Jenseits Der Grenze
Ich bezweifle, dass irgendjemand in dieser Flotte etwas davon weiß, aber ich kann Sie als meinen Flottenbefehlshaber nicht guten Gewissens darüber im Unklaren lassen. Die Syndiks wurden in dem Glauben gelassen, dass meine Gefühle für Rogero sich auch auf meine Loyalität ausgewirkt hatten. Über Jahre hinweg habe ich die Syndiks regelmäßig mit Berichten versorgt, die mir der Geheimdienst der Allianz zur Verfügung gestellt hat. Es waren angebliche Geheimnisse und irreführende Informationen, die ich dem Anschein nach an Rogero geschleust habe.«
Das war eine weitere überraschende Enthüllung. »Und was hatte die Allianz davon? Nur einen Kanal, um Scheininformationen an die Syndiks weiterzuleiten?«
»Und Informationen, die Rogero von Zeit zu Zeit an mich schickte, angebliche Angaben zu geheimen Syndik-Aktivitäten.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich war lange Zeit der Ansicht, dass diese Nachrichten in Wahrheit gar nicht von ihm kamen, und falls doch, dass sie dann ebenfalls keine echten Geheimnisse enthielten, sondern nur Desinformation. Ich glaube, beide Seiten haben das nur gespielt, damit sie sich Erfolge einreden konnten, obwohl niemand in irgendeiner Weise wirklich davon profitierte.«
»Können Sie irgendetwas davon beweisen?«
Wieder schüttelte sie den Kopf. »Nein, Sir. Ich habe nur die Kontaktinformationen von demjenigen, der im Allianz-Gebiet mein Ansprechpartner war.«
»So etwas ist ein gefährliches Spiel.« Schließlich setzte sich Geary hin und musterte sie. »Ist es möglich, dass Lieutenant Iger über Informationen verfügt, die auf Rogeros Meldungen beruhen? Wissen Sie, unter welchem Decknamen er in den Berichten des Allianz-Geheimdienstes geführt wurde?«
»Red Wizard, Admiral.«
»Hatten Sie einen Decknamen, der in diesen Berichten benutzt wurde?«
»White Witch, Sir.«
Geary betätigte seine Kontrollen. »Lieutenant Iger, verfügen Sie über Geheimdienstberichte, die aus einer Syndik-Quelle mit Codenamen Red Wizard stammen?«
Iger konnte eine verblüffte Miene nicht verhindern, während er sich zur Seite drehte und eine Datenbank aufrief. Dann sah er Geary völlig überrascht an. »Ja, Sir, aber ich habe hier keinen Vermerk, dass Sie jemals über dieses Programm unterrichtet wurden. Sie hätten zwar jede darin enthaltene Information erhalten, allerdings sind die Quelle und der Deckname streng geheim.«
»Kennen Sie den wahren Namen dieser Quelle?«
»Nein, Sir. Diese Namen finden sich nicht in den Dateien auf diesem Schiff, damit die Quellen nicht bekannt werden können, sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass diese Daten eine Zerstörung des Schiffs überleben.«
»Ist Commander Bradamont jemals über dieses Programm unterrichtet worden?«
»Nein, Sir. Bei ihrer … Vorgeschichte wäre so etwas höchst ungewöhnlich. Bei einem Sicherheitsvermerk in ihrer Akte kann es dazu nicht kommen.«
»Liegt Ihnen etwas über eine Quelle mit Codenamen White Witch vor?«
Iger sah nach, dann verstärkte sich sein unbehaglicher Gesichtsausdruck. »Admiral, ich muss Sie fragen, wo Sie diese Codenamen gehört haben. Die stammen aus einem streng geheimen Bereich.«
»Besteht eine Verbindung zwischen White Witch und Red Wizard?«
»Ja, Sir. Auch wenn mir die Identität dieser Quelle nicht vorliegt. Admiral, ich kann über diese Dinge nicht weiter reden, solange Sie nicht formell über die Programme unterrichtet worden sind und die notwendigen Sicherheitsvereinbarungen unterzeichnet haben.«
»Das genügt schon, vielen Dank«, sagte Geary, beendete das Gespräch und forderte Bradamont mit einer Geste auf, sich ihm gegenüber hinzusetzen. »Was Sie mir erzählt haben, ist belegbar. Und was nun, Commander? Wenn Rogero Ihnen diese Informationen hat zukommen lassen, dann könnte eine direkte Kontaktaufnahme Probleme für ihn mit sich bringen.«
»Das sehe ich auch so, Sir.«
Aber ich muss wissen, was in diesem Sternensystem vor sich geht. »Ich werde offen sprechen, Commander. Wenn Rogero uns etwas über die Situation in diesem System sagen würde, dann könnte uns das eine sehr große Hilfe sein. Die Senior-CEO hat irgendetwas vor, und wir kennen das Verhältnis der anderen Syndik-CEOs zu ihr nicht.«
Bradamont saß eine Zeit lang schweigend da. »Ich möchte ihn nicht anzapfen, Sir, aber ich vermute, er weiß so gut wie ich, wie sehr wir beide von unseren Regierungen schon benutzt worden sind. Wenn ich ihm eine private Nachricht schicke, kann er selbst entscheiden, ob und wie
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