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Jenseits der Alpen - Kriminalroman

Jenseits der Alpen - Kriminalroman

Titel: Jenseits der Alpen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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alles beim Übergang zum neuen Millennium passieren kann.«
    »Ist Ihnen an der Frau etwas Ungewöhnliches aufgefallen? War sie nervös? Hat sie sich gejagt gefühlt?«
    Die Kellnerin sah zuerst Waller an, dann Agnes. Ihre Augen wanderten. Als ob sie befürchte, in eine Klapsmühle eingewiesen zu werden.
    »Nein. Keineswegs. So ein Typ, der öfter mal hier ist, hat ihr einen Kaffee an den Tisch bringen lassen. Er hat ihn bezahlt. Nachher hat er sich zu ihr gesetzt. Sie schienen sich beide wohlgefühlt zu haben.«
    Waller merkte sofort, dass er auf der richtigen Spur war. »Kennen Sie den Typ?«
    »Nur vom Sehen, wie gesagt. Seinen Namen kenne ich nicht. Tut mir leid.«
    »Würden Sie ihn wiedererkennen? Können Sie ihn beschreiben?«
    »Wenn ich ihn sehen würde – oder ein Foto von ihm –, würde ich ihn erkennen, denke ich. So groß wie Sie …« Sie musterte Waller, wie man einen toten Fisch mustert. »Nur schlanker und gut aussehend.«
    Waller, der nicht eitel war, musste trotzdem schlucken. Agnes grinste belustigt.
    »Er war kein Mann, der mir sonst besonders aufgefallen wäre«, fügte die Kellnerin hinzu. »Ich hab ihn nur bemerkt, weil er sich zu der Frau setzte.«
    Agnes nickte. Sie warf Waller einen flüchtigen Blick zu und wandte sich dann an die Kellnerin: »Sie sagten, der Typ sei öfter mal hier gewesen. Sie haben ihn also schon mehrfach gesehen. Handelt es sich denn um einen Fernfahrer?«
    Die Frau hatte gerade einen Schluck Kaffee im Mund, an dem sie sich verschluckte. Nachher wischte sie ein paar Spritzer von ihrer Kunstlederjacke und strich sich übers Haar. »Ich denke schon, dass er Fernfahrer ist. Hier verkehren so gut wie ausschließlich Trucker.«
    »Wissen Sie was?« Mariedda war an den Tisch getreten.
    Waller sah auf und musste aufpassen. Er durfte sie nicht allzu offensichtlich anhimmeln. Sie waren schließlich beide im Dienst.
    »Wir werden ein Phantombild von dem Kerl machen«, schlug Mariedda den Deutschen vor. Und zu der Kellnerin gewandt sagte sie: »Dazu benötigen wir Ihre Hilfe. Dieser Trucker ist wahrscheinlich der Letzte, der Selma Ruspanti lebend gesehen hat. Wenn Sie mich fragen …«
    Sie sah dem deutschen Commissario unverhüllt in die Augen. Waller wurde heiß.
    »… wenn Sie mich fragen, haben wir es hier möglicherweise sogar mit ihrem Mörder zu tun.«
    Die Kellnerin wollte aufspringen, doch ihr Knie zuckte gegen die Tischunterkante. Vor Schmerz biss sie die Zähne zusammen. Dass sie blass geworden war, hatte einen anderen Grund. »Ja, ist … die Frau … denn ermordet worden?«
    »Was meinen Sie, weshalb wir hier sitzen?«, erklärte Mariedda kühl.
    Waller hatte den Eindruck, dass ihr Augenaufschlag ihm gegolten hatte.
    »Mir hat niemand gesagt, worum es bei diesem Gespräch geht«, protestierte die Frau. »Ich dachte, sie werde vielleicht vermisst.«
    Agnes musste sich weit vorbeugen, um ihre Hand auf die Hand der entrüsteten Kellnerin zu legen. »Entschuldigen Sie. Nein, Sie müssen wissen, dass die Frau, die Sie gesehen haben, tot ist.«
    Die Bewegung des Halsabschneidens hätte sie sich sparen sollen, fand Waller.
    »Ja dann«, sagte die Kellnerin.
    »Was: ›Ja dann‹?«
    »Der Mann war Deutscher. Wir haben nur wenig miteinander gesprochen. Er hat mich etwas gefragt, das war alles. Aber das wenige hat sehr norddeutsch geklungen. Ich komme nämlich ursprünglich von der Elbe, müssen sie wissen. Und der klang auch so.«

Rosenheim – Wörgl, Freitag, 14.   April 2000
    Thorsten Gollek hatte sich einen neuen Plan zurechtgelegt. Er kannte sich aus in Rosenheim. Die Gegend um das Ballhaus war voll mit jungen Menschen. Dort spielte sich das Leben ab. Italiener, Pizzeria, Bars, Tanzschule, das Rizz. Studentinnen, Schülerinnen, Verkäuferinnen. Doch er hatte keine Chance, sich ihnen im Auto zu nähern, denn in dieser Gegend einen Parkplatz zu bekommen war schier unmöglich. Und ohne Auto funktionierte sein Plan nicht.
    Gollek wurde ungeduldig. Ihn drängte die Gier. Dieses unstillbare Verlangen, so ein junges Ding in seine Gewalt zu bekommen. Es zu beherrschen, Gewalt über seinen Körper und Geist zu haben, seine Angst zu spüren. Die Allmacht zu genießen. Egal, wie es für dieses Wesen ausgehen würde. Er konnte es laufen lassen, er wollte es nicht töten. Was dazwischen geschehen würde, malte er sich in allen Einzelheiten aus. Er verwarf den Plan, zur Hochschule zu fahren und sich eine junge Studentin zu schnappen. Dort war um diese Zeit nichts mehr

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