Jenseits Der Schatten
und er hörte Tiefen in den Geschichten, von denen Logan nichts wissen konnte. Momma K war während all dieser Gräuel Shinga gewesen. Bei all den Mitteln, die sie durch die Sa’kagé zur Verfügung hatte, hätte sie durch Männer wir Durzo Blint in jedem Fall ihre eigene Gerechtigkeit durchsetzen können. Aber wann immer eine Prostituierte getötet oder schlecht behandelt wurde, musste sie entscheiden, ob Gerechtigkeit die mögliche Vergeltung wert war. Nachdem dieser Edelmann ihre Bordelle niedergebrannt hatte, hätte Momma K einen Blutjungen auf ihn ansetzen können - aber dann hätte sie riskiert, die Stadt in einem Bürgerkrieg zu spalten. Kein Wunder, dass sie zu einer so harten Frau geworden war.
»Ich hatte keine Ahnung, dass solche Dinge geschehen«, sagte Logan.
Hinter ihm legte Königin Graesin eine Hand an ihre Krone und rückte sie auf der Stirn zurecht. Ein Blitz durchzuckte Kylar, aber nichts geschah. Er zwang seine Muskeln, sich zu entspannen, und spießte das unberührte Filet auf seinem Teller auf.
»Die Frage ist, ist es möglich?«, fuhr Logan fort. »Ich meine, die Erbauung einiger Brücken über den Plith wird nichts ändern …«
»Wir haben der Sklaverei ein Ende gesetzt, und wir haben es
ohne einen Krieg getan. Die Zeit ist reif. Die Menschen haben im letzten Jahr so viel Aufruhr erlebt, dass eine einzige weitere Umwälzung - sofern sie ihnen Hoffnung schenkt - alles verändern könnte. Die Nocta Hemata hat der Stadt bewiesen, dass die Karnickel mutig sein können. Pavvils Hain hat bewiesen, dass sie bereit sind, für dieses Land zu bluten. Die Dinge können neu geschaffen werden.«
Ja, sobald der Kopf der Königin explodiert.
Irgendetwas war bemerkenswert an der Art, wie sie »Wir haben der Sklaverei ein Ende gesetzt« gesagt hatte. Sie meinte mit »wir« nicht »wir, Cenaria«. Sie war ungefähr zur Zeit von Graf Drakes Ausscheiden aus der Sa’kagé Shinga geworden, was bedeutete, dass sie entweder Teil der Abschaffungsbewegung gewesen war oder sich trotz der enormen Gewinne, die die Sklaverei der Sa’kagé eintrug, entschieden hatte, nicht dagegen anzukämpfen. Sie musste Teil des Grundes sein, warum Graf Drakes Feinde ihn nicht getötet hatten. Kylar machte sich Gedanken über sie, über diese Frau, die ihn lesen gelehrt hatte, die ihn Durzo empfohlen hatte, die geholfen hatte, die Sklaverei zu beenden und den Gilderatten einen sicheren Ort für den Winter zu geben. Gleichzeitig hatte sie Dutzende oder sogar Hunderte von Morden befohlen. Sie hatte Magistrate bestochen, Spielhöllen, Prostitution und das Rauchen von Gras gefördert, ehrliche Ladenbesitzer erpresst, Schurken aus dem Gefängnis befreit, ihre Rivalen mit allen Mitteln vernichtet und sich auf jedem Schritt des Weges bereichert. Sie war in der Tat eine Frau, die man fürchten musste. Kylar war froh, dass sie ihn immer gemocht hatte.
Aber keine dieser Ideen würde wahr werden, solange Terah Graesin herrschte. Gestern hatte sie das Labyrinth versiegelt. Morgen würde sie neue Brücken bauen?
Logan und Momma K setzten ihr Gespräch fort, aber Kylar
hörte nicht länger zu und beobachtete lediglich. Logan stellte durchdringende Fragen nach den Gewerben und den Finanzen der Stadt, wer was transportierte, wohin Kaufleute welche Waren brachten, welche Zölle für verschiedene Länder galten, wie Kaufleute die Steuerlast gering hielten. Dann ging es weiter zu historischen Fragen und wechselte nahtlos dazu, was sie vom gegenwärtigen Zustand des Landes hielten, von der Überlegung, wem die Kriege am meisten geschadet hatten, bis zu der Erwägung, wer mit Khalidor zusammengearbeitet hatte und wie viel davon man ihm verübeln konnte, und zu der Frage, welche Länder keine Lords mehr hatten und wer Forderungen an sie stellte. Obwohl Logan offenkundig weniger erfahren war und Zugang nur zu der legalen Hälfte der Informationen der Stadt hatte, konnte er Momma K doch von Zeit zu Zeit mit seinen Analysen überraschen. Und selbst während sie offensichtlich in ihr eigenes Gespräch vertieft waren, nahm Logan sich Zeit, um Höflichkeiten mit Lantano Garuwashi zu seiner Linken auszutauschen. Lantano Garuwashi schien ohnehin mehr auf die Königin konzentriert zu sein und darauf, Blickkontakt zu den Edelleuten zu suchen, die ihrerseits in seine Richtung schauten. Außerdem dankte er den Schankleuten und applaudierte sogar dem strahlenden neuen Hof barden, der unglaublich talentiert war, auch wenn er aussah wie ein Frosch.
Hinter Logan
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