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Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Titel: Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Dorpema
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Nachdem Waldoran nicht auf seine Frage antwortete, stellte Dante eine weitere.
    „ Weshalb weht er nicht fort?“
    „ Du erinnerst dich an den Schutzgraben, welcher den Eisenturm verteidigt. Dies ist der Schutzgraben des Feindes. Ein mächtiger Zauberer namens Solthur erschuf ihn, als er der Herrscher des Westens war. Obgleich dies vor tausenden Wintern geschah, hat noch kein Magier des Ostens es vollbracht, ihn zu vernichten.“
    Dante nickte in Gedanken verloren – nicht gedankenverloren – während seine Augen zum wiederholten Male horizontal die Staubfront abstreiften, um das gesamte Ausmaß dieses Hindernisses zu erfassen.
    Bei seiner Rückkehr zum Lager wirkte das mächtige Gebirge, aus welchem sie gekommen waren, unheimlich weit entfernt. Der junge Krieger schüttelte knapp den Kopf, aus Unverständnis darüber, dass es Kreaturen gab, die es bevorzugten im Schrecken hinter dem Vorhang zu Leben, als sich in der Lieblichkeit des Ostens zu Hause zu fühlen. Wenige Augenblicke später fiel ihm jedoch ein, dass es sich um Orks handelte; verlorene Geschöpfe in jeglicher Hinsicht.
    Elf und Mensch erreichten Seite an Seite ihren Rastplatz, wo sie ihre restlichen Begleiter zum Aufbruch bereit vorfanden.
    Lannus entdeckte die finstere Miene Dantes.
    „ Die Landschaft verändert sich hinter der Hügelkuppe, nicht wahr?“
    „ Die Landschaft nicht; die Luft. Sie ist in Staub ertrunken.“ antwortete der junge Krieger gewichtig, ominös.
    Ein wenig verwundert über diese merkwürdige Antwort, folgte Lannus seinen Gefährten auf den Hügel, von dem Waldoran und Dante soeben wiedergekehrt waren.
    Oben angekommen, hatte das Panorama vor ihnen dieselbe, lähmende Wirkung, wie auf Dante nur wenige Momente zuvor. Selbst Chorz schien diesen Abschnitt vergessen zu haben und stöhnte. Nachdem Waldoran dieselben Fragen ein zweites Mal beantwortet hatte, machten sie sich an den Abstieg, welcher sich, im Gegensatz zur Erklimmung, als erstaunlich anspruchsvoll herausstellte. Das rührte daher, dass der Untergrund aus unzähligen Kieselsteinen und anderen, losen Materialien bestand, welche sich als äußerst rutschig erwiesen. Vor allem Chorz geriet in erhebliche Schwierigkeiten, da seine Hufe keinen sicheren Halt fanden und er mit Garandor auf dem Rücken nicht sein übliches Gleichgewicht besaß.
    Doch sie vollbrachten es und als jeder sicher am entgegengesetzten Fuße des Hügels angekommen war, begann der riskanteste Teil ihrer Reise. Eine Wüste aus Trockenheit, Tod und Verderben erwartete sie schadenfreudig. Es stellte sich als unmöglich heraus, die eigene Hand vor den Augen zu sehen und im gesamten Sarg aus Staub gab es weder ein lebendiges Tier, noch einen Tropfen Wasser. Ihre Vorräte waren zwar, dank ihrem Weg durch die Berge, gut gefüllt, dennoch sollten sie zügig voranschreiten und auf keinen Fall verloren gehen.
    Von einem Moment auf den nächsten erblindeten sie, wie Garandor in der Höhle.
    Sie konnten sich direkt an die Grenze stellen und ihre Köpfe nach links und nach rechts wenden, wobei ihnen auffiel, dass der Übergang makellos war.
    Lannus stach mit einem Finger in den Staub und zuckte umgehend zurück, da er einen Sturm spürte und die minuziösen, braunen Körner wie Dolche auf seine nackte Haut prasselten. Dante fiel auf, dass Chorz unruhig mit den Hufen scharrte und machte sich ein wenig Sorgen um den zahmen Stier.
    „ Du schaffst das, Chorz.“ versuchte er ihn aufzuheitern.
    „ Es wird nicht einfach. Wenn die feinen Körner in meine Nüstern gelangen, ersticke ich qualvoll.“ meinte der Stier mutlos.
    Dante nickte und tastete seinen Körper auf der Suche nach einem Tuch oder Stofffetzen ab, mit welchem er das empfindliche Organ schützen konnte, doch er besaß nichts Geeignetes. Der junge Krieger blickte sich um und sah, dass sich die restlichen Auserwählten, mit der Ausnahme Garandors, Binden vor die Augen legten.
    „ So wissen wir nicht, in welche Richtung wir gehen müssen.“ gab er zu Bedenken.
    „ Ich werde euch führen.“ antwortete Waldoran knapp. „Wir sollten uns gegenseitig an den Händen festhalten, damit niemand abirrt.“
    Dante schluckte. Ihm gefiel es nicht, vollkommen blind durch eine fremde Umgebung zu marschieren. Seine Gedanken auf die Tatsache zu lenken, dass sich Garandor sein gesamtes Leben in dieser Situation befinden würde, verhalf ihm jedoch zu neuem Mut. Ein tiefer Atemzug füllte seine leeren Lungen, bevor ein Einfall ihn berührte.
    „ Garandor, deine Binde –

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