Jenseits der Finsternis - Eine Vampir Romanze (German Edition)
hatte. Jays Augen waren fast schwarz und er sah sie mit ausdrucksloser Mine an. Er war nicht mehr der sympathische junge Mann, als den sie ihn kennen gelernt hatte. In seinen Zügen war etwas.
Totes , dachte Linda.
„ Jay“, sagte sie. „Du hast mich erschreckt.“
Er versuchte zu lächeln, aber sein Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze.
„ Was ist los mit dir?“, fragte Linda und stand auf. Sie wich vor ihm zurück. Er stand nur da und sah sie stumm an.
„ Es ist wahr“, sagte er dann. „Alles ist wahr. Sie sind unter uns. Sie leben in unserer Mitte. Sie sind überall.“ Er trat auf sie zu. Sein Blick war auf sie fixiert. Er hatte nichts mehr von dem unsicheren Burschen, der er noch vor zwei Tagen gewesen war. Seine Schritte waren zielsicher, und sein Blick war gefährlich. „Und weißt du, was das beste daran ist, Linda...?“
„ Was?“ fragte Linda und wich weiter zurück. Sie war am anderen Ende des Raumes angekommen und stieß gegen den Kühlschrank, in dem sie ihre eigenen Blutproben aufbewahrte.
„ Es ist...gut.“ Jetzt grinste Jay tatsächlich, aber es war ein verzerrtes Lächeln. Wie von einer Mumie. „Es fühlt sich besser an als mein ganzes Leben davor. Ich bin zwar tot, fühle mich aber unglaublich lebendig.“
„ Jay“, sagte Linda leise. Sie blickte zur Ausgangstür. Sie wollte fliehen, fliehen so schnell sie konnte.
Jay machte eine Handbewegung, und die Tür knallte zu.
„ Aber nicht nur lebendig“, sagte er dann. Jetzt verzerrte sich sein Gesicht zu einer irren Fratze. „Ich bin auch unglaublich...“
Linda bewegte sich auf die Tür zu. Irgendwie musste es ihr gelingen, sie zu öffnen und die Flucht zu ergreifen.
„ ...durstig!“ fauchte Jay und stürzte sich aus sie.
Seine spitzen Zähne drangen mit geschmeidiger Leichtigkeit in ihre Halsschlagader. Der schüchterne junge Mann hatte sich in ein Raubtier verwandelt. Er legte seine Hände an Lindas Kopf. Endlich war er am Ziel seiner Wünsche angelangt. Die Frau, die er seit Jahren heimlich geliebt hatte war nun seine Beute.
„ Jay...“ flüsterte Linda. Den Rest ihrer Gedanken konnte sie nicht mehr aussprechen. Ihre Sinne schwanden. Es war einfach alles zu viel für sie. Ihr Körper schaltete sich einfach ab. Sie sackte in sich zusammen, während Jay sich an ihrem Blut labte.
Tu das nicht. Du wirst es nicht überleben , dachte sie noch, dann wurde es schwarz vor ihren Augen.
Jay floh durch die Nacht. Er rannte, rannte so schnell, wie noch nie in seinem Leben. Er rannte bis er die Orientierung verlor. Schließlich hielt er inne, atmete die kalte Luft in seine Lungen und spürte einen tiefen Schmerz, der aber nicht von der Kälte herrührte, sondern von dem Schmerz, der ihn erfüllte, wenn er an seine große Liebe dachte.
Linda.
Er glaubte, dass sie jetzt so werden würde wie er. Sie würde sich in eine Untote verwandeln, ein Geschöpf der Nacht. Bei diesem Gedanken keimte ein Funken Hoffnung in ihm. Vielleicht würde sie jetzt zu ihm gehören. Die Macht der Finsternis würde sie auf seine Seite bringen.
Schneeflocken fielen auf sein von dem Biss noch immer blutverschmiertes Gesicht. Er wusste nicht genau, wo er sich befand. In weiter Ferne sah er die Lichter der Stadt. Die Morgendämmerung war bereits heraufgezogen. Bald würde der neue Tag anbrechen. Jay hörte das Plätschern von Wellen. Er musste also irgendwo am Ufer des Hudson River sein. Verwirrt blickte er sich um, die Hände in den Taschen seines Lodenmantels vergraben, die Plastiksäckchen mit Lindas Blut behutsam umschlossen. Er wusste, was er jetzt tun musste. Es gab keinen anderen Ausweg.
Valeria hatte es von ihm verlangt. Diese Frau hatte ihm soviel gegeben, dass er es niemals wagen würde, ihre Wünsche zu ignorieren. Sie hatte ihm ein vollkommen neues Leben geschenkt, ein Leben voller Leidenschaft und Abenteuer, so ganz anders als alles, was er davor erlebt hatte. Aber es war nicht nur das, sie hatte auch seine ganze Persönlichkeit verändert.
Er war von einem Lamm zu einem Wolf geworden.
Hinter sich hörte er ein Knurren. Als wären seine Gedanken Wirklichkeit geworden, sah er sich von einem Rudel silbergrauer Wölfe umringt. Sie standen reglos da, als schienen sie auf etwas zu warten.
Dann spürte er die Zunge in seinem Nacken.
Er fuhr auf den Absätzen herum.
„ Mein Geliebter“, sagte die Frau leise. Valeria stand nun vor ihm, ihr Gesicht kalt und schön, ihr Körper in schwarzes Leder gekleidet. Sie lächelte. „Kannst du mir
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