Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Titel: Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Dorpema
Vom Netzwerk:
handelte.
    „ Legt eure Hände auf das Eis unter dem Feuer.“ befahl Waldoran mit befehlender Strenge. Sie taten, wie ihnen geheißen und stellten erstaunt fest, dass das Eis nicht glatt war, sondern dass ihre Finger Formen und Zeichen ertasteten.
    „ Kannst du erfassen, was dort steht?“ fragte Dante aufgeregt und blickte hoffnungsvoll zu Waldoran.
    „ Wenn ich mich nicht irre, handelt es sich um antike, elfische Runen aus Aleinns Zeitalter. Es liegen jedoch einige Schriften in den Wald-Bibliotheken meines Volkes und da ich diese studiert habe, müsste ich in der Lage dazu sein, die Bedeutung zu entziffern. Es kann jedoch ein wenig dauern.“ Waldorans Stimme verriet selbst in einer unbekannten, aufreibenden Situation wie dieser keine Emotionen. Sie war vollkommen tonlos.
    Die zwei Menschen und der Zwerg setzten sich auf den kalten, blau-weißen Boden und lehnten sich gegen die Wand aus Eis. Garandor blickte immer wieder zu Waldoran hinüber, der konzentriert, mit beiden Händen im Feuer vor dem Torbogen stand. Die Lippen des Elfenfürsten bewegten sich kaum merklich, als er sich vortastete. Plötzlich verwandelten sich die Bewegungen seiner Lippen in ausgesprochene Worte.
    „ Ich brauche etwas zum Schreiben.“ verlangte er, seinen Blick nicht vom Torbogen nehmend.
    Lannus schüttelte den Kopf, während Garandor und Dante sich aufrichteten und in ihren Beuteln nach geeigneten Utensilien stöberten. Nach einigen Augenblicken des Suchens schüttelte der Zwerg ebenfalls den Kopf, doch zu ihrem Glück hielt Dante triumphierend ein Stück Pergament in die Höhe. Es war handtellergroß und die Ecken wiesen Dreck und Essensreste auf. Dennoch konnten sie darauf schreiben, vorausgesetzt sie besaßen eine Feder.
    „ Gut, Dante. Wir benötigen jedoch eine Feder. Keiner der drei suchenden Gefährten vermochte es herauszuhören, ob die Emotionslosigkeit in diesem Fall einen beißenden Sarkasmus kaschierte.
    „ Wir haben nichts, Waldoran.“ antwortete Dante niedergeschlagen.
    Die drei Zuschauer tasteten sich symbolisch ab.
    „ Wenn keine andere Möglichkeit besteht, werden wir Folgendes unternehmen. Jeder von euch nimmt seinen Dolch und schneidet sich, wenn ich es sage, eine kleine Wunde in einen seiner Finger und sorgt dafür, dass Blut herauskommt. Wenn es die einzige Möglichkeit ist, schreiben wir eben mit Blut.“ Tonlos.
    „ Das Blut gefriert in dieser Kälte augenblicklich.“ gab Dante zu Bedenken.
    „ Nein, Dante. Obgleich wir uns in einem Gefängnis aus Eis befinden, ist die Luft warm genug, damit wir mit unserem Blut schreiben können.“ konterte Waldoran. „Ich habe den ersten Teil der Botschaft entziffert.“ drängte er seine Begleiter zur Eile.
    Waldoran nahm seine Hände aus dem Feuer und zog einen wunderschönen, elfischen Dolch mit feinen Verzierungen aus selbst Garandor unbekannten Materialien. Nachdem er zuerst mit seiner linken Hand Blut in die Finger der rechten Hand massiert hatte, indem er mit den Fingern seiner Linken kräftig über seine Hauptschlagader in Richtung rechter Hand strich, schnitt er sich vorne in den Mittelfinger. Er ließ sieben, acht dicke Tropfen Blut auf die Waffe tropfen und begann damit, das trostlose Stück Pergament mit Zeichen zu versehen, die seine Gefährten nicht entziffern konnten. Als der Elf alles niedergelegt hatte, an das er sich erinnern konnte, schritt er erneut zu der Wand und steckte seine Hände in das Feuer. Er runzelte die Stirn, denn es fühlte sich an, als stach die Hitze nun nach seinen grazilen, blassen Fingern. Der Temperaturanstieg war glücklicherweise so unbedeutend, dass er seine Hände wieder in die Flammen halten konnte, um weitere Zeichen zu entziffern.
    Gebannt warteten Garandor und die beiden Menschen darauf, was ihr Anführer als nächstes auf das Pergament bringen konnte. Nachdem Waldoran zwei weitere Male Runen aus Dantes dickflüssigem Blut hinzugefügt hatte, sah sich der Elf mit einem erheblichen Problem konfrontiert. Das Feuer erhitzte sich mit jedem Kontakt der elfischer Haut, sodass er bald nicht mehr hineinfassen konnte, ohne sich zu verbrennen.
    „ Womöglich sollte einer von uns es versuchen.“ meinte Garandor ängstlich und gezwungen.
    „ Nein, keiner von euch kennt die Schriftzeichen. Es ist unmöglich sich ihre Form richtig einzuprägen, wenn man ihnen noch nie zuvor begegnet ist und ihre Bedeutung nicht kennt.“ Waldoran blickte in das Feuer und seine Augen versprühten eine wilde Entschlossenheit.
    Er hatte bereits

Weitere Kostenlose Bücher