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Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Titel: Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Dorpema
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noch im Sitzen – ein und träumte verschwommen von einer Feder, zerquetscht in der Hand Teranons.
     

    Seine Hände verkrampften sich, Schweiß ran ihm in Stößen von der kalten, blassen Stirn. Lannus wusste, dass er beobachtet wurde. Er sah aus dem Augenwinkel, dass etwas vor dem Fenster stand. Doch es konnte nichts vor dem Fenster stehen, schließlich befand er sich im ersten Stock des Hauses und solch enorme Kreaturen gab es in der Stadt nicht. Er wusste nicht, ob er sein Antlitz zum Fenster drehen durfte, oder ob er rasch aus dem Zimmer fliehen sollte. Die erste Option gefiel ihm weniger und doch zwang eine unbeschreibliche Kraft ihn hinzusehen. Als Lannus hinsah, brach er in Tränen aus. Lediglich seine Furcht stand vor dem Fenster.
     

    Gelähmt versank er in dem tiefen Sessel, während schwere, salzige Tränen wortlos über sein Gesicht rannen. Lannus‘ Müdigkeit hielt an, doch war er zu verängstigt, um Schlaf zu finden. So saß er dort, seinen Blick stets auf den goldumrandeten Spiegel gerichtet.
    Die Zeit verstrich. Träge schleppte sich die Sonne über den Horizont und kurz nachdem sie vollständig zu sehen war, riss ihn ein zurückhaltendes Klopfen aus seinen Gedanken.
    „ Landras.“ räusperte sich der Wirt mit seiner wohlwollenden, rauchgeschwängerten Stimme durch die Tür.
    Nach kurzem Zögern antwortete Lannus.
    „ Ich bin hier, trete ein, wenn du möchtest; die Tür ist offen.“ Lannus versuchte, freundlich zu wirken, was ihm anscheinend auch gelang, denn der Wirt sagte nichts über den Anblick des Diebes, als er eintrat; oder sein Gastgeber überspielte die Röte um Lannus‘ Augen lediglich gekonnt.
    „ Ich war mir sicher, dass du in aller Frühe abreisen würdest, Landras. Doch das ist selbstverständlich kein Problem. Wie wäre es mit einem kräftigen Mahl, um die Müdigkeit zu verbannen?“ Als der Wirt diese Worte brummte, lächelte er in einer Weise, die Lannus‘ Angst effektiv zu bekämpfen schien. Die Falten, die sich um den Mund seines Gastgebers bildeten, während er ihn weit aufmachte und tiefes, grollendes Gelächter herausbrach, sogen seine Furcht in sich auf.
    „ Gerne, Byrjun. Ich bin dir zu Dank verpflichtet.“
    Sie begaben sich in die Stube im untersten Stock und der Wirt deckte denselben Tisch, an dem Lannus am Abend zuvor gesessen hatte reichlich mit frischem Brot und Käse, mit Butter und geräuchertem Speck, sodass dem Flüchtling das Wasser im Mund zusammenlief.
    Während er aß, sprach Lannus kaum ein Wort, geschweige denn einen Satz. Der freundliche Wirt, der gegenüber von seinem Gast Platz genommen hatte, schien dies allerdings nicht als Unfreundlichkeit aufzufassen, sondern erfreute sich daran, dass seine Mahlzeit so genüsslich verspeist wurde. Nachdem Lannus die Speisen beinahe vollkommen verzehrt hatte und dem Platzen nahe war, plauderten sie ein wenig. Mit einer wohlgesonnenen Seele zu sprechen, ließ den jungen Flüchtling seine Angst beinahe vergessen. Zwar redeten sie bloß über banale Sachen wie das Wetter oder die diesjährige Ernte, doch das störte Lannus nicht. Nach einer Weile änderte der Gastgeber das Thema jedoch schlagartig.
    „ Landras, ich sehe wenn ein Mann bedrückt ist. Fragen werde ich dich nicht, denn ich erhoffe mir keine wahre Antwort. Wenn du mir aber etwas anvertrauen möchtest, bleibt es unser Geheimnis, das verspreche ich dir.“ Lange starrte er den Wirt, mit sich selbst ringend, an. Sein Verstand und sein Herz lieferten sich eine erbitterte Schlacht, die ihn von innen quälte. Schließlich brachte er ein schwaches Wort heraus.
    „ Warum.“
    „ Landras, ich bin in meinem Leben unzähligen Menschen begegnet und ich kann mit voller Zuversicht sagen, dass ich noch nie jemanden mit einer solch beeindruckenden Aura erlebt habe, wie du sie besitzt. Nachdem du einen Fuß in meine Türe gesetzt hast, habe ich es gespürt.“ In den wohlgesonnen Augen des Wirtes spiegelte sich eine ungewohnte Ernsthaftigkeit wieder.
    Nach einer Endlosigkeit öffnete Lannus erneut seinen Mund.
    „ Es tut mir Leid, Byrjun. Ich würde dir meine Geschichte gerne anvertrauen, doch sie würde dich in Gefahr bringen und das könnte ich nicht verantworten. Ich möchte dir dennoch für dein Angebot danken. Ich weiß es sehr zu schätzen.“ seufzte Lannus mit gesenktem Kopf und bekümmertem Blick.
    Byrjun nickte einige Male nachdenklich.
    „ Ich habe Respekt vor deiner Stärke, vor deiner Menschlichkeit, Landras.“ antwortete er schließlich.
    Lannus

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