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Jenseits der Finsternis

Jenseits der Finsternis

Titel: Jenseits der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Nagula
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daß er von hohen, an ihm zerrenden Wellen empfangen worden war, die nicht von ihm abließen, als er eine unbemessene Weile lang über das Meer starrte. Schließlich kündigte gewaltiger, von fern hallender Donner ein sich nahendes Gewitter an und bald danach wurde das Licht der Landschaft von den monumentalen Wolkenbergen mit Dunkelheit erstickt. Diesmal war es eine einheitliche Wolkenfront, die ein Unwetter brachte, das bis in die tiefe Nacht anhielt. Als die Regenfälle einsetzten und die Wellen sich heftig an den Klippen brachen, stand Conrad noch immer am Strand, inmitten der tobenden Gewalten, über Stunden unbewegt wie eine Statue, und erst als das Unwetter sich seinem Höhepunkt zuneigte, verlor er die Besinnung.
    Am Morgen fanden ihn Fischer erschöpft und halb ertrunken am Strand und brachten ihn ins Dorf, wo man ihn versorgte und pflegte. Als er schließlich die Besinnung wiedererlangte und man ihn fragte, was mit ihm geschehen sei, antwortete er nur, er käme aus Ultima Thule.
     

 
H ERBERT W. F RANKE   Der letzte Programmierer
     
    Sie hatten sich vor der Gartenmauer zusammengefunden, als wäre es Zufall gewesen. Zuerst standen sie nur so herum, die Hände in den Hosentaschen, demonstrativ gelangweilt. Gelegentlich richteten sie sich auf, reckten die Köpfe, um über den mit Sicherheitsdraht bezogenen Mauerrand hinwegblicken zu können. Das Gebäude dahinter sah harmlos genug aus – ein Einfamilienhaus mit grünen Fensterläden, mit einem kitschigen Rosa gestrichen und nicht mehr ganz neu; an einigen Stellen fiel der Putz ab. Der schmale Streifen Gartenland, der davor lag, bestärkte diesen Eindruck: Er war nicht besonders gepflegt, da und dort brachen Brennesseln durch, die Ziersträucher wucherten.
    Allmählich wurden es mehr, die da herumstanden, die Unterhaltung, bis dahin recht sporadisch, wurde lebhafter, nach und nach redeten sie sich in Rage. Und als dann ein blasses Gesicht am offenen Fenster auftauchte, schmale Arme nach den Fensterläden griffen, um sie zuzuziehen, da war es mit der Beherrschung vorbei, und die ersten Steine flogen. Schließlich ein Schlag, das Splittern von Glas, ein Regen von Scherben … Von der Polizeirufsäule an der nächsten Straßenecke her klang eine Sirene, und plötzlich hatten es die Leute eilig; jene, die Steine geworfen hatten, liefen davon, die anderen taten so, als gehörten sie nicht dazu, und zerstreuten sich. Dann erklang das Ammonshorn, Reifen quietschten, und zwei Schnellcars der Polizei in weiß-grünen Alarmfarben hielten vor dem unscheinbaren Haus.
     
    Der alte Mann öffnete die Tür. »Kommen Sie herein!« Er trug einen zerschlissenen Morgenrock, der ihm zu lang war, und Samtpantoffeln. Er begrüßte die Polizisten wie lästige Bekannte, die sich zu einem Besuch verpflichtet fühlen, obwohl sie wissen, daß sie nicht willkommen sind.
    »Hat es wieder Ärger gegeben?« fragte der Sergeant und setzte sich auf einen wackeligen Stuhl – der einzige, der nicht mit Büchern, Lochkarten und Magnetbändern belegt war. Sein Begleiter blieb neben ihm stehen. »Warum machst du uns immer wieder diesen Ärger, Tom? Du siehst doch ein, daß du selbst daran schuld bist.«
    Tom strich sich durch das ungeschnittene, weiche, weißgraue Haar. Er lehnte am Pult, auf dem er seine Tastaturen, Monitore und Schreibautomaten aufgebaut hatte. »Ich habe euch nicht gerufen«, sagte er trotzig. »Und ich tue nichts Unrechtes. Ich lasse mir nichts verbieten, was mein gutes Recht ist!«
    Der Sergeant hob resignierend die Hand. »Schon gut, schon gut«, sagte er versöhnlich. »Aber wir tun doch nichts als unsere Pflicht. Glaubst du, wir kommen zu unserem Vergnügen hierher? Wenn Alarm gegeben wird, so müssen wir raus, ganz gleich, ob wir wollen oder nicht.«
    »Ich fühle mich nicht bedroht«, erklärte Tom. »Ich habe mich gut geschützt, und den Glasschaden zahlt die Versicherung. Na schön – ihr habt nach dem Rechten gesehen und euch davon überzeugt, daß alles in Ordnung ist. Kann ich sonst noch etwas für euch tun?«
    Der Sergeant erhob sich von seinem Stuhl. »Nein, das ist alles. Das Protokoll schicken wir vorbei – zum Unterschreiben.« Er grüßte verdrossen, winkte seinem Begleiter zu, und sie verließen den Raum. An einer Seitentür stand eine junge Frau, blaßblond, mit sorgenvollen Augen. Sie trug eine Arbeitsschürze, die sie über eine Jeanshose gebunden hatte.
    »Schönen Dank, daß Sie sich um uns kümmern!« sagte sie. Der Sergeant nickte ihr

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