Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)
hatte er erwartet, von den Auserwählten.
Die Luft kühlte sich rasch ab, Dunkelheit hatte sie nun vollkommen verschluckt. Bald würden sie einen geeigneten, einen gut-geschützten Platz für die Nacht suchen müssen, denn es konnten noch weitaus schlimmere Gefahren in diesen Wäldern lauern, obwohl sie sich noch in relativer Nähe zur Festung Eisenturm befanden.
Eine Baumkrone kam mit Garandors körperlicher Verfassung nicht in Frage. Waldoran musste sich eine andere Möglichkeit einfallen lassen. Es wimmelte vor Büschen und Sträuchern im Wald, von denen einige in Frage kommen könnten, doch eine Höhle oder ein anderes Dach über dem Kopf würden sie vermutlich nicht antreffen.
Nachdem sie den dichten Wald noch eine Weile durchstreiften, stets auf der Suche nach einer geeigneten Schlafmöglichkeit, entschied sich Waldoran für die Notlösung.
„ Wir können unter diesen Sträuchern rasten. Ich halte die erste Wache.“ deklarierte der Elf mit fester Stimme.
Garandor schwieg, während er sich auf den Boden legte und seinen Beutel als Kopfkissen verwendete. Nachdem sich der Zwerg hingelegt hatte, rollte er auf die rechte Seite und kauerte sich zusammen. Dante tat es ihm gleich und legte sich direkt neben dem Zwerg auf den kühlen, harten Boden. Waldoran setzte sich in einiger Entfernung kerzengerade in den Schutz eines Strauchs und lauschte in die Nacht.
„ Ich übernehme die nächste Wache, Waldoran.“ konstatierte Dante tapfer.
„ Ich wecke dich, wenn meine Augenlider zufallen, doch vorerst solltest du dich ein wenig ausruhen.“
Dante nickte. Garandor war bereits in einer entfernten Traumwelt verschwunden und schnarchte keuchhustenartig. Der junge Krieger hoffte, dass sein zwergischer Freund sich am kommenden Morgen von den Schäden der Begegnung erholt hatte.
Waldoran hielt beinahe bis zu den goldenen Strahlen durch, doch musste sich im Grau-Blau geschlagen geben, bevor die ersten Arme der Sonne über den Horizont griffen. Er weckte Dante, welcher sich gähnend auf Waldorans Position begab und mit aller Kraft versuchte, sich wachzuhalten. Doch er hatte die Müdigkeit nicht vollständig abgeschüttelt und wankte leicht, stürzte auf eine Seite. Ohne aufzuwachen.
Das Blätterdach glänzte, als Dante wieder aufwachte. Sich und seine Schwäche verfluchend, hörte er ein bekanntes Stampfen und wilde Schreie. Sofort sprang er auf. Die Schreie hatten Waldoran ebenfalls geweckt, welcher nun mit gezücktem Bogen, regungslos in der Hocke verharrte. Mit Blicken gab er Dante zu verstehen, dass dieser den schlafenden Zwerg leise aufwecken sollte.
Waldoran hatte die Geräusche ebenfalls erkannt und wusste dass sich ein weiterer, größerer Trupp Orks im Anmarsch befand. Er horchte auf die Umgebung, seine Augen waren geschlossen, und er hielt den Atem an. Seine Ohren sahen für ihn, sahen dass sie umstellt waren; eingekreist von einer Horde blutrünstiger Orks.
Dieses Mal würde es knapp werden. Einem Angriff von allen Seiten konnten sie niemals standhalten.
XIX
Lannus starrte angestrengt in die Dunkelheit, hinter der sich der Ausgang der prunkvollen Villa des Zirkels der schwarzen Serafim deutlich abzeichnete.
Obgleich er beinahe davon überzeugt war, zu einer solch späten Stunde niemanden mehr anzutreffen, hielt er es für die beste Entscheidung, vorerst auf seinem Posten – im Hohlraum der Treppe des zweiten Raumes, in den er am Tag seiner Ankunft geführt worden war – zu warten. Denn eine der wichtigsten Techniken, die er in seiner überaus kurzen Zeit beim Zirkel erlernt hatte, war nicht etwa das Fechten oder die besondere Kunst des Schleichens, sondern Geduld.
Nachdem Lannus sich überzeugen konnte, dass niemand seine Flucht beobachten würde, begab er sich aus der Deckung der Treppe und schlich tief geduckt, vorsichtig, einen nackten Fuß vor den nächsten setzend, auf den Torbogen zu. Seine Sandalen hatte er in der Hand, damit ihr leises Klatschen ihn nicht verraten konnte. Die Distanz zu seiner Rettung schätzte der Dieb auf etwa siebzig Schritte, doch er schien sich mit jedem Schritt von ihr zu entfernen. Wut keimte in ihm auf. Sein Leben hatte vor nicht einmal einem halben Mond zum Besseren gewendet und nun wurde er erneut zu einem Gejagten, weil er unbeabsichtigt ein Mitglied seines Zirkels ermordet hatte. Er konnte sich noch nicht einmal daran erinnern. Womöglich kam ihm die gesamte Angelegenheit deswegen auch ungeheuer zweifelhaft vor.
Ein
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