Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Titel: Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Dorpema
Vom Netzwerk:
Schicksal sie verflucht, blieb die Kolonne unmittelbar vor den Auserwählten auf dem Weg stehen und Waldorans Befürchtungen bewahrheiteten sich. Es waren Orks. Sie ritten auf furchteinflößenden Wesen, welche sie tief in den Bergen gefangen genommen hatten, um ihren Willen zu brechen, und sie für ihre eigenen, bestialischen Zwecke zu verwenden.
    Die Geschöpfe hatten vier mittellange, kräftige Beine, wobei die vorderen zwei ein wenig länger waren als die hinteren. Ihre Haut wirkte vertrocknet und war von einem schmutzigen Grau, während ein armlanger Rüssel aus dem Zentrum des mit drei Augen geschmückten Gesichtes wuchs. Eines dieser Augen befand sich in der Mitte der Stirn, während die anderen beiden, etwas kleineren Exemplare, ähnlich wie beim Menschen angeordnet waren. Diese menschlichen Augen flößten Dante und Garandor die tiefere Angst ein, waren das wahrlich abscheuliche der bestialischen Fratzen; nicht etwa das dritte Auge, ihre bedrohliche Statur, oder die Reißzähne, welche unter dem etwa ein Schritt langen Rüssel hervortraten. Diese Kreaturen, Reven genannt, unterschieden sich insofern von anderen Wesen, als dass sie keinen Geruchssinn besaßen, was sie vollkommen abhängig von ihren ungeheuer scharfen Augen machte. Deswegen war es überaus wichtig, dass sie so ruhig wie nur irgend möglich ausharrten.
    Wütende Schreie in einer unattraktiven, gewaltsamen Sprache aus diversen Grunztönen, übertönten das Hufscharren der Reven. Waldoran, der in seinen hunderten von Wintern auf der Insel, beinahe jede einzelne Sprache gemeistert hatte, musste als vorsichtiger Übersetzer fungieren. Die Orks die soeben Befehle gebrüllt hatten, stellten die Führung der Truppe dar. Sie hatten den restlichen Kreaturen befohlen, ihren Plänen und Anordnungen zu lauschen.
    „ Kommt her, ihr Maden!“ brüllte ein gigantisches Exemplar wütend und mit schäumendem Mund.
    „ Wir haben nicht den ganzen verdammten Tag Zeit. Ich will morgen Menschenfleisch auf meiner Zunge spüren und sollte einer von euch räudigen Kötern mich daran hindern, werde ich
ihn
an Stelle eines Menschen fressen.“
    Kehliges, brüllendes Gelächter ließ die friedliche Waldluft erschaudern. Der Elfenfürst lauschte angestrengt.
    „ Diese Festung, Eisenturm lautet ihr Name, soll stark bewacht sein.“ grunzte der Anführer weiter.
    „ Aber so ein Gesteinsbrocken hält keinen Ork auf!“ Die Schreie des Anführers wurden mit freudigem Gebrüll beantwortet. Waldoran runzelte verwundert die Stirn bei dem Gedanken daran, dass dieser schwächliche Haufen Orks die mächtige Festung der Zwerge einnehmen wollte. Ein elfischer Herrscher würde eine solch sinnfreie Aktion niemals zulassen. Waldoran biss sich schmerzhaft auf die Unterlippe. Er sollte nicht an Latenor, den Verräter denken. Sie mussten von ihrer riskanten Position im Gestrüpp fliehen, um Torabur zu warnen. Diese Orks würden sich mit Sicherheit mit anderen Truppen zusammenschließen. Waldoran wurde sich bewusst, wie gefährlich nahe das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse vor dem Kippen stand. Ohne ihn und die beiden leicht zitternden Feiglinge an seiner rechten und linken Seite, gäbe es keine Hoffnung mehr.
    „ Los.“ flüsterte Waldoran beinahe ein wenig zu energisch, denn im nächsten Augenblick hörte er den rasselnden Atem eines Reven, welcher im Gestrüpp nach etwas Essbarem zu suchen schien, dicht neben sich. Doch es gab keine Alternative, keine einfache Lösung. Sie mussten fliehen.
    Auf dem Bauch kriechend entfernte Waldoran, gefolgt von Garandor und schließlich Dante, sich immer weiter von dem übelriechenden, garstigen Rudel wilder Orks und Reven. Als sie etwa zweihundert Schritt weit gekrochen waren, blickte der Fürst das erste Mal über seine Schulter, um sich zu vergewissern, dass die beiden Nachzügler ihm folgen konnten. Zu seiner Erleichterung – und im Falle Garandors, leichten Verwunderung – befanden sie sich dicht hinter ihm.
    „ Wir müssen weiter.“ flüsterte der Elf vorsichtig.
    Wie zur Bestätigung ließ ein ohrenbetäubender Schrei in unmittelbarer Nähe sie zusammenzucken.
    „ Achtet auf die Äste und das vertrocknete Laub.“ fügte er rasch, warnend hinzu. „Vorwärts.“
    Dumpfes Stampfen und das Zerbrechen einer Unmenge an Zweigen im selben Schritt ertönte hinter ihnen. Das Schnaufen mehrerer Reven näherte sich. Alle drei beteten lautlos, im Weiterkriechen, dass sie nicht entdeckt worden waren, doch Waldoran vermutete, dass ihre Verfolger

Weitere Kostenlose Bücher