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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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tun.«
    »Danke, Ma«, sagte Ross über seine Schulter hinweg, der Bubba inzwischen abgelöst hatte. »Ist er krank?«
    Die Sorge zeichnete eine tiefe Furche in seine Stirn, und Ma lächelte angesichts der Verwundbarkeit dieses Mannes, der sich solche Mühe gab, immer kalt und unbewegt zu wirken. »Nein, nur unruhig. Bestimmt geht es ihm bald besser.«
    Es kostete einige Mühe, aber schließlich überredete Lydia das Baby, an dem Sauger zu saugen, indem sie es an die Brust hielt wie beim Stillen. Ma hatte das Fläschchen bereits am Tag nach Lees Geburt aus einer kleinen Glasflasche und dem abgeschnittenen Finger eines Wachstuchhandschuhs fabriziert. Anfangs verschluckte sich der Kleine dauernd und hustete und spuckte, aber schließlich freundete er sich mit der Konstruktion an und trank sich satt, woraufhin er friedlich und müde entschlummerte.
    Ma und Lydia dachten sich einen Stundenplan aus, nach dem Ma die Milch jeden Morgen bringen würde, wenn Ross seine
    Pferde versorgte. Wenn Lee schon vorher wach wurde, muss te er eben schreien. Mittags würde sie noch eine Flasche bringen und abends zwei. Irgendwie würde Ma sie schon zu Lydia schmuggeln.
    Am ersten Morgen, als Ross sich rasierte und Lee brüllte, während Lydia das Frühstück machte, sagte Ross noch etwas dazu. »Was ist los mit dir, warum lä ss t du Lee so warten?«
    Sie strich sich die Fülle ihres Haars aus dem Gesicht und richtete sich über dem Feuer auf. »Mit mir ist nichts los, und ich wäre dir dankbar, wenn du nicht in diesem anklagenden Ton mit mir redest.« Durch ihr schlechtes Gewissen und die Hitze des Feuers glühten ihre Wangen.
    Ross wünschte sich flehend, sie würde nicht so gesund aussehen. Sein Körper reagierte jedesmal besonders intensiv, wenn sie so vital wirkte.
    Sie fuhr fort: »Es ist gut für das Baby, wenn es ab und zu schreit, ohne dass gleich jemand rennt. Dann wird es nicht so verwöhnt.« Zumindest hatte Ma ihr empfohlen, das zu sagen, falls Ross Fragen stellte.
    Der wischte sich den Rasierschaum vom Gesicht. Es war ihm natürlich klar, dass sie recht hatte; aber er wusste aus Erfahrung, wie es sich anfühlte, vernachlässigt zu werden und eine Mutter zu haben, die immer gerade mit etwas anderem beschäftigt war. »Sieh nur zu, dass du ihn nicht zu lange schreien lä ss t, ohne nach ihm zu sehen.«
    »Glaubst du, ich würde ihn zappeln lassen, wenn ich nicht wü ss te, dass es ihm gutgeht?«
    Ross warf das Handtuch weg und setzte sich den Hut auf. »Du sollst dich in erster Linie um Lee kümmern. Oder hast du vergessen, dass das der Grund war, warum ich dich heiraten muss te?« Er verschwand zu seinen Pferden.
    »Hurensohn«, zischte Lydia leise.
    »Das könnte stimmen«, sagte Ma hinter ihr. Lydia drehte sich hastig um, denn sie hatte nicht geahnt, dass ihr jemand zuhörte. »Und auch ziemlich empfindlich in der Beziehung. Aber was immer er ist, er benimmt sich von Tag zu Tag seltsamer. Zum Beispiel auf dem Flu ss - ich hab’ noch nie einen so zusammenschrumpfen sehen wie den, als er dachte, Euch war’ was passiert. Und als er dann aus dem Wagen kam, sah er aus, als hätt’ ihm jemand mit ’nem Knüppel auf den Kopf gehauen.« Sie sah hinter Ross’ verschwindender Gestalt her. »Da muss man sich doch fragen, was mit ihm los ist, oder?« meinte sie nachdenklich. »Tja. Also, seh’n wir zu, dass der Kleine sein Frühstück kriegt.«
    Tagsüber funktionierte ihr Plan hervorragend, denn Ross hatte immer zu tun. Die Abendflasche war das Problem. Lydia drehte ihm dann den Rücken zu und öffnete das Kleid, als wenn sie stillen würde. Dann holte sie die versteckte Flasche hervor. Bisher hatte Ross Gott sei Dank noch nichts bemerkt. Aber Lydia verriet Ma ihre anderen Zweifel. »Was erzählt Ihr denn den Norwoods?«
    »Ich hab’ ihnen erklärt, eins von meinen Kindern säh’ ’n bi ss chen schwächlich aus und bräuchte frische Milch.«
    »Ihr mü ss t sie doch bezahlen, oder?«
    »Da waren noch ein paar Münzen in Reserve. Aber das soll euch nicht beschweren. Ihr könnt es mir zurückzahlen, wenn Mr. Coleman dahintergekommen ist.«
    Lydia schauderte. »Hoffentlich nicht so bald.«
    »Früher oder später wird er es herausfinden, Lydia.«
    Eine Woche lang lief alles wie am Schnürchen.
    Nach einem besonders anstrengenden Tag hatte der Wagenzug in der Nähe eines Baches mit wunderbar klarem, kaltem Wasser haltgemacht. Ross unterhielt sich mit Scout bei einer Tasse Kaffee, als Ma mit einer Milchflasche in der

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