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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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im Saloon Poker spielen. Der Agent dachte, der Mann hätte ihn bemerkt, wandte ihm also für eine Minute den Rücken zu. Als er sich wieder umsah, war der Bursche weg. Er hat noch überall nach ihm gesucht, doch vergebens.«
    Gentry schüttelte unwillig den Kopf. »Wenn er vorhat, die Juwelen loszuwerden, dann nicht in einer abgelegenen Eisenbahnstadt. Wer könnte sie sich da schon leisten? Ich denke immer noch, dass er sich in große Städte oder sogar ins Ausland abgesetzt hat.«
    Gentry wurde immer mehr zum Hindernis. Wenn das verschollene Paar aufspürbar war, würden die Pinkerton-Leute sie finden; aber einen hysterischen Vater, der sich immer einmischte, konnten sie dabei nicht gebrauchen. Majors stand auf. »Warum geht Ihr nicht für eine oder zwei Wochen nach Hause, Mr. Gentry? Falls sich irgend etwas ergibt...«
    »Nein, ich gehe nicht ohne Victoria nach Hause.«
    »Aber womöglich sind sie zurückgekommen. Oder es erwartet Euch eine Nachricht von ihr.«
    »Ich habe meinem Anwalt in Knoxville telegrafiert, dass er das überprüfen soll. Nichts.«
    Majors zündete sich die nächste Zigarre an und fragte vorsichtig: »Hat Eure Tochter den Schmuck womöglich selber an sich genommen? Wenn sie ihr gewohntes Leben verlassen wollte, hat sie ihn vielleicht als Sicherheit erachtet.«
    Gentry sah den Detektiv ärgerlich an. »Ihr versteht die Sache von Grund auf falsch, Mr. Majors. Sie würde ihr Heim und mich niemals freiwillig verlassen, außer dieser Gesetzlose zwang sie dazu. Ich kenne doch meine Tochter.« Er riss seinen Mantel und Hut von einem Haken bei der Tür. »Ich glaube, mittlerweile habe ich genug Zeit verschwendet...«
    Als er die Tür öffnen wollte, stieß er mit Mr. Majors’ Assistent zusammen. »Entschuldigt die Unterbrechung, aber gerade ist ein Telegramm eingetroffen. Vielleicht ist es wichtig.«
    Majors nahm den Zettel entgegen und überflog ihn. Dann sah er einen Augenblick ins Leere und hob schließlich den Kopf.
    »...aus Baltimore. Man hat die Leiche einer jungen Frau gefunden.«
    »Leiche?« ächzte Gentry.
    Majors nickte. »In einem H otelzimmer, das sie mehrere Wochen mit einem Mann zusammen bewohnt hatte. Sie wurde erstochen.« Majors, der sich für ziemlich abgebrüht hielt, konnte den Ausdruck von Schmerz auf Gentrys Gesicht kaum mit ansehen. Ja, er wurde langsam mürbe, höchste Zeit für ihn, in Ruhestand zu gehen. »Der Mann ist untergetaucht. Die Beschreibungen passen. Natürlich kann nur eine eindeutige Identifikation...«
    »Sehr wohl.« Gentry räusperte sich streng. »Wann brechen wir nach Baltimore auf?«

12
    Lydia hängte gerade Wäsche auf die Leine zwischen dem Wagen und einem Baum, als Anabeth aufgeregt herbeistürmte. »Ratet, was im Moment vom Fluss heraufkommt?«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr sie fort: »Der Wagen eines Händlers! Und er hat mehr Waren dabei, als man zählen kann. Natürlich regt sich Leona Watkins schrecklich auf, weil es Sonntag ist und da eigentlich keiner was kaufen darf. Aber Mr. Grayson hat gesagt, wir haben hier keine normalen Verhältnisse, wo einfach jeder samstags in die Stadt gehen kann zum Einkäufen. Und Priscilla habe ich schon gesehen, wie sie an einer Zuckerstange lutscht. Und Ma sagt, Ihr sollt doch mal runterkommen, weil sie einen Ballen Stoff gesehen hat, aus dem Ihr ein richtig schönes Kleid für den Unabhängigkeitstag nähen könnt.«
    Lydia hörte dem Mädchen zu, das seine Neuigkeiten ohne Atem zu holen heraussprudelte. Ross, der beim Reparieren eines Zügels war, gesellte sich hinzu. Sie fingen gleichzeitig an zu lachen.
    Seit dem letzten Streit war die Spannung zwischen ihnen beiden so unüberwindbar geworden, dass das Lachen beide überraschte. Als sie einander ansahen, verstummte es, und sie wandten beschämt die Blicke ab.
    »Also, wollt Ihr denn nicht zum Händler gehen und schauen?« fragte Anabeth ungläubig, als Lydia ihre Tätigkeit wieder aufnahm.
    »Ich brauche nichts«, gab sie ruhig Bescheid.
    »Aber Ma hat gesagt, der Stoff würde ganz toll an Euch aussehen, weil er so ’ne Art Gold ist und zu Euren Haaren passen würd’ und überhaupt... Ihr mü ss t einfach kommen und die vielen schönen Sachen sehen, die er hat.«
    »Ich habe noch Arbeit, Anabeth«, fa ss te Lydia sich in Geduld und warf einen schnellen Blick auf Ross. Er legte den Zügel weg und verschwand im Wagen. Sie brauchte oder wollte nichts, aber es wäre doch nett gewesen, wenn er ihr angeboten hätte, sie hinunterzubegleiten zu dem

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