Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits Der Grenze

Jenseits Der Grenze

Titel: Jenseits Der Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Campbell
Vom Netzwerk:
wieder, diesmal auf eine wilde Art. »Ich dachte, Sie würden mir nur ein Viertel geben.«
    Nachdem sie gegangen war, saß Geary da und wartete, dass Rione zu reden begann. Nach einer scheinbaren Ewigkeit sah sie ihn endlich an. »Ich weiß, dass Worte wie ›es hätte schlimmer kommen können‹ in einem Moment wie diesem nur einen schwachen Trost darstellen. Aber sie treffen auch zu. Sie könnten den Verlust Ihrer halben Flotte beklagen, verbunden mit Tausenden von Toten.«
    »Ich weiß.« Geary lehnte sich nach hinten und versuchte den dumpfen Schmerz zu verdrängen, den die erlittenen Verluste ihm bereiteten. »Wenn wir nicht so schnell reagiert hätten, wären jetzt vermutlich die meisten Hilfsschiffe nichts weiter als Wracks, was diese Flotte in eine sehr unangenehme Lage bringen würde. War das die Absicht, Madam Gesandte?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Ich glaube doch. Ich wünschte nur, ich hätte eine Ahnung, warum Sie sich bereit erklärt haben könnten, bei dem Ganzen mitzumachen.«
    »Sie wissen, dass ich schon immer bereit war, mich aus den richtigen Gründen zu opfern.« Mit diesen Worten erhob Rione sich von ihrem Platz und verließ ebenfalls den Konferenzraum.
    Vier Stunden später stand Geary in Habachthaltung da, er trug seine beste Uniform. Neben ihm befand sich Captain Desjani, ähnlich gekleidet, in gleicher Haltung. Daneben standen Matrosen und Marines der Dauntless in zwei Reihen unmittelbar vor einer Luke. Von der Luke, die nach außen ins All führte, verlief ein unter Druck gesetzter Verbindungsschlauch bis hin zur Typhoon . Jeder von ihnen trug ein Armband, das einen breiten goldenen Balken zeigte, gefolgt von einem schwarzen und einem weiteren goldenen Balken. Es symbolisierte, dass die Nacht nur ein Intervall zwischen dem Licht war.
    Geary hob den Arm zum Salut, als der erste von neunundzwanzig versiegelten Leichenbehältnissen von weiteren Crewmitgliedern an ihm vorbeigetragen wurde, die mit bedächtigen Schritten ihren Weg zurücklegten. Die sterblichen Überreste der anderen Opfer folgten und wurden zwischen den in Reih und Glied stehenden Kameraden hindurch zur Luke gebracht, um von dort zur Typhoon getragen zu werden, wo sie in speziellen Räumen untergebracht wurden, die allein für diesen traurigen Zweck bestimmt waren.
    Normale Fracht wurde einfach durch das All von Schiff zu Schiff geschickt, doch so ging die Flotte nicht mit ihren Toten um.
    Nachdem das letzte Behältnis die Reise zur Typhoon angetreten hatte und außer Sichtweite war, ließ Geary den Arm sinken. Desjani folgte seinem Beispiel, dann wandte sie sich an die Ehrengarde. »Ich danke Ihnen. Wegtreten.«
    Alle verließen den Bereich vor der Luke, um wieder ihre normale Uniform anzuziehen und um zu ihrer Arbeit zurückzukehren, die niemals getan war und die nur dann eine Pause einlegte, wenn die Tradition es erforderte.
    Die Tage, die für die Durchführung der Reparaturen notwendig waren, vergingen recht schnell. Geary fiel auf, dass die Crewmitglieder, die sich über die Aliens unterhielten, zunehmend wütend wirkten. Auch die Wachhabenden auf der Brücke trugen einen Gesichtsausdruck zur Schau, als würden sie Waffen auf ein Ziel richten, das sie tot sehen wollten. Verstanden die Enigmas, wie sich ihr Verhalten auf die Gefühle der Menschen ihnen gegenüber auswirkte? Kalixa war verheerend gewesen, aber diese Todesfälle hier hatten etwas Persönliches. Hier ging es um Männer und Frauen, die Freunde und Kameraden gewesen waren, und je mehr Zeit verstrich, umso eher schienen die Besatzungen bereit, den Enigmas mit Gewaltanwendung zu begegnen, anstatt weitere vergebliche Versuche zu unternehmen, mit ihnen einen Dialog zu beginnen.
    »Wir haben eine weitere Nachricht von der Enigma-Rasse erhalten«, ließ Rione ihn wissen. »Möchten Sie sie sehen?«
    »Hat sie was Neues zu bieten?«, fragte Geary.
    »Nein. Der gleiche Avatar, die gleiche falsche Brücke, der gleiche Text. Wenn wir den Enigmas die Formulierungen ›Gehen Sie weg‹ und ›Sie werden sterben‹ verbieten würden, hätten sie uns so gut wie gar nichts mehr zu sagen.«
    Charban verzog den Mund. »Sie nehmen nichts von dem zur Kenntnis, was wir sagen oder was hier geschieht. Es ist so, als würde man gegen eine Wand reden.«
    Geary konnte sich ein finsteres Lächeln nicht verkneifen, als er auf sein Display zeigte. Die vor Tagen abgefeuerten Geschosse tauchten nun endlich in die Atmosphäre des zweiten Planeten ein. »Wir sind im Begriff,

Weitere Kostenlose Bücher