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Jenseits der Alpen - Kriminalroman

Jenseits der Alpen - Kriminalroman

Titel: Jenseits der Alpen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Keuchen unter.
    In letzter Sekunde mussten die beiden Jungen das Mädchen entdeckt haben. Gollek verfolgte sie im Rückspiegel. Sie kamen näher, als er bremste, um das Ticket in den Schlitz zu stecken. Er stoppte und legte für wenige Meter den Rückwärtsgang ein. Das reichte.
    »O geil!«, schrie die Kleine und klatschte mit erhobenen Armen in die Hände. Sie war süß und hübsch und sah wie vierzehn aus. Gollek war sicher, dass sie tatsächlich so jung war, wie sie aussah. Er fragte sich im Stillen, ob sie gern flirtete, ob sie noch Jungfrau war oder schon die Partner gewechselt hatte. Ob sie mit Drogen oder Alkohol zu tun gehabt hatte.
    Ihre Verfolger waren ungebremst auf den Kofferraumdeckel geprallt. Diesen Aufprall hatten sie nicht verdaut. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sanken sie in die Knie. Der eine hielt sich den Oberschenkel, der andere umklammerte seinen Ellenbogen. Thorsten Gollek hatte, ohne viel dazuzutun, sein Ziel erreicht. Er hatte ein junges Mädchen in seiner Gewalt.
    * * *
    Zu Hause in der Rosenheimer Wohnung führte sich Joe Ottakring noch einmal die Tote aus Olbia vor Augen. Sie war etwas größer als mittelgroß, genau wie die Tote von Verona und die vom Pustertal. Alle drei waren etwa zwischen zwanzig und dreißig Jahre alt gewesen. Doch das waren die einzigen Gemeinsamkeiten. Sie waren weder alle rothaarig noch dick oder dünn noch gleich gekleidet oder hinkten oder stotterten alle. Das wären die üblichen Klischees aus der Kriminalromantik gewesen.
    Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Aufklärung dagegen gründete auf drei – sehr realen – Fakten:
    Die genetischen Fingerabdrücke an allen drei Frauenleichen stimmten überein. Sie waren die des Täters.
    Die Fremd- DNA an der Handtasche war mit jener an den Leichen identisch.
    Und es war der Fundort dieses einzigen Beweisstücks, das existierte: der Parkplatz bei Wörgl.
    Daraus musste eine Strategie entwickelt werden.
    Den Kopf bekam Ottakring am besten an der frischen Luft frei, nicht in der Wohnung, nicht an seinem Schreibtisch. Er streifte eine leichte Jacke über und ging nach draußen. Hofbräuviertel, Ludwigsplatz, Max-Josefs-Platz. Abends war um diese Jahreszeit alles tot in der City. Das fand er schade. Im Sommer war die Hölle los, doch sobald es kälter wurde oder regnete, blieben die Rosenheimer daheim oder verschwanden zu irgendeinem Bieranstich oder Blaskonzert.
    Mit beiden Händen in den Taschen seiner Cordhose flanierte er unter den Arkaden. Den Reißverschluss der Jacke zog er hoch. Vollkommen abwesend blieb er vor den Schaufenstern stehen, ohne wahrzunehmen, was er sah.
    Gedanklich kehrte er zurück zu den Geschehnissen. Über eine Stunde lang hielt er sie an der Hand und wanderte mit ihnen durch die Vergangenheit. Jeden Stein drehte er um, so klein und unbedeutend er auch sein mochte. Seine Rückwärtswanderung kannte keine Grenzen. Doch wie er es drehte und wendete, das Resultat war stets das Gleiche – Autobahn, Anhalterin, Fernfahrer, Serienmord.
    Ein herrenloser Hund überholte ihn. Er blickte beim Überholen kurz zu Ottakring hoch und ging dann schwanzwedelnd seines Wegs. Irgendwann wollte auch er einmal mit einem eigenen Hund durch die Stadt spazieren gehen.
    An der nächsten Kreuzung stand ein Baum, ein Ahornbaum. Der Hund hob dort sein Bein und blickte zu Ottakring zurück. Es sah wie eine Entschuldigung aus. An der Kreuzung sah der Hund sich um, zögerte kurz und trippelte dann bei Rot über die Straße.
    Ein Gedanke durchzuckte Ottakring. Wo hatte er einen Ahorn gesehen?, fragte er sich. Die Antwort kam rasch. Zuletzt am Lkw-Parkplatz der Raststätte Wörgl. Dort war eine Reihe von Ahornbäumen, zwischen denen Büsche und Gestrüpp wuchsen. In solch einem Gebüsch war die Handtasche gefunden worden. Doch da war noch etwas.
    Erst als er am nächsten Häuserblock nach rechts einbog und an einem bevölkerten Café vorbei durch einen Torbogen ging, fiel es ihm wieder ein. Er beschleunigte seinen Schritt.
    Das war ungefähr zu der Zeit, als einen Kilometer weiter der Mörder ein verängstigtes, nichts ahnendes vierzehnjähriges Mädchen in seinen Wagen stieß.
    Sieben Minuten später schellte Joe Ottakring an der Tür zur Polizeidirektion. Der Portier schaute um die Ecke, nickte freundlich und drückte den Summer.
    Droben im Büro kramte er die Fotos heraus, die er vom Fundort der Tasche hatte, und sah sie sich von oben bis unten an. Er fand, was er nach vager Erinnerung gesucht und vermutet hatte. »Ich

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