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Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Titel: Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Dorpema
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fände, er würde keine Regung zeigen, nicht in diesem Leben und nicht im nächsten.
    Als der Steinmetz sich vollständig aufgerichtet hatte und in die Runde blickte, fiel ihm schlagartig auf, dass seine Gefährten alle in dieselbe Richtung starrten.
    Er drehte sich und kippte beinahe erneut um. Ein gewaltiges Loch führte in den Berg hinein. Fackeln zierten die Wände und gaben den Blick auf einen beleuchteten Weg frei. Selbst außerhalb der Höhle, rechts und links neben dem Eingang, befanden sich zwei Fackeln.
    „ Was ist das?“ brach Lannus das angespannte Schweigen.
    „Ich weiß es nicht genau, doch es ist auf keinen Fall natürlich. Die Wände um das Loch herum sind zu perfekt geschliffen. Alles ist makellos; auch auf der Innenseite.“ antwortete Waldoran, während er sich auf den Eingang zubewegte.
    „ Wir sollten hineingehen.“ befand Lannus. „Es ist mit Sicherheit wärmer als hier draußen, und womöglich gibt es Nahrung.“
    „ Wir verfügen über ausreichend Nahrung.“ eröffnete Garandor, dem überhaupt nicht wohl bei der Sache war, in ein unbekanntes Loch im Sögur-Gebirge zu verschwinden.
    „ Wir müssen dort hinein.“ Waldorans Stimme klang streng, befehlend.
    „ Müssen wir uns nicht beeilen, so rasch wie möglich bei diesem Objekt zu sein?“ versuchte es der Zwerg ein letztes Mal, mit leicht zitternder Stimme.
    „ Nein. Das hier ist ein Teil der Reise. Womöglich finden wir in der Grotte etwas, das uns weiterhelfen könnte; einen Hinweis. Ich spüre, dass wir sie betreten müssen. Sie zieht mich an.“
    Garandor schluckte heftig.
    „ Lasst uns hineingehen, um zu sehen, was uns erwartet.“
    Die Auserwählten setzten sich, in ihrer gewohnten Abfolge, in Bewegung. Angeführt von Waldoran, Lannus an zweiter Stelle, Garandor als dritter der Truppe und Dante als Letzter. Der weiche Schein der lilafarbenen Fackeln umhüllte sie, als sie mit einer Mischung aus Angst und Neugier durch das Loch in den Berg traten.
     
     
     
     
     

XXXI
     

     

     

     

    König Torabur saß auf seinem harten, silbernen Thron am Ende der enormen Tafel. Nur das schwach glimmernde Licht des Mondes und zwei Kerzen spendeten Helligkeit, tauchten den Raum in ein mysteriöses Zwielicht. Es herrschte Totenstille.
    Nach der letzten Rede Grimmdors benötigten seine zwergischen Brüder vorerst Zeit zum Nachdenken. Der General war davon überzeugt, dass sie Latenor schlagen konnten, vorausgesetzt sie bekriegten sich auf den Erodyn Höhen, wogegen es auch nichts einzuwenden gab, denn die Erhöhung würde ihnen einen hervorragenden Blick über das Heer des Feindes verschaffen und erschwerte einen Sturmangriff Latenors erheblich. Die wesentliche Schwierigkeit bestand darin, Latenor in diese für den Osten vorteilhafte Position zu locken. Grimmdor hatte sich eine Strategie ausgedacht, welche dieses Ziel erfüllen sollte, doch diese stellte einen der Hauptgründe für das bedrückte, kollektive Schweigen dar.
    Grimmdor gedachte nämlich, dem gegnerischen Elfen eine Falle zu stellen. Im Wesentlichen war der Plan simpel. Ein Dreiergespann aus Menschen, Zwergen oder Elfen würde zu einem vorher festgelegten Treffpunkt mit den Boten der Feinde reiten und sich verwundert über die schiere Masse der gegnerischen Truppen zeigen – weswegen gute Schauspieler bevorzugt wurden. Anschließend ritten sie in gespielter Panik zurück und wenn alles nach Plan lief, würden sie von einer ungeheuren Menge Orks gejagt werden, welche somit unüberlegt in die vorbereitete, hervorragend positionierte Armee des Ostens stürmen würden. Diese Taktik war so alt und simpel, dass Latenor sie beinahe durchschauen musste, weswegen es eine Besonderheit gab. In dieser Vorhut sollten nämlich einige äußerst angesehene Vertreter der Elfen, Menschen oder Zwerge mit von der Partie sein, damit selbst wenn Latenor den Trick durchschaute, es einen Grund gab, sie zu verfolgen. Selbstverständlich barg dies das Risiko, dass auf einen Schlag ein Großteil der strategischen und moralischen Führung verloren ging, doch mit pfeilschnellen Pferden aus dem Menschenreich sollte auch das kein Problem darstellen. Selbst Telénastiere konnten nicht mit den mächtigen Rössern Mentéls mithalten, wenn diese sich in vollem Galopp befanden. Sollten die Auserwählten bis dahin allerdings nicht wiedergekehrt sein, wäre der Plan nutzlos, denn dann könnte Latenor sie mit Leichtigkeit überrollen.
    Torabur blickte sich grübelnd um. Er dachte zuerst von den Gesichtern

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