Jenseits Der Schatten
er. »Ich bin hier. Danke.« Er schüttelte sich und zwang sich, nicht noch einmal hinter den Schleier zu schauen. Er blickte über seine Schulter, gab General Naga mit einem Nicken den Befehl, die verängstigten Männer sehen zu lassen, dass Dorian wohlauf war, und schritt dann über die Ebene.
Unter dem Umhang hatte Dorian - Wahnhoff - beschlossen, seine Brust unbekleidet zu lassen. Ein Gott spürte die Kälte nicht. Er schritt weiter aus, entschlossen, sein früheres Zögern
wiedergutzumachen. Dicke Knoten von Vir stiegen in seiner Haut auf. Er machte eine Handbewegung, und ein junger Mann wurde zu ihm geführt. Verdammt, Wahnhoff hatte nicht gewollt, dass Jenine dies sah. Aber es war zu spät, und sie würde auf keinen Fall irgendwo hingehen, wo sie ihn nicht mehr sehen konnte, nachdem er sie beinahe alle dem Untergang geweiht hätte, indem er verloren herumgestanden hatte.
Der Name des jungen Mannes war Udrik Ursuul. Alle Edelinge in Khaliras waren getötet worden, aber siebzehn, die bereits zu ihrer Marterung die Stadt verlassen hatten, lebten noch. Udrik hatte die Tochter des falschen modainischen Oligarchen geschwängert und fliehen müssen, so dass er seine Uurdthan nicht mehr bestehen konnte. Er war nach Hause gekommen, um um Gnade zu flehen.
»Weißt du, Udrik, dass du, wenn du dreizehn Legionen Krul erweckst, sie selbst befehligen kannst, dass du jedoch, wenn du auch nur einen einzigen weiteren erweckst, einen Arkanghul meistern musst?«
»Einen was?« Udriks Brauen waren noch immer dick mit Kohlstift geschwärzt, so dass er trotz seiner Angst bedrohlich wirkte.
»Es ist eine Kreatur, die zu meistern diese Wilden nicht einmal zu versuchen gewagt haben«, sagte Wahnhoff. »Verrate mir eins, Bruder, ist es besser, dass ein einzelner Mann stirbt oder dass das ganze Volk stirbt?«
Udriks Augen weiteten sich und weiteten sich noch einmal, als Wahnhoff ihm mit dem Obsidianmesser die Kehle durchschnitt. Er sank auf die Knie, Blut spritzte aus seiner Kehle, dann fiel er auf die Seite. Dorian spürte den Jubel von tausend Fremden - oder glaubte ihn zu spüren. Er blinzelte. Kontrolle, Dorian. Kontrolliere es. Er wagte nicht zu beobachten, wie dieser nächste Teil von jener anderen Realität aus aussah.
Wahnhoff streckte die Arme nach der Heerschar vor ihm aus. » Arkanghulus! Komm! Zeige dich mir!« Die magischen Gewebe wirbelten mühelos aus ihm heraus, als würden die Vir selbst ihm helfen, als hätte er dies schon tausend Mal getan. Grüne Blitze tanzten um ihn herum. Eine Schleppe aus blauem Feuer schlang sich um ihn. Dann begann der Boden unter Udriks Leichnam zu brodeln. Erdklumpen platzten und klebten an dem Toten. Flammen tanzten über Udrik, und die Muskeln der Leiche rissen, Haut kräuselte sich.
Die Schamanen erkannten ihren Fehler. Sie hatten es nicht gewagt, einen Arkanghulus zu erwecken, und Dorian hatte es getan. Ein Auerochsenhorn rief die Wilden zum Angriff. Aber nur die Hälfte folgte dem Befehl.
Ein Blitz spaltete die Erde vor Wahnhoff und blendete ihn, und Donner zerriss den Himmel über ihm und über beiden Armeen und schleuderte auf beiden Seiten Männer zu Boden.
Als Wahnhoff wieder sehen konnte, war der Angriff der Wilden zum Erliegen gekommen. Wo Udrik gewesen war, stand ein Mann, und aller Augen waren auf ihn gerichtet. Er war über zwei Meter groß, mit Haar aus geschmolzenem Gold, das ihm in den Nacken fiel. Obwohl seine Haut die Farbe von poliertem Silber hatte, wirkte sie nicht glänzend oder künstlich. Seine Augen waren von einem einnehmenden Smaragdgrün, ein Farbton, der bei Menschen kaum möglich war. Vielleicht hatte ein Mensch von einer Million solche Augen. Vielleicht um Wahnhoff nachzuahmen, war auch er barbrüstig, obwohl sein Körper hager und kantig war. Er war der schönste Mann, den Wahnhoff je gesehen hatte.
Der Arkanghulus lachte, und selbst sein Lachen war schön. »Wir sind die Fremden, Gottkönig, keine Ungeheuer.«
»Wie heißt du?«, fragte Wahnhoff.
»Ich bin Ba’elzebaen, der Herr der Schlangen.«
»Im Frost ist es furchtbar kalt für eine Schlange.«
»Ich bin nicht mehr im Frost, oder?«
»Ich möchte, dass du mir dienst, Ba’elzebaen«, sagte Wahnhoff. Er verspürte den verzweifelten Wunsch, Ba’elzebaen zu sehen, wie er war, aber er wagte es nicht. Wenn er sich jetzt in Wahnsinn verlor, würde Ba’elzebaen vielleicht Dorians Körper nehmen statt Udriks.
Der Fremde lachte leise. »Und ich hätte gern, dass die Sonne und der Mond sich
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