Jenseits Der Grenze
befehlshabender Offizier eines Allianz-Kriegsschiffs vernachlässigen. Ich bin gerne bereit, diesen Eid in einem Verhörraum noch einmal abzulegen, damit kein Zweifel an meiner Ernsthaftigkeit bestehen kann.«
Sie machte zumindest den Eindruck, dass sie es sehr ernst meinte. Hätte es in einem der beiden Punkte irgendwelche Zweifel gegeben, dann wäre es Bradamont gar nicht erst gelungen, die Sicherheitsüberprüfung zu bestehen und in die Flotte zurückzukehren. »Ich glaube, ein Verhörraum ist nicht nötig, Commander. Darf ich Ihnen eine persönliche Frage stellen? Eine weitere, meine ich. Wir haben mit Ihnen an Bord der Dragon gegen die Syndiks gekämpft. Haben Sie jemals darüber nachgedacht, Rogero könnte sich auf einem der Kriegsschiffe befinden, die von uns beschossen wurden?«
»Ich konnte es mir nicht leisten, darüber nachzudenken, Sir.« Bradamont sah ihm in die Augen. »Ich hatte meine Pflicht zu erfüllen, und ich wusste, er würde das verstehen.«
»Er würde verstehen, möglicherweise von Ihnen im Gefecht getötet zu werden? Nicht jeder Mann dürfte so verständnisvoll sein, Commander Bradamont.«
»Er weiß, was Pflicht bedeutet, Admiral. Das ist einer der Gründe, wieso …« Sie wich seinem Blick nicht aus. »Ich weiß, Sie wollen mir noch eine persönliche Frage stellen: Wie es passieren konnte, dass ich mich in einen Syndik-Offizier verliebe.«
»Das geht mich nichts an«, sagte Geary, auch wenn es ihn interessierte.
»Ich werde es Ihnen sagen, weil ich glaube, Sie werden meine Worte eher akzeptieren als manch anderer.« Sie schaute zur Seite, nicht um sich zu sammeln, sondern eher so, als würde sie einen Blick in die Vergangenheit werfen. »Eine Anzahl von neuen Gefangenen, zu denen ich gehörte, wurde zu der Welt geflogen, auf der sich das Arbeitslager befand, in dem man uns festhalten würde. Das Syndik-Schiff wurde in einen schweren Unfall verwickelt, bei dem wir alle sehr wahrscheinlich gestorben wären. Rogero befehligte die Bodentruppen, die mit dem gleichen Schiff transportiert wurden. Er befahl, uns zu befreien, damit wir gerettet werden konnten, und dann erlaubte er uns, Seite an Seite mit seiner Besatzung zu arbeiten, um das Schiff und uns selbst zu retten.« Bradamont richtete ihren Blick wieder auf Geary. »Dafür wurde er in der Form bestraft, dass man ihm das Kommando entzog.«
»Er hatte gegen die Vorschriften verstoßen.«
»Ja. Seine Vorgesetzten sagten, er hätte uns sterben lassen sollen. Ich weiß das, weil einige von uns zu den Ereignissen an diesem Tag aussagen mussten. Es geschah gegen unseren Willen, aber da wir in verschiedenen Verhörräumen untergebracht waren, konnten wir uns keine Lüge zurechtlegen, um ihn zu schützen. Rogero verlor nicht nur das Kommando über seine Einheit, er wurde auch in das Lager versetzt, um dort als Wärter Dienst zu verrichten. Das war ein grausamer Scherz seitens seiner Vorgesetzten, Admiral. Da wir Gefangene ihm so wichtig gewesen waren, wurde er nun gezwungen, uns zu beaufsichtigen.«
Das passte zusammen. »Er war einer der Senioroffiziere der Syndiks im Lager, Sie gehörten zu den Senioroffizieren der Allianz. Es blieb gar nicht aus, dass Sie regelmäßig Kontakt hatten.«
»Richtig, Sir, und ich wusste etwas über sein Wesen, weil ich gesehen hatte, welches Verhalten ihm diesen Posten eingebrockt hatte.« Sie hielt einen Moment lang inne. »Sie und … Captain Desjani können vermutlich von allen am besten verstehen, wie es mir erging, als ich mir meiner Gefühle für ihn bewusst wurde. Es war nichts, was ich … was ich wollte oder was mir behagte. Als ich dann herausfand, dass er für mich genauso empfindet … da war das völlig unmöglich. Er ist ein anständiger, ehrbarer Mann, Admiral, auch wenn er dazu ausgebildet worden ist, eigentlich ganz anders zu handeln. Aber … wir blieben beide unseren Pflichten treu. Ich habe meinen Eid gegenüber der Allianz nie verraten. Ich habe nie meine Vorfahren entehrt, ganz gleich, was einige …« Sie brach mitten im Satz ab.
»Verstehe. Den Syndiks gefiel es offenbar auch nicht, weshalb man Sie in ein anderes Lager brachte und ihn hierher ins Exil schickte.«
»Anfangs nicht. Da hatte CEO Drakon noch etwas Einfluss und schaffte es schließlich, Rogero unter sein Kommando zurückzuholen, nachdem ich das Lager verlassen hatte. Admiral …« Diesmal zögerte sie etwas länger. »Es gibt da eine höchst geheime Angelegenheit, die den Allianz-Geheimdienst und mich selbst betrifft.
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