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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Königreiches befanden sich im Raum - und, was das Wichtigste war, Königin Graesin gehörte nicht zu den Anwesenden.
    Er senkte den Kopf, als nehme er die Menschen um sich herum überhaupt nicht wahr, und begann zu spielen, wie einzig Quoglee Mars es vermochte. Jahrelang, das wusste er, würden Schüler der Musik sich an diesem Stück erproben. Quoglee spielte ungestüm, inbrünstig und leidenschaftlich, mit plötzlichen Zornausbrüchen und ohne in seinem Tempo nachzulassen. Und um dieses Zentrum seiner Triebkraft wickelte er Süße, Liebe und Leid, Stolz, der über Liebe siegt, und wuchs so mehr und mehr über sich hinaus, der zwingend folgenden Tragödie immer einen Schritt voraus.
    Dann, vor der harmonischen Auflösung, hielt er abrupt inne.
    Einen Moment lang herrschte Stille. Die Kretins schauten ihn alle stumm und erwartungsvoll an und wussten nicht, ob sie schon klatschen sollten. Er neigte langsam den Kopf.
    Der Applaus war donnernd, aber Quoglee hob schnell die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. Es befanden sich vielleicht zweihundert Edelleute im Raum, mindestens hundert
Gefolgsleute und Dutzende von Dienern. Wundersamerweise waren noch immer keine Wachen zu sehen, und was Quoglee zu sagen hatte, musste er ohne Störung sagen. »Heute«, erklärte er mit seiner Bühnenstimme, die weiter trug als ein Ruf, »möchte ich ein neues Stück spielen, das ich für Euch geschrieben habe, und alles, was ich erbitte, ist dies: Lasst mich es vollenden. Dieses Lied hat jemand in Auftrag gegeben, den Ihr kennt, jemand, der etwas ganz Besonderes ist. Tatsächlich wurde das Stück vom Shinga Eurer Sa’kagé in Auftrag gegeben. Ich schwöre, jedes Wort dieses Liedes ist wahr. Ich nenne es das Lied der Geheimnisse, und Euer Shinga wünscht, dass ich es Königin Graesin widme.«
     
    »Das ist weit genug, Sergeant Gamble«, bemerkte Scarred Wrable und trat aus den Schatten in eine Tür, die einen der Nebenräume mit der Großen Halle verband. Mit geübter Hand schob er einen Arm zwischen den kostbaren Umhang des Sergeants und seinen Rücken und durchschnitt Leder, um den Rücken des Mannes mit der Spitze eines Dolchs zu berühren. »Da drin gibt es nichts von Interesse für Euch.«
    »Was tut Ihr Bastarde in der Großen Halle?«
    »Kein Diebstahl, kein Mord, und das ist alles, was Ihr wissen müsst, Sergeant.«
    »Es heißt Kommandant Gamble.«
    »Es wird der verstorbene Kommandant Gamble heißen, wenn Ihr diese Hand noch einen Zoll weiter bewegt.«
    »Ah. Verstanden.«
    »Falls Ihr daran denkt, Alarm zu schlagen, wollt Ihr Euch vielleicht aufmerksam im Raum umschauen und mir sagen, was Ihr seht.«
    Kommandant Gamble blickte sich um. Acht königliche Wachen waren im Raum. Sechs von ihnen unterhielten sich einzeln mit
jungen Edelmännern, die der Kommandant nicht kannte. Die anderen zwei waren zu beiden Seiten von Königin Graesin postiert und sprachen mit niemandem, da ihnen dies verboten war, solange sie die Königin bewachten. Eine andere Gruppe von drei Edelleuten in ihrer Nähe wirkte jetzt besonders wachsam, da Kommandant Gamble sie betrachtete. Er fluchte laut. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass die Sa’kagé überhaupt so viele Blutjungen besaßen. »Lasst mich raten, dass Ihr, sollte irgendjemand Alarm schlagen, Befehle habt.«
    »Wenn Ihr mir gehorcht, werden nicht nur Ihr und all diese Männer überleben, es wird Euch anschließend auch niemand einen Vorwurf machen. Ihr werdet vielleicht sogar Eure Stellung behalten.«
    »Warum sollte ich Euch glauben?«, fragte Kommandant Gamble.
    »Weil ich es nicht nötig habe zu lügen. Ich habe zwei Dutzend Freunde und ein Messer in Eurem Rücken.«
    Zwei Dutzend? Kommandant Gamble kaute einen Moment lang an dieser Information. »Also schön«, sagte er. »Wie wär’s, wenn wir uns etwas zu trinken holen würden? Ich habe eine ganze besondere Flasche - unten in der Küche.«
     
    Alles hielt im Essen inne, Löffel und Gabeln einige Zoll von offenen Mündern entfernt. Diener erstarrten, während sie Gläser oder Geschirr abtrugen. Einen Moment lang atmeten die Menschen im Raum nicht einmal.
    In einer Stadt voller fataler Geheimnisse hatte Quoglee Mars jedermann erzählt, dass er das größte Geheimnis von allen kannte. Wenn das das Vorspiel zu seinem Lied war, wovon würde dann sein Lied erzählen?
    Quoglee, der Maestro, zeigte ein selbstgefälliges Grinsen. Er
beurteilte das Schweigen, als sei es Musik, jeder Takt des Schweigens genau abgezählt. Dann, einen Moment,

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