Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)
sind mit dem Plan einverstanden; Grimmdor hatte ihnen bereits Nachrichten über sein Vorhaben zukommen lassen.“
„ Hervorragend.“ Aus irgendeinem unerfindlichen Grund legte sich ein zufriedenes Lächeln auf das Gesicht des alternden Herrschers. Die Nachricht, die das Blutvergießen auslösen würde, war gekommen. Seine Gedanken sprangen sofort wieder zu Waldoran, Garandor und Dante. Sollten sie den vierten Auserwählten nicht gefunden haben, war der Osten verloren. Doch Torabur spürte, dass es noch Hoffnung gab, dass die Gefährten noch am Leben waren. Sein mussten. Es würde eine Menge Blut in den dazugehörigen Venen lassen, welches sonst auf einem Schlachtfeld ehrlos mit dem der toten Orks vermischt werden würde. Nein, Latenor konnte sie nicht entdeckt haben; durfte es nicht. Entschlossen sperrte er diese Gedanken in die alten, staubigen Kammern seines Gedächtnisses.
„ Du wünscht, Grimmdor in Person von der Lage zu unterrichten.“ sagte der junge Zwerg mit einem rhetorisch-fragenden Hauch.
„ Ich werde ihm die Nachricht selbst überbringen. Ich danke dir aus ganzem Herzen, Tordar.“ Der Zwerg nickte, bevor er in dem Gewirr aus Korridoren verschwand, als Torabur sich auf den Weg zu seinem Offizier machte. Er befand sich gerade im unteren Teil der Festung, in welchem diejenigen Zwerge niedrigen Ranges ruhten. Soldaten, Schmiede, Wirte und Steinmetze, wie Garandor einer war, hatten hier ihre Kammern und Zimmer. Er mochte es zwar nicht, dass ärmere Zwerge weiter unten wohnten und wohlhabende und angesehene Zwerge und Offiziere, wie Grimmdor, sich in den schwindelerregenden Höhen Eisenturms angesiedelt hatten, doch pragmatisch gesehen war diese Art der Unterbringung unverzichtbar. Denn die Festung war enorm und in diesem Zeitalter war es den meisten Zwergen ohnehin vollkommen gleich, wo sie hausten. Vorausgesetzt man wohnte an der Seite, die nicht zum Berg zeigte, hatte man außerdem eine ungeheuer schöne Aussicht über das weite, grüne Weideland der Menschen. Dies sagte den meisten Zwergen zwar nicht sonderlich zu, da sie das kalte, graubraune Massiv des gewaltigen Felsens an der Ostseite der Festung bevorzugten, doch die Handvoll Zwerge, welche Anerkennung für das malerische Szenario hatte, bestand aus den respektierten Brüdern höheren Ranges, wie etwa Paradur und diese hausten ohnehin in der Höhe. Des Weiteren wurde elfischer und menschlicher Besuch in der Nähe des Königs untergebracht. Diese beiden Völker verstanden schließlich nichts von der kraftvollen, brutalen Faszination der Felsen und blickten vorzugsweise auf grüne Wiesen statt auf harten Stein; und die Aussicht aus der Höhe war schlichtweg atemberaubend.
Torabur betrat den oberen Abschnitt der Festung. Fackeln erleuchteten seinen Weg, als er bedächtig, den Kopf weiterhin leicht gesenkt, in die Nähe Grimmdors schlenderte. Der kräftige Offizier war der Inbegriff eines wahren Zwerges und Torabur hatte ihn noch nie ohne sein schweres, klirrendes Kettenhemd und seiner brutalen, zweischneidigen Axt gesehen. Die Züge des Generals zeichneten ein eindrucksvolles Portrait der unzähligen Schlachten und Tode, welche er in seinen düsteren Wintern erlebt hatte. Jedes Bild, das Torabur vor seinen Augen erscheinen lassen konnte, enthielt Blut und Staub; ein Kunstwerk in Grimmdors Gesicht.
Die Kammer des Generals befand sich auf diesem Korridor, auf welchem auch Paradur und Torabur hausten. Obwohl hier eine Vielzahl von Zwergen höheren Ranges ihr Quartier bezogen, entsprach der gesamte Gang exakt den Vorstellungen Grimmdors. Er hatte eine eigene Festung innerhalb des Bollwerkes Eisenturm erschaffen.
Anfangs hatte der König die Idee noch als Wahn abgelehnt, als Beginn einer möglicherweise fatalen Entwicklung zu einem geisteskranken Deserteur, der mit Hilfe seiner treuesten Untertanen eine Rebellion starten würde.
Nach einigen Monden hatte Grimmdor es dann doch vollbracht, seinen König, durch Loyalitätsversprechen – welche Torabur dazu bewegten, sich daran zu erinnern, dass er vollstes Vertrauen in Grimmdor hatte – zu überzeugen. Selbstverständlich, nachdem Grimmdor sich das Einverständnis der anderen Offiziere auf dem Gang gesichert hatte, weswegen Torabur jetzt durch ein dunkelrotes, fast schwarzes Halbdunkel lief. Furchteinflößende Waffen aus längst vergangenen Zeiten zierten die rostfarbenen Wände. Die Anzahl der Fackeln war in diesem Teil der Festung reduziert worden, was zur Folge hatte, dass Torabur beinahe
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