Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)
„
„ Du kannst sie nehmen, Dante.“
„ Ich danke dir. Ich werde sie Chorz um die Schnauze binden, damit er nicht erstickt.“
Garandor nickte.
Der Zwerg nahm das Tuch zielsicher von seinem Gürtel und warf es in Dantes Richtung. Die Präzision des Wurfs erstaunte ihn. Das Gehör Garandors musste sich in der kurzen Zeit ohne Augenlicht bereits erheblich verbessert haben, vermutete Dante.
Er bedankte sich für das Stück Stoff und begann damit, es dem gefährlich aussehenden Stier um die Schnauze zu wickeln, was sich als problematisch erwies, denn mit den Berührungen reizte der Menschenkrieger die Nüstern und der Stier zuckte häufig reflexartig zusammen.
„ Danke, Dante.“ Die dunklen Augen eines Menschen trafen Dantes Blick. Erneut fragte er sich, was es mit diesem Fluch auf sich hatte. Der junge Krieger nickte als Antwort und gesellte sich anschließend zu Waldoran, welcher gedankenverloren, eine Haaresbreite von der Mauer entfernt, regungslos verharrte.
„ Waldoran.“
Der Elf drehte sich zu seinem Begleiter.
„ Lasst es uns überstehen.“
Unbehagen packte sie, als sie einer nach dem anderen, Hand in Hand, die tote Welt des Zerfalls betraten.
XLIII
Grimmdor befand sich in Hochstimmung, denn er liebte jedes einzelne Detail einer richtigen Schlacht. Den Lärm, die Aufregung, das Durcheinander, die unzähligen Orkleichen; schlichtweg alles. Pfeifend spazierte er durch die weiten Hallen in der Tiefe der Festung Eisenturm. Früher hatte sich hier eine Mine befunden, doch nachdem sie den Fels um seine kostbaren Materialien beraubt hatten, wurde die einstige Grube zu einer kolossalen, unterirdischen Taverne umgebaut. Die Säulen ragten so weit in die Dunkelheit über ihm, dass ihre Berührungen der Decke nicht zu sehen waren. Zwischen den marmornen Pfeilern befand sich eine unermesslich hohe Anzahl Tische, welche zu dieser Zeit des Tages jedoch noch nicht gefüllt waren. Lediglich ein paar Krieger saßen in ihrer üblichen Ecke und füllten die Weite der Höhle mit ihrem donnernden Lachen. Grimmdor kannte jedes Mitglied der Vierergruppe. Wenn es gerade keinen Krieg oder sonstige Möglichkeiten zu einem Kampf gab, waren sie hier unten zu finden; stets mit Methörnern in den enormen Pranken.
„ Grimmdor.“ grollte eine der tiefen Stimmen. „Gesell dich zu uns. Wir benötigen den Rat eines Offiziers.“ Seine Freunde begannen breit zu grinsen.
„ Bandrabor. Was hast du mir zu erzählen?“
„ Wir haben einen Plan.“ Obwohl Zwerge Unmengen an Met vertrugen, war es deutlich, dass Bandrabor einige Hörner zu viel gehabt hatte, weswegen Grimmdor sich Sorgen um die Details des Planes machte.
„ Nun –“ sagte er dennoch einladend, in die Runde blickend.
„ Du kennst Sindril, nehme ich an.“ Die Miene Grimmdors verfinsterte sich, als er knurrend nickte.
„ Wir sind der Meinung, dass es eine ausgezeichnete Idee wäre, uns ein wenig in seiner Kammer umzusehen. Und sollten wir einen antiken, unermesslich wertvollen Bogen finden, wer weiß, womöglich wird der verdammte Elfenbastard aus mysteriösen Gründen eine Schatzsuche nach den Überresten veranstalten müssen.“ lachte Bandrabor und seine Komplizen stimmten mit ein.
Ein grimmiges Grinsen verunstalte das grobe Gesicht Grimmdors. Er lachte lauthals, bevor er die Idee als hervorragend bewertete und seine Wanderung durch die Festung in bester Laune fortsetzte.
Er bekam eine Gänsehaut, wenn er durch die tiefen Gemäuer und riesigen Säle unterhalb der Erde streifte. Schließlich fühlte er sich wie beinahe alle Zwerge zum Gestein und zu der Dunkelheit hingezogen und verbrachte einen erheblichen Teil seiner Zeit damit, das weitläufige Tunnelnetzwerk zu erkunden, welches vor über eintausend Wintern von seinen Vorfahren geschaffen worden war. Sein Weg führte in stets weiter in den Fels hinein, da er gezielt nach den Pfaden suchte, die in die unendliche Tiefe unter seinen Füßen führte. Kein anderes Volk hatte so tief graben können, wie die Zwerge; kein anderes Volk war so mächtig.
Irgendetwas stimmt hier nicht.
Grimmdor fühlte sich auf einmal beobachtet. Er setzte seinen Weg im selben Tempo fort, doch hielt wenige Schritte später flüchtig an, weil er etwas auf dem Boden entdeckte. Beim genaueren Hinsehen sah er, dass es sich um die Asche einer Fackel handelte, was er als überaus merkwürdig empfand, denn jeder Gang im gesamten Tunnelnetzwerk wurde durch Fackeln an den Wänden in ein
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