Jenseits Der Schatten
Vernichtung Khalidors. Was auch geschieht, die Sa’ceurai werden im nächsten Sommer
zurück nach Ceura ziehen. Ich habe ein Jahr Zeit, um eine oder beide der größten Bedrohungen für mein Reich zu zerschlagen, daher habe ich keinen Grund, irgendetwas zurückzuhalten, nicht wahr?«
»Ihr seid wahnsinnig«, sagte Tertulus und vergaß damit seine lebenslange diplomatische Ausbildung.
»Ich bin verzweifelt. Das ist ein Unterschied. Ich habe nicht die Absicht, Euch einen guten Handel vorzuschlagen, Botschafter. Ihr seid überfordert, geschwächt, umringt von Feinden, und, ganz offen gesagt, Ihr macht mich wütend. Ich habe nicht die Absicht zu verhandeln. Wir haben einen umfänglichen Bündnisvertrag verfasst, mit Einzelheiten darüber, wie Eure Streitkräfte für die Dauer des Krieges mit Khalidor mit unseren verschmolzen werden, und Einzelheiten darüber, wie wir sicherstellen werden, dass Ihr Cenaria nach den Euch gewährten fünfzehn Jahren verlassen werdet. Ich werde Euch nur gerade genug Zeit geben, Euren Oberlord davon in Kenntnis zu setzen, damit er sich rasch mit seinen Ratgebern besprechen kann. Jede Veränderung, die er vorschlägt, wird als ein Verstoß gegen den Bündnisvertrag betrachtet werden. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Andererseits, wenn Ihr Khalidor wahrhaft hasst, wenn Ihr schwarze Magie hasst und wie sie ein ganzes Land versklavt hat und danach trachtet, Midcyru zu zerstören, ist dies die Chance Eures Lebens. Wir könnten Khalidor ein und für alle Mal vernichten.« Logan machte eine knappe Handbewegung, und jemand brachte eine Schriftrolle in einem kunstvollen Kasten. »Jetzt rate ich Euch, auf Euer Pferd zu steigen. Eure Antwort ist heute in drei Wochen fällig. Säumnis wird als Kriegserklärung erachtet werden.«
57
Elene betrachtete die Frau auf dem Bett im Krankenhausflügel der Chantry. Vis Augen waren geschwollen, ihre hellen Sommersprossen beinahe grün auf ihrer bleichen Haut. Vor zwei Tagen war Vi mit einem Aufschrei ohnmächtig geworden, während sie nebeneinander hergegangen waren. Es hatte Elene überrascht, wie gut sie sich verstanden, doch dann war dies geschehen. »Habt Ihr schon irgendetwas herausgefunden?«
»Es ist definitiv das Band«, sagte Schwester Ariel. Das war gut und schlecht. Die einzige andere Vermutung, die sie hatten, war diese: Vis schnelle Fortschritte mit ihrem magischen Talent hatten irgendeinen Makel verborgen, und all ihre Macht war auf sie zurückgefallen. Aus ihren Gesprächen mit Schwester Ariel hatte Elene erfahren, dass Vi unglaublich talentiert war, aber vollkommen ungenügend in dem, was sie lernte.
Ihre Ausbildung als Blutjunge hatte sie befähigt, ihr magisches Talent mühelos zu benutzen, aber sie hatte gewisse grundlegende Studien versäumt - und die Schwestern hatten keine Ahnung, um welche es sich dabei handelte, daher schien es, als habe Vi einige schwierige Dinge so mühelos gemeistert wie das Atmen, und einige einfache Dinge verstand sie überhaupt nicht. Als sie zusammengebrochen war, hatten alle große Angst um sie gehabt.
Natürlich, wenn es das Band war, bedeutete das, dass Kylar
etwas Schreckliches widerfahren sein musste. Elene sah Schwester Ariel an.
»Wir haben Tauben aus Cenaria erhalten mit der Botschaft, dass eine Verhandlung wegen Hochverrats stattfinde«, sagte Schwester Ariel. »Aus Vis Zustand schließe ich, dass die Bestrafung eben jetzt ausgeführt wird. Das Rad, nehme ich an.« Sie sah sich im Flur um. »Angesichts von Kylars speziellen … Gaben dauert es länger, als es dauern sollte. Und Vi hat ihm bei der Heilung seiner Verletzungen geholfen, indem sie etwas von seinem Leiden auf sich nahm. Es zögert das Unausweichliche nur länger hinaus, daher ist es eine grausame Freundlichkeit … aber gut gemeint.«
Kylar starb, in eben diesem Moment? Elene hätte es fühlen sollen, sie hätte es wissen sollen, so wie Vi es gewusst hatte. Tatsächlich hätte sie es gewusst, wenn Vi nicht ihren Ring gestohlen hätte. Eifersucht durchzuckte sie, und sie konnte sie nur mit Mühe unterdrücken. Verdammt, warum konnte man nicht einfach vergeben und die Sache hinter sich lassen? »Warum sollte sie ihm auf diese Weise helfen?«, fragte Elene.
»Da kann man nur raten. Aber andererseits behaupte ich nicht, viel über Liebe zu wissen.«
Das Wort war ein Schlag. Vi liebte Kylar? So sehr?
Vi schoss von ihrem Lager auf und schrie. Ihr Blick traf den Elenes. Sie umfasste ihre eigenen Schienbeine. »Nein, ich kann nicht - ich
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