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Jenseits der Finsternis

Jenseits der Finsternis

Titel: Jenseits der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Nagula
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»Seien Sie froh, daß ich mich nicht an Ihren Auftrag halten werde. Ich werde eine Einweisung in die Psychiatrie beantragen. Es geschieht nur zu Ihrem Besten, Maxim.«
    Führer machte Anstalten, sich auf den Rechtsanwalt zu stürzen. Sofort traten die Fesselstrahlprojektoren in Aktion und verurteilten ihn zu Bewegungslosigkeit.
    »Sie werden mir noch einmal dankbar sein«, prophezeite Higgins, während er die Zelle verließ.
    Die schwere Tür schlug zu. Als er sich wieder bewegen konnte, trat Führer an einen Projektor … und geriet erneut in ein Fesselfeld.
     
    In eine Energieblase gesperrt, verfolgte Führer den Prozeß. Er konnte sich außerhalb der Blase nicht verständlich machen. Man gab ihm keine Gelegenheit zur Rechtfertigung. Er war ganz auf Higgins, seinen Verteidiger, angewiesen. Und dieser Idiot wollte ihn tatsächlich als krank hinstellen.
    Führers Zorn verlor sich erst gegen Ende der Verhandlung, als offensichtlich wurde, daß Higgins mit seiner Strategie erfolglos bleiben würde. Immerhin aber gelang es dem Rechtsanwalt, das Strafmaß auf fünf Jahre zu senken.
    Millionen Menschen verfolgten den Prozeß auf ihren Holoschirmen. Das Heer, sonst der Stolz eines jeden aufrechten Terraners, hatte negatives Aufsehen erregt. Einen Friedensvertrag mit einem Verbündeten nicht beachtet. Die Menschheit verlangte ein Opfer. Und dazu war Führer auserwählt.
    Die Plädoyers wurden beendet. Nun sollte der Rechtsspruch erfolgen. Der Antrag lautete auf fünfjährige Verbannung durch Supremisierung. Sollte die erforderliche Zweidrittelmehrheit nicht erreicht werden, müßte die Verhandlung vertagt werden.
    Die Geschworenen gaben ihre Entscheidung durch Lichtsignale auf der großen Anzeigetafel bekannt. Grün bedeutete schuldig, rot das Gegenteil. Nach und nach leuchteten Glühbirnen auf. Alle waren grün – ein einstimmiges Urteil.
    Die Energieblase setzte sich in Bewegung und zwang Führer, den Saal zu verlassen. Schließlich hielt sie vor einer Kammer an, und eine Stimme aus einem Lautsprecher forderte ihn auf, einzutreten. Die Tür schloß sich von selbst. Was sollte er hier?
    Plötzlich zuckten von allen Seiten weiße Strahlen auf ihn zu. Führer stürzte zu Boden. Kaskaden unerträglicher Schmerzen überfluteten ihn.
    Verdammt! Warum hat denn keiner gesagt, daß es so weh tut?
    Er konnte nicht mehr denken. Nur noch die Schmerzen. Sonst nichts mehr. Irgendwo, weit im Hintergrund, kauerte noch er selbst.
    Um seinen Kopf bildete sich ein gelblicher Strahlenkranz, gleich einem Heiligenschein.
    Sein geschundenes Ego, nunmehr ohne Wahrnehmung seiner Umwelt, wünschte nur noch eines:
    BEWUSSTLOSIGKEIT.
     
    Er lag in einem Bett. Die Sonne stand schon hoch am Himmel.
    Ex-Commander Maxim benötigte einige Zeit, bis er sich an die Ereignisse des letzten Tages, den Prozeß und die Supremisierung, erinnerte. Dann erhob er sich und sah sich um. Das Zimmer war spärlich eingerichtet, besaß jedoch einen Rohrpostanschluß und einen Speisetransmitter, der zu funktionieren schien. Verhungern würde er also nicht.
    Zufrieden verließ Führer den Raum. Der Korridor lag einsam und verlassen vor ihm. Seine Strafe erschien ihm nicht schwer. Fünf Jahre auf der Erde ließen sich aushalten. Auch wenn er mit niemandem sprechen konnte.
    Neben der Tür zu der Wohnung entdeckte er ein Schild mit seinem Namen. Daneben ein unauffälliger Vermerk: »Supr.« Aha. Eventuelle Besucher sollten wissen, wer hier wohnte.
    Führer trat auf die nicht sehr belebte Straße hinaus und blickte sich um. Er hatte keine Ahnung, wo er sich befand, in welcher Stadt, auf welchem Kontinent. Egal. Das spielte schließlich keine Rolle.
    Eine weißhaarige Frau schlenderte auf ihn zu. Führer schätzte ihr Alter auf etwa dreißig. Wahrscheinlich verlangte der neue Modetrend weiße Haare. Wann hatte er eigentlich zum letztenmal eine Frau gehabt?
    Er entschloß sich zu einem Experiment und stellte sich ihr in den Weg. Nicht einen Augenblick hoben sich ihre Brauen zum Zeichen, daß sie ihn bemerkte. Sie schritt einfach weiter, als würde er nicht existieren.
    Und dann der Stoß! Führers Körper schien auf einmal von tausend Lanzen durchbohrt zu werden. Er stürzte schwer zu Boden, rollte sich zur Seite, blieb keuchend liegen.
    Was um alles in der Welt war geschehen? Die Schmerzen, der Stoß, sie nahmen zweifellos von der Frau ihren Ausgang. Sie selbst jedoch hatte nichts registriert.
    Führer sah ein, daß er für die normale Welt tatsächlich nicht mehr

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