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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Labyrinths an einem heißen Sommertag. Ungewaschene Huren. Erbrochenes. Tote Babys. Bärtige Frauen. Rückenhaar, so - oh, scheiße!« Vi biss in die Wolle und klammerte sich an die Magie, als gelte es ihr Leben.
    Einige Sekunden später konnte Vi wieder atmen. Sie überprüfte die Magie, während ein tiefes Gefühl des Wohlbehagens, der Entspannung, der Intimität und des Friedens mit der ganzen Welt Kylar überwältigte. Die Magie war noch unversehrt. Vi griff nach dem Wein und trank direkt aus dem Krug. »Es ist nur gut, dass du noch Jungfrau bist, Kylar. Jungfrau warst. Ich denke nicht, dass sich das noch viel länger …«
    Vi begriff etwas, ungefähr zur gleichen Zeit wie Elene: Kylar
war noch immer erregt. Er stellte eine Frage, und Elenes Antwort war unmissverständlich und leidenschaftlich bejahend. Vi stellte den Krug mit zitternden Händen ab. Wieder durchtoste Kylar eine Woge der Wonne.
    Oh Götter, es würde ein langer Winter werden.

73
    Als der Winter in Khaliras langsam wich, ließ Dorian seine Armee auf der Ebene nördlich der Stadt aufmarschieren, um den Eindringlingen aus dem Frost entgegenzutreten. Der Boden war noch immer mit schmelzendem Schnee bedeckt, den die Männer mit den Füßen zu eiskaltem Matsch aufwühlten.
    Die Wilden, die den Frost bewohnten, kämpften stets tapfer, aber ihre einzige Taktik bestand darin, einen Widersacher zu überwältigen, indem sie ihm eine noch größere Armee entgegenschleuderten. Sobald die Armeen aufeinandertrafen, kämpften sie Mann gegen Mann, niemals als Einheit. Seit seiner Gründung war Khaliras von den Barbaren niemals erobert worden, obwohl es einige Male eine knappe Sache gewesen war. Garoth hatte immer gesagt, dass die Wilden im Verhältnis mehr magiebegabte Männer und Frauen hatten als irgendein anderes Volk auf der Welt.
    Die Armeen standen einander gegenüber, während der Himmel mit der aufgehenden Sonne von einem Tintenblau zu Eisblau verblasste. Gottkönig Wahnhoffs Reihen standen nur drei Mann tief und so weit über die Ebene verteilt, wie man zwanzigtausend Männer auseinanderziehen konnte. Die Armee der Wilden war um ein Vielfaches größer, dehnte sich viel weiter und war tiefer
gestaffelt. Es gab für Wahnhoff keine Möglichkeit, sie daran zu hindern, seine Armee in die Zange zu nehmen. In der Mitte der Streitreihe der Wilden befand sich ein riesiger Block, den die übrigen Männer mieden. Wenn Dorians Berichte korrekt waren, stand er achtundzwanzigtausend Krul gegenüber und noch mehr Wilden.
    Ein Verhältnis von eins zu drei. Dorian lächelte furchtlos. Die Strömungen der Zukunft flossen an ihm vorbei, und er sah tausend Tode. Zehntausend.
    »Mein Herr, seid Ihr wohlauf?«, fragte Jenine. Dorian hatte nicht gewollt, dass sie dies mit ansehen musste, aber er stützte sich mehr und mehr auf Jenine, und das nicht nur in Bezug auf ihren Rat.
    Er blinzelte und konzentrierte sich auf sie. Ihre verschiedenen Zukünfte strebten so stark auseinander, dass er sie kaum erkennen konnte, wie sie jetzt war, hübsch, die Lippen bleich von der Kälte, eingemummt in Pelze. Vor ihr flackerte das Bild einer Frau, die hochschwanger mit Zwillingen war, und das einer Frau mit einem zerschmetterten Schädel, deren Züge unter dem geronnenen Blut nicht mehr zu erkennen waren. »Nein, ganz und gar nicht«, antwortete Dorian. »Aber ich werde meine Männer dennoch nicht sterben lassen.«
    Aus dieser Entfernung konnte man die grotesken Züge der Krul nicht erkennen, obwohl ihr offenkundig nacktes, graues Fleisch gut sichtbar war. Die Nacktheit gab Dorian Hoffnung. Die Krul wurden mit Magie geschaffen, aber sie waren Geschöpfe aus Fleisch. Die Kälte würde sie zu guter Letzt verkrüppeln und töten. Es war nicht einfach, Krul dazu zu zwingen, Kleidung zu tragen, ebenso wie es nicht einfach war, sie nach einem Gemetzel zu zügeln, aber beides konnte man erreichen.
    Dorian gab einen Befehl, und die Sklaven ließen seine Sänfte
auf den Boden nieder. Gottkönig Wahnhoff stieg aus und ging allein auf die Ebene zu. Ein Obsidianmesser in der Hand, schüttelte er den unbezahlbaren Hermelinumhang ab und ließ ihn in den Schlamm fallen. Es war eine Geste, die ihn erzürnt hätte, hätte er sie bei seinem Vater gesehen. Jetzt verstand er. Um zu schützen, was er liebte, musste er die Kontrolle behalten. Um die Kontrolle zu behalten, musste Wahnhoff ein Gott sein. Ein Gott stand über gewöhnlichen Sorgen wie der Ruinierung eines Umhangs, der mehr als fünfzig Sklaven

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