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Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Titel: Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Dorpema
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entferntes Klirren ließ ihn vor Schreck zusammenfahren. Hektisch verrenkte er seinen Hals in jede Himmelsrichtung. Das Geräusch kam von oben. Für den Bruchteil eines Augenblicks überlegte er, wieder in den Schatten der Treppe zurückzukehren, doch er konnte den Ausgang beinahe mit seiner ausgestreckten Hand berühren. Er konnte nicht erneut umkehren.
    Zitternd erhob er sich und tappte zum überragenden Portal, seinem Weg in die Sicherheit und eine erneute, ungewollte Freiheit. Trotz des immensen Gewichts, ließ sich der Ausgang ohne verräterisches Knirschen öffnen. Einen letzten Blick über seine Schulter werfend, schlich Lannus sich hinaus und schob die kunstvoll verzierte Tür mit Bedacht wieder zu.
    Eine frische, stetige Brise umspielte seine kurzen, braunen Haare, als Lannus in einem hohen Tempo den schmalen Weg aus marmornen Bodenplatten entlang rannte, welcher ihn endgültig aus der Residenz seiner rachsüchtigen, einst freundlichen Zirkelmitglieder bringen würde. Endlich erreichte er das hohe Gartentor und öffnete es unvorsichtig.
    Ein Gefühl der Trauer bedrängte ihn, als er erneut auf die noble, mit Palästen gesäumte Straße hinaustrat, in welche er durch Zufall geraten war; in welcher er zufällig in ein glücklicheres Leben gestolpert war, bis es ihn wieder ausspuckte. Bitter lächelnd, erinnerte er sich an die Gedanken, die ihm am gestrigen Morgen durch den Kopf geschossen waren. Dass er bald alle Gegenstände in seiner Kammer mit Erinnerungen verknüpfen würde. Die Straße hatte diesen Prozess bereits durchgemacht und es schmerzte Lannus, den Weg ein letztes Mal zu bestreiten.
    Die meisten Seelen hatten den Markt bereits verlassen. Lediglich zwei Personen tummelten sich noch auf dem großflächigen Platz, dessen Stände zugenagelt oder für die Nacht abgebaut worden waren.
    Während es sich bei einem der beiden Nachtschwärmer lediglich um einen müden, jungen Gardisten handelte, war es unmöglich die zweite Person zu erkennen. Sie war in dichte, schwarze Lumpen gehüllt und lief nach vorne gekrümmt, mit einem enormen Buckel auf dem Rücken. Niedergeschlagen schlenderte Lannus auf der Suche nach einem geeigneten Wirtshaus für die Nacht durch die einsamen, stinkenden Gassen, dessen Ziegelsteinpflaster durch Abfall bis zur Unkenntlichkeit verschmutzt worden war. Die Häuser drängten sich dicht an dicht, besaßen allesamt keine bis kleine Fenster, meist verschlossen.
    Er hatte seine leichten, ledernen Sandalen wieder angezogen, welche nun bei jedem Schritt unappetitlich schmatzten, nachdem sie sich beinahe unverzüglich mit der widerlichen Nässe des Bodens vollgesogen hatten. Da es um diese Zeit des Tages nicht einmal in der Nacht sonderlich kühl war, genügten sein feines Stoffhemd und die braunen, eng-anliegenden Wildlederhosen mit dem umgeschnallten Dolch, um die Frische fernzuhalten.
    Seine wachen, grünen Augen zuckten rasch von links nach rechts. Als Dieb untersuchten sie die Umgebung laufend nach Möglichkeiten für eine unauffällige Tat, leichtes Geld.
    In die nächste Seitengasse – von welcher Lannus sich sicher war, dass sie Wirtshäuser enthielt – einbiegend, fand er sich in der Gegend Mentéls wieder, in der die Geschäfte zu keiner Tageszeit versiegten und in der auch nun, unter dem silbernen Schein des Mondes, noch eine Vielzahl zwielichtiger Gestalten umherstreunte und in zweifelhaften Gruppen zusammengesteckter Köpfe finstere Pläne schmiedeten.
    Einige Schritte tiefer in der Gasse lockte ein gemütliches Lokal mit windschiefen Fensterläden und einem hölzernen Schild, auf welchem in weißer Farbe „zum brummenden Bären“ geschildert stand, Lannus mit dem rot-braunen Licht einer nächtlichen Unterkunft an. Obwohl die meisten Gäste die Taverne bereits verlassen hatten, saßen ein paar Gruppen lauthals lachend, mit Metkrügen bewaffnet an den eckigen Holztischen.
    „ Was treibt einen wie dich zu so später Stunde in meine Taverne?“ erkundigte sich der dicke Wirt mit den dichten, an den Enden kunstvoll gezwirbelten Augenbrauen unter denen freundliche, braune Augen hervorlugten, als Lannus durch die Tür trat. Er wischte seine schweren Metzgerhände an einer dreckigen, grauen Schürze ab, während er sprach.
    „ Ich befinde mich auf der Suche nach einer nächtlichen Unterkunft.“ gab Lannus mit gedämpfter Stimme zurück. Ein bärenartiges, glückliches Grollen, das vermutlich ein Lachen sein sollte, ging vom Wirt aus und ließ seinen gigantischen Wanst

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