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Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Titel: Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Dorpema
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beben.
    „ Die Nacht steckt voller Gefahren, mein Freund. Mit deiner Kleidung ist es mir ein Rätsel, wie du es überhaupt in meine Stube geschafft hast. Ob du einen Dolch hast oder nicht, in dieser Gegend solltest du besser nicht verweilen.“ meinte sein Gastgeber mit einem amüsierten Blick auf die baumelnde Waffe an Lannus‘ Gurt.
    Während der alte Wirt munter zu Geschichten über die guten, alten Zeiten ansetzte, suchte Lannus einen freien Tisch und setzte sich. Zwischen Gesprächsfetzen hinweg fragte der Wirt den jungen Dieb, ob dieser von Hunger oder Durst geplagt wurde und kam auf das Nicken Lannus‘ hin, mit einem riesigen, schäumenden Krug kühlen Mets wieder. Während er das kühle Getränk in tiefen Zügen seine Kehle hinunterlaufen ließ, nahm der Wirt einen Stuhl vom gegenüberliegenden Tisch und setzte sich zu seinem einsamen Gast. Nachdem der Gejagte seinen Krug absetzte, lud der Herr des Hauses freundlich zu einem Gespräch ein.
    „ So, du bist also ein Kaufmann.“ begann der Wirt, nachdem Lannus ihm knapp eine erfundene Geschichte aufgetischt hatte.
    „ Ich handle mit den edelsten Seidenstoffen der Elfen, die ich durch meine hervorragenden Verbindungen erhalte. Auch wertvolle Waffen sind für mich von Interesse.“
    Der Wirt nickte beeindruckt.
    „ Seidenstoffe, Elfen. Es scheint mir, du erlebst unglaublich viel auf deinen Reisen. Doch wo sind deine Waren?“ Lannus überdachte, ob seine Geschichte plausibel klang.
    „ Ich besitze ein Depot nahe Kirtam. Dort lagere ich sie. Sie sind zu schwer, um ständig bei mir zu tragen.“ Ein zufriedenes Nicken und ein leises, gregäres Brummen waren die Antwort.
    „ Übrigens, ich heiße Byrjun.“ brach es nach längerem Schweigen aus ihm heraus.
    „ La – Landras. Ich heiße Landras. Woher kommt dein Name, Byrjun? Er klingt ungewöhnlich.“ Lannus zwang sich zur Konzentration. Noch befand er sich nicht in Sicherheit. Ihm war eingefallen, dass es äußerst riskant war, bei Tageslicht zu fliehen. Doch ihm blieb keine Wahl, die Müdigkeit machte ihm zu schaffen, vernebelte seine Gedankengänge. Die nächste Nacht kam ebenfalls nicht in Frage; zu lähmend war die Angst davor, noch länger in der Stadt zu verweilen.
    „ Das ist eine lange Geschichte.“ antwortete der alte Wirt freundlich und holte aus.
    Es tat Lannus zwar Leid den Wirt enttäuschen zu müssen, doch er konnte sich kaum mehr wach halten.
    „ Es tut mir Leid, Byrjun. Ich habe einen weiten Weg hinter mir und möchte mich, soweit möglich, in eine Kammer zurückziehen.“
    Sein Gastgeber wirkte zwar etwas gekränkt, doch meinte, er verstehe Lannus und dass er ein Zimmer vorbereiten würde.
    „ Ich danke dir, Byrjun. Ich sehe, du bist ein Freund.“ sagte Lannus aufrichtig, woraufhin der Wirt abwinkte.
    „ Du kannst mir in dein Zimmer folgen, Landras.“ antwortete er fröhlich brummend. Während des Treppensteigens, fiel Lannus auf einmal ein, dass er auf die einfache Technik der Verkleidung zurückgreifen würde, um aus der Stadt zu entkommen.
    Oben angekommen, bog er nach links in einen Gang ein und folgte dem Wirt bis zum Ende. Er kam an elf Türen vorbei, keine von ihnen war beschriftet. Sein Zimmer befand sich hinter der letzten, etwas massiver wirkenden Tür. Nachdem der Wirt sie öffnete und beide eintraten, stellte Lannus fest, dass er ein imposantes, luxuriös eingerichtetes Zimmer erhalten hatte. Lannus war etwas verwundert über diese wahrlich fürstliche Kammer und erkundigte sich verwundert, wieso ihm diese Ehre zu Teil wurde.
    „ Nun, besondere Gäste, besondere Gemächer.“ antwortete der Wirt mit einem breiten Grinsen in seinem faltigen Gesicht. Darauf wusste Lannus nur zu nicken und sich freundlich zu bedanken. Womöglich sollte er sich öfters in teure Kleider hüllen und erfundene Geschichten erzählen, wenn sie ihm solche Zimmer ermöglichten.
    „ Wenn du noch etwas brauchen solltest, findest du mich entweder in der Stube, oder in meiner Kammer am anderen Ende des Ganges.“ Mit diesen Worten verschwand Byrjun aus der Tür, und schloss sie hinter sich.
    Erschöpft sank Lannus in einen antiken Sessel. Vehementer Regen prasselte unaufhörlich gegen die Fensterscheiben, doch vermochte es nicht, sie vollkommen vom Schmutz zu befreien. Am nächsten Morgen würde sich entscheiden, ob er sein Leben in Freiheit genießen konnte. Dann, so war es sich sicher, würde das Gefühl der Angst ihn rasch verlassen und er würde frei atmen können. Nach und nach nickte er –

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