zu küssen, wie er Lydia gekü ss t hatte. Aber das durfte er ihr nicht sagen. Er wollte nicht einmal zugeben, dass er sich überhaupt daran erinnerte.
    Es war seine Absicht gewesen, sie zu kränken und zu verletzen, und das war ihm wahrhaftig gelungen. Lydia wünschte, er hätte sie mit dem Gürtel geschlagen, wie Clancey es immer tat; dann wäre es nur ein körperlicher Schmerz, der irgendwann nachlassen würde. Aber Ross hatte sie auf die schlimmste Art verletzt. Er hatte ihr vorgehalten, was sie war, was sie immer sein würde, trotz feiner Kleider oder eines Ehenamens. Im Grunde würde sie immer Abschaum bleiben.
    Wie bei einem verletzten Tier machte der Schmerz sie böse. Ihre Augen glühten wie das feurige Licht eines Sonnenuntergangs. Mit einem hochmütigen Ruck warf sie ihr Haar nach hinten. »Nun ja, ich bin bei diesem Handel auch nicht allzugut weggekommen. Ich hasse dich mit deiner ewig schlechten Laune und deiner Art, grundlos Leuten weh zu tun. Meinem Dafürhalten nach bist du absolut nicht besser als ich, und genau das kannst du nicht ertragen, Mr. Coleman.«
    Schnaubend kam Ross auf sie zu. Lydia spürte den Impuls, vor seinem mörderischen Blick zu fliehen, aber sie war zu aufgebracht, um dem gesunden Menschenverstand zu folgen. »Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen, als den Rest meines Lebens als deine Frau zu verbringen«, rief sie aus. »Du... du... du... herumhurender Hinterwäldler!«
    Ross blieb abrupt stehen, und sein Mund öffnete sich, als hätte jemand die Sehnen an seinem Unterkiefer durchschnitten.
    »Guten Abend, Mrs. Coleman, Mr. Coleman.«
    Winston Hills gedehnte Stimme durchdrang die schwefelgetränkte Luft zwischen Lydia und ihrem Ehemann. Er hatte seinen Gruß sehr höflich formuliert, betrachtete sie indessen peinlich genau, als sie sich zu ihm umwandten. Sie sahen aus wie zwei Kampfhähne, die soeben ihre Sporen schärften, um aufeinander loszugehen.
    Die Colemans gaben sich die größte Mühe, ihre Fassung zurückzugewinnen. »Hill«, sagte Ross gepre ss t und warf einen kurzen Blick zum Gruß auf Moses. Lydia nickte nur mit geteilter Aufmerksamkeit.
    »Herrliche Landschaft hier, nicht wahr?«
    »Ja, das stimmt, Mr. Hill«, brachte Lydia mühsam heraus. Sie war kurz davor gewesen, Ross in sein arrogantes Gesicht zu schlagen, wenn Mr. Hill nicht aufgetaucht wäre. Hatte er gehört, wie beleidigend ihr Mann sie angeschrien hatte? Sie wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken. »Besonders die Blumen«, verlieh sie ihrem Versuch, die Form zu wahren, Nachdruck.
    »Diese hier habe ich gerade unten am Flu ss gepflückt. Würdet Ihr sie annehmen, Miss Lydia?« Moses hielt ihr einen Strauß hin. »Sie würden in Eurem Wagen sicher hübsch aussehen.«
    Lydia warf einen Seitenblick auf Ross. Sein Gesicht war hart und undurchschaubar wie Granit. »Danke, Moses«, sagte sie leise, nahm die Blumen und schnupperte automatisch daran. Sie kitzelten sie an der Nase, und zu allem Überflu ss blamierte sie sich weiter, indem sie auch noch nieste.
    Mr. Hill und Moses lachten. Ross trat ärgerlich von einem Fuß auf den anderen.
    »Moses bewundert sehr die Art, wie Ihr mit Euren Pferden umgeht, Mr. Coleman«, sagte Winston. Er reichte Ross nur bis zur Stirn, aber seine Haltung war würdevoll und ließ ihn größer wirken. »Moses hat bisher immer im Haus gearbeitet, und ich bin zwar geritten, habe aber keine große Erfahrung mit Zugpferden. Würdet Ihr wohl Moses ein paar Ratschläge erteilen? Seit unserer Abfahrt hat er Schwierigkeiten.«
    Ross räusperte sich unbehaglich. »Lä ss t sich machen...«
    »Das ist gut.« Winston strahlte Ross an und wandte sich dann an Lydia. »Habt Ihr schon den Flu ss gesehen? Am Ufer ist es angenehm kühl. Ich begleite Euch gern, natürlich nur, falls Mr. Coleman es erlaubt.«
    »Ich... äh... wollte gerade selbst mit Lydia hinuntergehen.«
    Lydia sah sich erstaunt zu ihm um. Er hatte diesen Satz mit der Selbstverständlichkeit eines Mannes von sich gegeben, der regelmäßig mit seiner Frau Abendspaziergänge macht. Als er den Arm schützend um ihre Taille legte, um sie näher

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