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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Schürzentasche zum Wagen kam.
    »Wie wär’s, wenn wir ein Stückchen geh’n und uns beim Wasser in den Schatten setzen?« schlug sie vor.
    Lydia erklärte sich sofort einverstanden. Der Osten von Arkansas war voller bunter Blumenwiesen und dichter Wälder; Jagdwild gab es in Hülle und Fülle. Nur selten kam einer der Männer mit leeren Händen von ihren Ausflügen zurück. Ihr Abendessen war abwechslungsreich, und wenn sie an einer Stadt vorüberkamen, schickten sie jemanden, der Kartoffeln, die Grundnahrungsmittel und auch gelegentlich besondere Dinge wie Eier einkaufte.
    Lydia und Ma setzten sich in den grünen Schatten unter einer riesigen Eiche. Lydia legte Lee auf ihren Schloss und bot ihm die Flasche an. Er hatte sich erstaunlich gut an die Kuhmilch gewöhnt und wurde von Tag zu Tag runder.
    Ma schlug eines ihrer Lieblingsthemen an, die leidige Sache, dass Bubba der Watkins-Tochter nachstellte. Lydia hörte gelassen zu und bemerkte erst relativ spät, dass sich hinter dem Baum jemand genähert hatte. Ihr ganzer Körper verkrampfte sich vor Entsetzen, als plötzlich ein wütender Ross vor ihnen stand.
    »Was zum Teufel ist das denn?« fauchte Ross.
    Ma, die Lydias Schrecken wahrnahm, stand schwerfällig auf. »Was soll’s schon sein? Eine Flasche Kuhmilch«, sagte sie. »Lydia, gebt mir den Jungen, ich nehme ihn mit runter zum Flu ss , dann kann er in Ruhe austrinken. Wenn er hierbleibt, könnte er womöglich Verdauungsprobleme kriegen.«
    Lydias Arme und Hände zitterten so sehr, dass sie Lee kaum hochheben konnte. Ross’ finster zusammengezogene Brauen verdeckten fast seinen Blick, seine Lippen waren strichartig unter dem Schnurrbart verschwunden, das Bild eines Rachedämons.
    »Warum trinkt Lee aus einer Flasche?«
    Unter seinem brennenden Blick sah Lydia hinab zu ihren Händen, die in ihrem Schloss ruhelos den Rock kneteten. »Meine Milch ist versiegt«, murmelte sie.
    Sein gemeiner Fluch traf sie wie ein Faustschlag. »Wann?« bellte er dann.
    »An dem Tag, als wir über den Flu ss gefahren sind. Ma hat gesagt...«
    »Vor über einer Woche?« Sein Toben schreckte eine Schar Vögel aus dem Baum auf.
    »Am Tag, nachdem wir geheiratet haben.« Und dann lachte er, ein hä ss liches, s e lbstverachtendes Gebell.
    Lydia sah zu ihm auf und fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe. »Ein paar Tage später.«
    Er lehnte sich an den Baumstamm und sah nach oben, als flehe er zum Himmel, was für eine schreckliche Sünde er begangen habe, um diese Strafe zu verdienen. »Also sitze ich jetzt mit einer unerwünschten Ehefrau da, und du taugst nicht einmal dazu, wofür ich dich geheiratet habe?«
    Jetzt erhob sich Lydia mit einem Sprung. »Hast du dir eigentlich mal überlegt, dass ich jetzt auch mit dir dasitze?«
    »Das ist nicht dasselbe.«
    »Da hast du verdammt recht. Es ist entschieden schlimmer, Teufel noch mal.«
    »Sieh dir das an - welcher Mann will schon eine Frau, die redet wie ein Landstreicher!«
    »Das habe ich von dir gelernt!«
    Er brachte ihr noch ein neues, ausgesprochen hä ss liches Wort bei, und fragte dann: »Warum hat deine... du weißt schon... deine Milch...« Als er auf ihre Brüste schaute, begann er zu stammeln. Er richtete sich auf und krächzte: »Eine Frau soll ihr Baby angeblich jahrelang stillen können. Was stimmt bei dir nicht?«
    »Ich bin völlig in Ordnung.«
    »Wohl kaum, zum Teufel, sonst hättest du noch Milch.«
    »Ma hat gesagt, durch die Unruhe auf dem Flu ss sei das gekommen. Ich...« Ihre Stimme versagte, als sie wieder an die aufregenden Minuten auf dem Flu ss dachte.
    Verärgert, weil sie ihn an etwas erinnert hatte, das er seit einer Woche aus seinem Bewu ss tsein verbannte, wandte sich Ross ab, damit er sie nicht mehr ansehen muss te. Er hatte es einfach deutlich vor Augen, wie ihr Blick nach dem Ku ss ausgesehen hatte. Außerdem wollte er ihr flammendes Haar nicht sehen, weil er ihre Locken immer noch unter seinen Fingern spürte. Und das rund gefüllte Oberteil ihres Kleides erinnerte ihn ganz deutlich daran, wie weich und weiblich sie unter ihm gelegen hatte.
    Welches Elend! Er wollte das alles abschütteln, konnte aber nichts davon vergessen. Jedes Detail schien ihn zu verfolgen, Tag und Nacht.
    Lydia nutzte sein Schweigen. »Ma sagt, dass so etwas durchaus vorkommt, wenn eine Frau Angst hat, so wie ich auf der Fähre. Aber Lee geht es prima«, fügte sie hastig hinzu. »Er hat sich bestens an die Flasche gewöhnt und verträgt die Kuhmilch. Auch sein

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