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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Enttäuschung in ihren Augen. Bis jetzt hatte Kylar in Ilenas Augen nichts falsch machen können. Er war ihr Held gewesen. Bis jetzt.
    Nachdem Königin Graesin sich entschuldigt hatte, verließ sie den Raum. Kylar wandte sich ab.
    Rimbold Drake verabschiedete sich von einem Gesprächspartner und kam, auf seinen Stock gestützt, auf Kylar zugehumpelt. Sein Blick wanderte von Kylars Gesicht zu seinen Händen und den Ringen, die nicht da waren.
    »Sie ist wunderschön«, bemerkte Kylar.
    »Sie sieht aus, wie ihre Mutter Ulana vor zwanzig Jahren ausgesehen hat. Wenn auch mit mehr Feuer«, sagte der Graf, trotz seiner Trauer voller Stolz. Ulana Drake war Kylar so sehr Mutter gewesen, wie er es zugelassen hatte. Sie war eine Frau von immerwährender Anmut gewesen. Und es hatte den Anschein gehabt, als sei sie im Lauf der Jahre nur noch schöner geworden. Kylar bemerkte etwas Derartiges zu Drake.
    Die Kiefermuskeln des Grafen spannten sich an, und er schloss die Augen und riss sich zusammen. Einige Momente später sagte er: »Es ist genug, um einen Mann dazu zu verführen, Gott zu verfluchen.« Seine Augen waren steinern.

    Kylar öffnete den Mund, um eine Frage zu stellen, dann schloss er ihn wieder. Im Nebenzimmer sah er durch die Menge, die dem Barden lauschte, eine zauberhafte Blondine in einem so tief ausgeschnittenen blauen Kleid, dass es kaum ihren Hintern bedeckte. Kylar stockte der Atem. Für einen wahnsinnigen Moment dachte er, es sei Elena. Das verdammte schlechte Gewissen. Daydra und ihr perfekter Hintern bewegten sich tiefer in die Menge hinein, als sei sie auf der Suche nach irgendjemandem. Und du hast mir erzählt, du hättest es aufgegeben, zwischen den Laken zu arbeiten.
    Drake schien wieder zu sich zu kommen. Er hob eine Augenbraue und sah Kylar an. »Ja?«
    Kylar, der ebenfalls wieder zu sich kam, erkannte einen weiteren guten Grund, um den Mund zu halten. »Nichts.«
    »Kylar, du bist mein Sohn - oder kannst es sein, wenn du auch nur ein Wort sagst. Ich gebe dir die Erlaubnis, taktlos zu sein.«
    Kylar rang mit diesem Vorschlag. »Als diese Scheiße passiert ist, habe ich mich gefragt, ob es für Euch härter ist. Tut mir leid. Ich meine, ich denke, was mit Serah, Mags und Ulana geschehen ist, ist furchtbar und sinnlos, aber ich erwarte von der Welt nicht, dass sie Sinn ergibt. Ich habe mich gefragt, ob es für Euch härter sei, da Ihr denkt, es gebe da draußen einen Gott, der dies hätte verhindern können, der es aber nicht getan hat.«
    Graf Drake runzelte nachdenklich die Stirn. »Kylar, in der Feuerprobe der Tragödie versagen Erklärungen. Wenn du vor einer Tragödie stehst und dir sagst, dass sie keinen Sinn ergibt, bricht dir da nicht das Herz? Ich denke, das muss für dich genauso hart sein wie für mich, wenn ich zu Gott schreie und den Grund zu erfahren verlange - und er nicht antwortet. Wir werden dies beide überleben, Kylar. Der Unterschied ist, dass ich auf der anderen Seite Hoffnung haben werde.«
    »Eine naive Hoffnung.«

    »Zeig mir den glücklichen Mann, der es wagt, nicht zu hoffen«, erwiderte Drake.
    »Zeigt mir den mutigen Mann, der es wagt, sich nicht der Wahrheit zu stellen.«
    »Du hältst mich für einen Feigling?«
    Kylar war entsetzt. »Ich wollte nicht andeuten -«
    »Es tut mir leid«, sagte der Graf. »Das war ungerecht. Aber komm, wenn sie ihrem gewohnten Muster folgt, wird Ihre Hoheit dich bald erwarten.«
    Kylar schluckte. Drake wusste Bescheid. »Tatsächlich wollte ich, ähm, irgendwie fragen … wie viel wisst Ihr über meine Gaben?«
    »Ist dies der richtige Ort, um darüber zu sprechen?«, fragte Drake zurück.
    »Es ist der richtige Zeitpunkt«, erwiderte Kylar. Drei Männer, sechs Frauen und zwei Diener musterten ihn. Von diesen befand sich nur einer der Diener - offenkundig ein Spion, obwohl man nur raten konnte, für wen er arbeitete - in Hörweite, und er konnte nicht lange in der Nähe bleiben, ohne Verdacht zu erregen. Kylar suchte den Blick des Mannes und sah ihn durchdringend an, worauf der Diener zu einem Tablett mit Kanapees hinübereilte. »Ich sehe Schuld«, sagte er leise. »Nicht immer, aber manchmal. Manchmal kann ich sogar erkennen, was ein Mann getan hat.«
    Graf Drake erbleichte. »Die Sa’kagé würden für eine solche Fähigkeit morden.« Er hob die Hand, um Kylars Protest zuvorzukommen. »Aber da du kein Interesse an Erpressung hast, klingt es für mich wie eine schreckliche Bürde.«
    So hatte Kylar das noch gar nicht betrachtet. »Was ich

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