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Jenseits der Eisenberge (German Edition)

Jenseits der Eisenberge (German Edition)

Titel: Jenseits der Eisenberge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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Möglichkeit zu beobachten, was nun in diesem Raum geschah, und konnten nur etwas belauschen, wenn es laut genug herausgeschrien wurde. Er hörte das Klirren der Ketten, mit denen der Gefangene hilflos an die gegenüberliegende Wand gebunden worden war, mit dem Rücken zur Tür. Die Angst, die von ihm ausging, da er nicht wusste, wer sich ihm nun näherte, oder was mit ihm geschehen sollte, berührte Lys tief. Er hatte den Gefangenen mit einem Blick erkannt und eilte rasch an seine Seite. Als er ihm eine Hand auf die bloße Schulter legte, zuckte der junge Mann hastig atmend vor ihm zurück, versuchte dabei seinen Kopf schützend abzuwenden.
    „Onkar, dir geschieht nichts“, flüsterte Lys.
    Der Räuber, das jüngste Mitglied von Kirians Bande, fuhr zu ihm herum. Die roten Locken, die ihn verraten hatten, hingen ihm schweißnass in die Stirn und es war nicht zu übersehen, dass er sich gegen seine Gefangennahme gewehrt hatte: Zahlreiche Schrammen und Blutergüsse an Gesicht und dem entblößten Oberkörper bewiesen es deutlich.
    „Lys, oh ihr Götter!“, stammelte er tränenerstickt.
    „Bleib still, ich mache dich los. Du musst leise sein, die Wächter dürfen nichts davon wissen, was hier drinnen geschieht!“ So lautlos wie möglich befreite Lys Onkar von seinen Ketten und half ihm, sich hinzusetzen. Der junge Mann hörte nicht auf zu zittern, also legte ihm Lys seinen eigenen Umhang über und zog ihn nach einem Moment des Zögerns zu sich an die Schulter. Einige Minuten verharrten sie so, in denen Onkar schniefend um seine Selbstbeherrschung rang.
    „Tut mir leid“, flüsterte er immer wieder, doch Lys hielt ihn einfach nur fest und wartete geduldig, obwohl er am liebsten laut geschrien hätte. Irgendetwas Schlimmes musste vorgefallen sein, warum sonst hätte Kirian seinen Dolch fortgegeben und den Jungen in Gefahr gebracht? Kirian wusste, dass die Soldaten der Weidenburg extrem nervös und wachsam waren.
    „Was ist geschehen?“, fragte Lys schließlich mühsam beherrscht, als Onkar sich etwas beruhigt hatte. „Warum trägst du den Dolch und kommst allein hierher?“
    „Albor hat ihn mir gegeben. Er sagte, wenn man mich erwischt, wird das Ding dafür sorgen, dass mir niemand was Ernstes tut und ich sofort hierher gebracht werde; auch weil man ja sieht, ich kann kein Sheruk sein. Er hatte recht.“
    „Offensichtlich, von ein wenig Prügel abgesehen. Du hättest schwer verletzt werden können! Oder umgebracht, wenn du dich zu viel gewehrt hättest. Meine Soldaten gehen kein Risiko ein, wir müssen jederzeit auf der Hut vor Spionen sein. Was hat Albor sich dabei gedacht? Was ist mit Kirian geschehen?“ Lys unterdrückte den Impuls, Onkar durchzuschütteln.
    „Du musst kommen und helfen. Ich bin Tag und Nacht gerannt, um herzukommen“, stieß Onkar hervor. „Schon vor rund drei Wochen sind wir in Richtung Purna gezogen, Kirian hatte nicht gesagt warum. Wir hatten uns in Sichtweite des Königsschlosses getrennt. Der Sheruk wollte einer Sache nachgehen, wie er sagte. Er ging in seiner Tarnung als Lamár, dem schwarzen Söldner.“ Lys nickte ungeduldig. Er selbst hatte Kirian diesen Namen verliehen, als sie gemeinsam gefangen genommen worden waren. Inzwischen war der angebliche Söldner und Freund des jungen Corlin so bekannt, dass er sich ziemlich ungehindert auf den Ländereien der Adligen bewegen und als Bote von Lys ausgeben konnte.
    „Ich weiß nich’, was schief gelaufen ist. Sie haben ihn verhaftet und mitgenommen! Einfach mitgenommen, zusammengebunden wie ein Stück Vieh, nachdem wir fünf Tage nichts von ihm gesehen hatten. Vor zwei Tagen war das.“ Erschöpft sank Onkar in sich zusammen.
    „Wer hat ihn mitgenommen? Wohin? Und was wollte Kirian bei Maruv?“, drängte Lys, packte Onkar nun doch heftig an den Armen und rüttelte ihn durch.
    „Ich weiß es nicht!“, schrie Onkar verzweifelt, und dann, leiser: „Ich weiß es nicht, wirklich! Der Sheruk hat nich’ gesagt, warum er da hinwollte. Es war eine Reitergruppe, bestimmt dreißig Mann, sie hatten ihn in Ketten auf ’nen Karren gebunden. Er sah schlimm aus. Die haben ihn verprügelt. Ich dachte, der is’ tot, aber Albor sagte, das kann nich’ sein, denn sie hätten ihn nich’ mitgenommen in dem Fall. Es waren zu viele, wir konnten nich’ angreifen, ich schwör’s.“
    Lys ballte die Hände zu Fäusten, atmete tief durch. Er musste ruhig bleiben! „Trugen sie ein Wappen? Irgendetwas, woran man sie erkennen könnte? Denk genau

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