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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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kann es nicht tun. Ich bin nicht stark genug. Es tut zu weh.« Sie fiel zurück aufs Bett, faselte Unverständliches, dann schrie sie erneut und hielt ihre Arme umfasst. »Nein, Kylar, nein!« Dann verlor sie das Bewusstsein, und Elene wusste, dass Kylar tot war.
    Schwester Ariel trat sofort vor und griff nach Vis Ohrring. Sie versuchte ihn abzuziehen, aber er ließ sich nicht bewegen. »Verdammt.
Das Band ist nicht gebrochen. Nicht einmal durch seinen …« Ihre Stimme verlor sich, denn sie begriff, dass dieser Ort zu öffentlich war, um Kylars Unsterblichkeit einzugestehen. »Ich hatte gehofft - nun, nicht gehofft, dass er … du weißt, was, aber dass das Band, wenn er es täte, brechen würde.« Schwester Ariel verzog das Gesicht und wandte den Blick ab. »Es war meine letzte Hoffnung für dich. Das Band ist wirklich für die Ewigkeit. Es tut mir leid, Elene. Es tut mir leid.«
     
    Der Gang durch die goldenen Hallen des Todes war inzwischen vertraut. Kylar glitt vorwärts, ohne wirklich den Boden zu berühren. Es war, als versuche der Geist, diese unbestimmte Art der Bewegung als ein Gehen wahrzunehmen, um in diesem Reich, für das es keine menschliche Entsprechnung gab, irgendeine Ordnung zu schaffen.
    Das Vorzimmer des Mysteriums war noch genauso, wie er es in Erinnerung gehabt hatte. Der Wolf saß auf seinem Thron, und seine gelben Augen flackerten. Feindseligkeit war in sein von Brandwunden vernarbtes Gesicht geschrieben. Ihm gegenüber befanden sich zwei Türen: die schlichte Holztür, durch die Kylar zurück ins Leben gehen würde, und die goldene Tür, durch deren Ränder warmes Licht schien und die ihm für alle Ewigkeit versperrt war. Die geisterhafte Präsenz anderer füllte den Raum. Sie bewegten sich ungesehen, starrten ihn an, redeten über ihn.
    »Meinen Glückwunsch, Namenloser«, sagte der Wolf. »Du hast bewiesen, dass du dich opfern kannst, als schere es dich nicht, ob du stirbst. Als gäbest du rein gar nichts auf die Lebenden. Wie jung du doch bist.« Das wölfische Lächeln war grausam.
    Kylar war zu müde für Spielchen. Der Wolf machte ihm keine Angst mehr. »Warum hasst du mich?«, fragte er.
    Der Wolf, den diese Frage unvorbereitet getroffen hatte, neigte
den Kopf zur Seite. »Weil du eine Verschwendung bist, Namenloser. Menschen bringen dir mehr Liebe entgegen, als du verdienst, und du behandelst sie wie Scheiße, die du dir von den Stiefeln kratzen musst.«
    Es war so ungerecht nach dem, was Kylar durchgemacht hatte, dass er die Hände hochwarf. »Weißt du was? Zur Hölle mit dir! Du kannst deine kleinen kryptischen Bemerkungen machen und mich hassen, wenn du willst. Aber nenn mich zumindest bei meinem verdammten Namen.«
    »Und welcher Name ist das?«, fragte der Wolf.
    »Kylar. Kylar Stern.«
    »Kylar Stern? Der Stern, der unsterbliche Sterber? Das ist kein Name; es ist ein Titel.«
    »Dann Azoth.«
    »Du bist viele Meilen von dieser glücklosen, vernunftlosen Ratte entfernt, aber selbst wenn du er wärst, weißt du, was Azoth ist?«
    »Wie meinst du das?«
    Der Wolf lachte unfreundlich. »Azoth ist ein altes Wort für Quecksilber. Willkürlich, formlos, unberechenbar. Du, Namenloser, kannst jeder sein und bist daher niemand. Du bist Rauch, ein Schatten, der im Licht des Tages schmilzt. Kagé nennen sie dich. Ein Schatten dessen, was du sein könntest, und ein Schatten deines Meisters, der ein Titan war.«
    »Mein Meister war ein Feigling! Er hat mir nicht einmal erzählt, wer er war!«, rief Kylar. Er blinzelte. Die Tiefe seines Zorns erschütterte ihn. Woher war das gekommen?
    Der Wolf war nachdenklich. Die Geister im Raum verfielen in Schweigen. Dann richtete einer von ihnen in einem Murmeln, das für Kylars Ohren unverständlich war, das Wort an den Wolf. Der Wolf faltete die Hände über dem Bauch. Er nickte bestätigend.
»Prinz Acaelus Thorne von Trayethell war ein Krieger und nicht viel sonst. Weder in sich gekehrt noch weise, war er einer der seltenen guten Männer, die den Krieg lieben. Er hasste weder sich selbst noch das Leben. Er war nicht grausam. Er fand lediglich Gefallen an einem Wettstreit mit den höchstmöglichen Einsätzen. Und er war auch gut darin, und er wurde einer von Jorsin Alkestes’ besten Freunden.
    Das ärgerte einen von Jorsins anderen besten Freunden, einen leicht zu verärgernden Erzmagus namens Ezra, der dachte, Acaelus sei ein charismatischer Narr, der zufällig gut darin war, ein Schwert zu schwingen. Acaelus für seinen Teil dachte, Ezra sei

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