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Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Titel: Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Dorpema
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keinen einzigen Feind stießen.
    „ Wir sollten rasten. Es wird womöglich die letzte Möglichkeit sein, in Frieden zu ruhen, Waldoran.“
    „ Davon bin ich nicht überzeugt, doch du hast Recht; wir sollten rasten. Ich nehme an, dass diese Gegend so verlassen ist, weil Latenor seine Armeen zusammenzieht.“ antwortete der Elf nickend.
    Da es in den umliegenden tausenden von Schritten kein bisschen Grün gab, beschloss Waldoran, dass sie ihr Lager ebenso gut an ihrem derzeitigen Ort aufschlagen konnten.
    Garandor stieg von Chorz herunter und krallte sich mit seinen Fingern am Fell des Tieres fest, bis dieses sich niederließ. Nachdem der mächtige Stier sich hingelegt hatte, stolperte der Zwerg zu Boden, um sich an den muskulösen Körper seines Begleiters anzulehnen. Dante und Lannus überprüften, wie viel Proviant ihnen noch zur Verfügung stand. Ausreichend, denn dank Waldorans speziellen elfischen Pulvern, benötigten sie nur eine überaus geringe Menge an Nahrung, um sich auf den Beinen zu halten. Zusätzlich blieb ihr Gepäck dadurch leicht, was auf einer Reise dieser Länge von unermesslicher Bedeutung war.
    Während seine Gefährten ruhten, begab sich Waldoran ohne Hoffnungen auf die Jagd. Er wusste, dass in dieser Trostlosigkeit gelegentlich Tiere anzutreffen waren, da ihr Blut – und der Elf kannte den Unterschied zwischen menschlichem und tierischem Blut – dem Grau diverse Schattierungen verlieh. Er sehnte sich nach den Grün- und Brauntönen seiner Heimat. Nirgends auf der Insel versprühten Farben mehr Leben, zeichneten Nuancen deutlichere Bilder der perfekten Natur. . . Aus seinem Augenwinkel nahm er eine leichte Bewegung wahr. Sein feines, elfisches Gespür witterte Beute, so Leid es ihm auch tat.
    Waldoran schüttelte die trübende Starre der Trostlosigkeit ab und bewegte sich blitzschnell. Lautlos schlich er durch das hohe Gras, bis er sein Ziel erkennen konnte. In einiger Entfernung hoppelte ein winziger, dunkelgrauer Hase verloren durch die Verderbnis dieses Ortes. Seinen Langbogen rasch spannend, visierte Waldorans präzises, elfisches Auge das Tier, nicht ohne Erbarmen, an.
    Urplötzlich zuckte er zurück. Etwas hatte ihm einen flüchtigen Schauer über sein Rückgrat gejagt. Erschrocken blickte der Elf in alle Himmelsrichtungen. Er war sich sicher, dass er eine Bewegung, eine Wolke, womöglich, gesehen hatte. Doch eine solche Banalität hätte ihm keinen Schauer über den Rücken gesandt. Er fühlte sich beobachtet und dieses Gefühl täuschte ihn nicht. Aus seinem Augenwinkel sah er, wie sich ein Schatten über das Feld bewegte. Sofort legte er sich flach auf den Boden und verharrte, ohne einen Atemzug zu nehmen, in derselben Position.
    Die Schatten besaßen keinen Geruchssinn und ihre toten, verschleierten Augen nahmen lediglich die Farbe Grau war. Der beinahe transparente Mantel aus grauem Dunst flatterte hinter dem Totenschädel her, als sei er ein wertloses Anhängsel.
    Sie mussten umgehend aus dieser monochromen Hölle fliehen. Waldoran hatte von einem der hohen Elfen namens Sindril lediglich einen einzigen mächtigen Zauber bekommen. Einen besonderen Diamanten, welcher eine gewaltige Flutwelle erzeugen konnte, die selbst Schatten zu Nichts zerfließen ließ. Der Elf aus dem fernen Osten hatte den Stein für unzählige Zyklen bewahrt, bevor er ihn dem auserwählten Elfen anvertraut hatte. Ein Geschenk von unfassbarem Wert.
    Der Edelstein ruhte griffbereit in eine der zahllosen Taschen Waldorans, doch ihn gegen einen einsamen Schatten zu verschwenden wäre äußerst riskant. Eine gigantische Menge an Wasser schoss aus dem schillernden, blauen Diamanten und sorgte für einen tosenden Donner, einen Wasserfall, inmitten einer grünen Wiese, eines Stollens, oder gar lodernden Flammen. Bis zu zehn Schatten konnte dieser antike Diamant vernichten, weswegen der Elf es trotz seiner Angst nicht wagte, ihn zu verwenden. Des Weiteren war sich Waldoran nicht sicher, wie weit die Gefährten noch zu reisen hatten, bevor sie das Objekt erreichten. Er spürte jedoch, dass sie sich bereits in unmittelbarer Nähe befanden; spürte, dass die Aura ihn in ihrer Macht ertränkte. Es musste in den niedrigen Bergen am gewölbten Horizont ruhen.
    Der Schatten schwamm stets näher. Der Dämon befand sich nun unmittelbar über Waldoran, dessen Mund sich mit Staub füllte, bevor dieser sich zu dickflüssigem Blut verwandelte. Der Schatten durfte sich nicht länger in seiner Nähe aufhalten, denn sonst würde das

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