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Jenseits der Alpen - Kriminalroman

Jenseits der Alpen - Kriminalroman

Titel: Jenseits der Alpen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Schützenverein auch für die Wartung der Waffen zuständig gewesen. Drei Patronen befanden sich in der Kammer. Drei Schuss hatte sie also.
    * * *
    Ottakring konnte sich nur mit Mühe freie Bahn verschaffen. Der blaue Lkw stand – umringt von Fahrzeugen der Polizei und der Bundespolizei – abgeschirmt auf dem letzten Parkplatz vor der Grenze an der Rast- und Tankanlage Kiefersfelden-West.
    Thorsten Gollek war ein kräftiger Mann mit Mehrtagebart und einem Gesicht, das auch in der Menge auffiel. Obwohl er mitten in einem lohnenden Auftrag aufgehalten wurde, bewies er Geduld. Auch als Ottakring ihm ein Foto von Selma Ruspanti unter die Nase hielt, wurde er keineswegs nervös.
    »Wir suchen den Mörder dieser Frau«, erklärte Ottakring.
    Gollek nickte verständnisvoll, sagte aber nichts.
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn wir einen DNA -Test an Ihnen vornehmen?«, fragte Ottakring.
    »Nein, natürlich nicht. Wenn’s nicht wehtut. Jetzt gleich?« Gollek lächelte. Seinem anschließenden Rundumblick nach zu schließen war er stolz, dass wegen ihm so viel Aufhebens gemacht wurde.
    Ottakring kam der Mann bekannt vor. Nicht nur vom Phantombild.
    Dieser Mann wirkte so locker und ruhig, als ob er sich nur ein wenig ausruhen wollte. Dabei hatte er nach Ottakrings Überzeugung mindestens drei Frauen brutal umgebracht, und eine vierte war denkbar knapp an diesem Schicksal vorbeigeschrammt.
    Ottakring wollte die Prozedur persönlich durchführen. Er ließ sich von Jenny das Werkzeug aus dem Wagen holen, einen kleinen Plastikbeutel mit zwei Stäbchen, an deren Ende sich jeweils ein hart gepresster Wattekamm befand, ähnlich denen, die man zum Ohrensäubern benutzt. Gollek öffnete bereitwillig den Mund, Ottakring strich ihm durch den Mund und über die Zunge. Dann packte er die benutzten Stäbchen in ein Plastikgefäß mit dem Code DADA - 04   287 . Dieses Gefäß würde später im rechtsmedizinischen Labor landen und ausgewertet werden. Erst dann hätte Ottakring die absolute Sicherheit.
    Auf dem Autobahnrastplatz Kiefersfelden wehte ein leichter Wind von Süden her das Inntal herauf, es war sonnig und kühl und ein Uhr am Mittag, als Ottakring noch einmal drei verschiedene Fotos von Selma Ruspanti vorzeigte.
    Gollek zeigte keinerlei Nervosität, er wirkte entspannt. Jenny Galland suchte irritiert den Blick ihres Chefs. Doch der blieb unbeirrt in der Spur.
    »Kennen Sie diese Frau?«, fragte er. »Schon mal gesehen?«
    Thorsten Gollek sah genau hin. Dann schüttelte er den Kopf und lächelte. »Nein. Nie gesehen«, versicherte er aus tiefstem Herzen.
    Auf einen Wink von Ottakring holte Jenny einen Umschlag aus ihrer Umhängetasche. Darin befanden sich Fotos von Roswitha Hufschmied und den anderen beiden Ermordeten, Naomi Berlascumi und Amelie Bartz. Sie hielt Gollek die Fotos in chronologischer Reihenfolge hin.
    Gollek tat erstaunt, zog bei jedem Bild die Augenbrauen empor und schüttelte andächtig den Kopf. »Warum sollte ich die kennen?«, fragt er verwundert.
    »Das war nicht die Frage«, entgegnete Jenny scharf. »Haben Sie diese Frauen schon einmal gesehen?«
    »Nein. Niemals.«
    »Aha.«
    * * *
    Bevor sich Helen Gollek in den blauen Ford setzte und losfuhr, eilte sie noch einmal die Treppe nach oben und öffnete die Tür zum Kinderzimmer. Wie immer war es aufgeräumt wie in einer Puppenstube. Thorsten hatte es Karl so beigebracht.
    Karl. Thorstens Kind. Seit ihr Mann bei ihr in Verdacht geraten war, schwand ihre Mutterliebe. Und seit sie sich über Thorsten Gewissheit verschafft hatte, hatte sie auch Karl immer weniger ausstehen können. Er war der Sohn seines Vaters. Wenn Karl ihr in die Augen ansah, hatte sie den Eindruck, als begegne ihr Thorsten. Die Liebe zu ihrem Sohn schrumpfte in dem Maß, wie seine Beine wuchsen. Sie verstand sich selbst nicht mehr.
    Lange hielt sie sich nicht im Kinderzimmer auf. Sie schrieb auf einen Zettel »Bin bald wieder da«, eilte Hals über Kopf nach unten, warf sich ins Auto und startete den Motor. Ihr Ziel war die österreichische Grenze.
    * * *
    Noch selten, wahrscheinlich niemals, hatte der Kriminalrat einen so kühlen Kopf gesehen. Dieser Mann hatte die Frauen kaltblütig und in voller Absicht getötet und beherrschte sich bis zum Gehtnichtmehr. Einen letzten Versuch wollte er noch unternehmen.
    »Den Hund«, raunte er Jenny zu.
    Sie nickte.
    »Kennen Sie dieses Tier?«, fragte sie und hielt ihm das Foto hin, das sie mit ihrem Handy in Golleks Haus geschossen hatte.
    Er besah

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