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Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Titel: Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Dorpema
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blind durch den kühlen Korridor tappte und nur erahnen konnte, wohin er schritt.
    Innerlich fluchend erreichte er sein Ziel. Die mit einem Hammer gekreuzte Axt prangte stolz auf dem veritablen Tor. Seine rechte Hand fuhr hart auf das massive, dunkle Eichenholz. Er klopfte zweimal; wiederholte die Bewegung. Keine Antwort.
     

     

     

     

     

XXXII
     

     

     

     

    „ Addor, sieh mal.“ exklamierte der junge Ork plötzlich, seinen Finger auf den mächtigen Käfig gerichtet.
    Der dritte Stiermeister drehte sich um und konnte seinen zuckenden, hinterlistigen Augen kaum glauben. Chorz, der furchteinflößende Stier, hatte sein Haupt in einer Geste der Unterwerfung gesenkt, einer Geste, welche Addor bedeutete, den enormen Kopf der Bestie zu streicheln.
    „ Das ist nur ein Trick. Er versucht, mich in die Nähe seiner Hörner zu locken.“ spielte Addor das Hochgefühl des Orks nieder. Dennoch fiel es ihm unheimlich schwer, die aufkeimende Hoffnung zu verheimlichen. Womöglich würde er sein Leben doch nicht abgeben müssen. Nach kurzem Zögern marschierte Addor auf den Stier zu; er musste es versuchen. Schnellen Schrittes, diesmal, denn er spürte, wie die Angst ihm einen Felsen in den Magen legte, welcher ihn zur Eile zwang; dazu, es möglichst rasch hinter sich zu bringen.
    Als er sich dem Käfig bis auf zwei Schritte genähert hatte, verharrte die Bestie weiterhin in der untergebenen Haltung. Addor entschied sich dazu, gelassen an die Sache heran zu gehen, um zu zeigen, dass er Herr der Lage war.
    Seine Hand fuhr schnell und zielstrebig zum Kopf der Bestie und streichelte ihren Schädel. Das leichte Zittern war für die beobachtenden Orks nicht zu sehen, hoffte Addor. Anfangs sah sich der Stiermeister nicht dazu in der Lage, seinen Mund zu schließen, doch einige Herzschläge später zwang er seine Aufregung auf den kühlen Boden und blickte selbstsicher, mit einem breiten Grinsen auf den Lippen, in die Runde; seine Hand weiterhin auf dem Haupt des Tieres.
    Addor griff mit der rechten Hand an eines der säbelartigen Hörner und zog es leicht in die Höhe. Diese Aktion symbolisierte seine Macht über das Tier, während sie zusätzlich die stetig wachsende Menge an Orks beeindruckte. Zwar war diese Aktion etwas übermütig, doch der aufstrebende Ork war so erfreut über diese plötzliche Wendung, dass er alle ungeschriebenen Regeln der Vernunft missachtete.
     

    Sollte ich nun zu zahm wirken, könnte dieses Schauspiel jedoch unrealistisch wirken. Womöglich sollte ich ihm kurz zeigen, dass ich mich noch nicht vollkommen ergeben habe. Wobei, diese hirntoten Bastarde würden sicher niemals auf die Idee kommen, dass ich denken kann und nicht nur nach Instinkten handle, wie sie es gerne hätten; nach Instinkten und Schmerz. Diese widerwärtige Kreatur sollte ihre ranzigen Händen rasch von meinen Hörnern nehmen, wenn sie die Möglichkeit mich in Zukunft betatschen zu können, behalten möchte. Ich sollte zurückweichen.
     

    Der Stier rüttelte seine Hörner aus dem Griff Addors, doch der Dauer der Berührung nach zu urteilen, konnte der Ork mit Sicherheit sagen, dass er Chorz unter Kontrolle hatte. Bald schon würde er den Stier aus dem Käfig lassen und die Frist einhalten. Er hatte es also doch vollbracht, die Bestie zu zähmen.
    Ein Grinsen verwandelte das graue Gesicht des Orks in eine zerklüftete Schluchtenlandschaft. Er würde noch nicht sterben. Sich vom Käfig abwendend, marschierte er mit weiten Schritten und aufgeblasener Brust auf die Horde Orks zu, welche ihn nun voller Bewunderung anstarrten. Oder Neid. Die Linie zwischen Neid und Bewunderung war unheimlich schmal, verunsicherte Addor sich ungewollt.
    Als er einen mageren Ork mit brauner Haut auf ihn zustürmen sah, verbannte er diese Art von Gedanke jedoch wieder aus seinem deformierten Schädel. Furcht flackerte in den erbsengroßen, gelben Augen der armseligen Kreatur.
    „ Addor. Du musst von hier verschwinden. Der Spähtrupp ist bereits heute wiedergekehrt und brachte Botschaften. Der Anführer der Truppe ist davon überzeugt, dass Waldoran der Anführer des Quartetts ist. Verschwinde von hier, bevor Latenor dich in die Finger bekommt und dich abschlachtet. Ich kann –“
    Addors bellendes Gelächter ließ den dürren Ork zusammenzucken. Die verwirrten, gelben Augen, suchten mit aller Macht einen Grund für die Freude des Stiermeisters. Forschend durchstöberten die ginstergelben Kugeln mit den winzigen, schwarzen Schwertlilien die Tiefen

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