Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)
die Bewegungen der Büsche wahrgenommen hatten. Weitere, wilde Schreie direkt hinter ihnen ließen alle Zweifel verfliegen: Sie waren entdeckt worden.
„ Lauft.“ Seine Stimmen befand sich irgendwo zwischen einem Ausruf und einem Flüstern.
Dante und Garandor starrten ihn ungläubig an, ihre Glieder gelähmt.
„ Doch –“ begann Garandor panisch.
Doch Waldoran war bereits aufgesprungen und hatte die Aufmerksamkeit der Bestien auf sich gezogen. Nun blieb seinen Gefährten keine andere Wahl, als es ihm gleich zu tun und sie setzten sich strauchelnd in Bewegung.
Äste versahen ihre Antlitze mit roten Striemen, als sie, von Panik getrieben, rannten. Waldoran und Dante hatten einen Abstand zu Garandor aufgebaut, welcher Tränen der Verzweiflung in den Augen hatte. Er drehte seinen Kopf ohne Nachzudenken und hatte nur noch Augen für die scharfen Reißzähne, die dicht hinter ihm aufblitzten. Sein Blick fixierte sich auf seinen Mörder und er vergaß die Sträucher und langen Äste, die den Boden vor ihm säumten. Und dann geschah es. Garandor stolperte, fiel. Er drehte sich auf den Rücken und sah die menschlichen Augen der Bestie über sich. Seine Arme würden ihn nicht schützen können, doch sein Verstand hatte der Angst Platz gemacht und dirigierte seine panischen Bewegungen, seine ängstlichen Zuckungen. Der Rüssel des Reven fuhr ihm über die Stirn; gleich war es vorbei. Da zischte ein Pfeil auf einer perfekten Flugbahn über seinen Kopf hinweg in das rechte Auge des Reven. Ein wahnsinniger Schrei erhellte die hereinbrechende Nacht, als ein wahrer Pfeilhagel blitzschnell über Garandor hinweg summte. Plötzlich tauchten Dante und Waldoran über ihm auf und zogen ihre funkelnden Klingen. Die Angst war aus den Augen des Menschen verschwunden, Wut spiegelte sich nun in ihnen.
Der Elf packte Garandor unsanft am Arm und zerrte ihn hoch.
„ Kämpfe.“ befahl er und die Bedrohung, die von Waldorans Stimme ausging, ließ ihn seinen enormen Hammer ziehen. Zaghaft folgte der Zwerg dem Menschen.
Mittlerweile waren die etwa hundert Orks selbstverständlich auf den Kampf aufmerksam geworden und stürmten mit lautem Gebrüll auf sie zu. Waldoran flog ihnen entgegen, dicht gefolgt von Dante, welcher sich mit einer Technik, die Waldorans Kunst äußerst ähnlich war, in die Masse der stinkenden Kreaturen wirbelte. Es war unverkennbar, dass er von Elfen unterrichtet worden war. Garandor befand sich hinter seinen Gefährten und hatte bisher noch keinen Schädel zerschmettert, als ein enormes Exemplar auf ihn zustürmte. Ohne Recht zu wissen, was er tat, hob er seinen Hammer und schwang ihn gegen die Brust des beinahe zwei Köpfe größeren Geschöpfes. Seine Angst verstärkte seine Kraft und ein widerwärtiges Krachen und Knacken zeige ihm, dass er soeben die Brust eines Orks zertrümmert hatte. Röchelnd sank sein Gegner zu Boden.
Waldoran und Dante hatten mittlerweile die restlichen Orks erlegt und wischten ihre Klingen an den Rüstungen der Leichen ab. Anschließend liefen sie schneller Schritte zu Garandor, und Dante legte ihm eine Hand auf die zitternde Schulter.
„ Es ist vorbei, Garandor. Wir sollten von hier verschwinden.“ redete er dem Zwerg zu. Dieser nickte lediglich und blickte auf das tote Geschöpf zu seinen Füßen. Er konnte nicht fassen, was er soeben vollbracht hatte. Es würde mit Sicherheit einige Zeit dauern, bis der Steinmetz diese Szenen verarbeitet hatte.
Auf Waldorans Drängen hin ließen sie das Blutbad hinter sich und setzten ihren Weg durch den Wald fort. Der Elf führte das Dreiergespann an, Garandor folgte ihm schweigend und mit gesenktem Haupt und ein besorgt dreinblickender Dante war ihm dicht auf den Fersen.
Während Waldoran flink über verborgene Äste sprang und einer Vielzahl an Hindernissen auswich, grübelte er über den merkwürdigen Zwerg. Dieses Volk pflegte ihren Ruf, das, nach den Orks, bei weitem kriegerischste Volk der Insel zu sein überaus gut und der Elf hatte noch nie von einem friedlichen Zwerg gehört. Allerdings hatte Garandor ihn auch noch nicht als „Elfenbastard“ beschimpft, was bei jedem anderen Geschöpf der zwergischen Rasse zweifelsohne bereits geschehen wäre. Womöglich stellte es doch ein geringeres Hindernis, oder Übel dar, ihn an seiner Seite zu haben, als einen gewöhnlichen Zwerg. Das Kämpfen konnte er, nun, da er den ersten Schritt hinter sich gebracht hatte, mit Sicherheit schnell erlernen.
Sie waren eine merkwürdige Truppe, doch was
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