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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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ein riesiger Bereich freigemacht worden. Man hatte Flaggen in den Boden gerammt, so dass die Regimente gleich in aller Frühe ihre Positionen finden konnten, und Schildknappen eilten umher, um dafür zu sorgen, dass Rüstung und Waffen sich in bester Verfassung befanden. Aufgrund der Größe des freigeräumten Bereichs vermutete Kylar, dass die Königin beim ersten Morgengrauen einen Ausfall mit allen Kräften versuchen und ein Heer von vielleicht fünfzehntausend Mann für den Angriff bereitstehen würde.
    Blinzelnd betrachtete er die Flaggen und stellte im Kopf Berechnungen an. Er hätte nicht gedacht, dass sie über so viele Soldaten verfügte.
    Des Rätsels Lösung fand sich in den Flaggen, die dem Tor am nächsten standen. Mehr als eine Flagge zeigte ein Karnickel. Die Königin hatte Karnickel eingezogen, wie die Bewohner des Labyrinths auch genannt wurden - und beabsichtigte offenbar, diese nicht für den Kampf ausgebildeten Männer als Speerspitze des Angriffs auf die besttrainierten Sa’ceurai der Welt einzusetzen. Genial. Es war eine Sache, seine Bauern gegen die Bauern der anderen Seite zu werfen, wenn man Raum hatte zu versuchen, Reiterei von der anderen Seite heranzuführen, aber wenn die Cenarier sich aus dem Tor ergossen, würden sie unverzüglich auf Garuwashis Sa’ceurai treffen. Die Schlacht würde sich auf eine einzige Front beschränken - die Karnickel würden eingezwängt zwischen den Sa’ceurai und den nachdrängenden cenarischen Truppen niedergemetzelt werden.
    Es würden wahrscheinlich nur Minuten vergehen, bevor sie in
Panik gerieten, und dann war es nur die Frage, wie viele Menschen abgeschlachtet würden, bevor Luc Graesin den Angriff abblies und versuchte, die Tore zu schließen, ehe die Sa’ceurai in die Stadt eindrangen.
    Kylar ließ sich in den großen Innenhof fallen und stahl ein ledernes Wams von einem Haufen Kleider, zusammen mit Hosen und einer Robe. Als er eine Minute später hinter einer Schmiede hervorkam, eilte ein Junge vorüber, der einen Karren voller billiger Schwerter und Kriegsflegel vor sich herschob.
    »Also werden die Karnickel den Angriff anführen? Bei Morgengrauen über sie herfallen?«, sagte Kylar und deutete mit der Hand auf die Flaggen. »Wie ist es dazu gekommen?«
    Die Miene des Kindes hellte sich auf. »Wir haben uns freiwillig gemeldet.«
    »Ich kenne einen Mann, der sich freiwillig gemeldet hat, Guri-Pfeffersoße zu schnupfen. Deshalb war es noch lange keine gute Idee.«
    »Was redet Ihr da?«, fragte das Kind gekränkt.
    »Warum lässt die Königin die Karnickel als Erste gehen?«
    »Es ist nicht die Königin. Es ist ihr Bruder, Luc. Er ist jetzt Lordgeneral.«
    »Und?«
    Der Junge runzelte finster die Stirn. »Er sagte, die, ähm, die Opferzahlen würden unter denen, die als Erste gehen, am höchsten sein. Ihr wisst schon, bis wir ihre Bogenschützen überwältigt haben. Die Karnickel fürchten sich vor nichts.«
    Also gelingt es dem neuen Lordgeneral, seine tapfersten Bürger abzuschlachten und gleichzeitig eine vernichtende Niederlage sicherzustellen. Brillant.
    »Habt Ihr etwas dagegen? Ich habe Arbeit zu erledigen«, sagte der Junge.

    Kylar stahl ein Pferd. Er hatte keine Zeit, um zu Fuß zur Burg zu gehen. Als er aufsaß, kam ein Stallbursche auf ihn zu. »He, wer seid Ihr? Dieses Pferd gehört -«
    Kylar brachte im Nu die Maske des Urteils vor sein Gesicht und riss knurrend den Kopf zu dem Mann herum, während ihm blaue Flammen aus Augen und Mund züngelten.
    Der Stallbursche machte einen Satz nach hinten und stolperte mit einem Aufschrei in einen Pferdetrog.
    Kylar ritt, so schnell er konnte. Er ließ das Pferd und die gestohlenen Kleider zurück, bevor er die östliche Königsbrücke erreichte und unsichtbar wurde. Den Rest des Weges rannte er, hinter sich Wachen, die den Kopf herumrissen und versuchten herauszufinden, woher das Getrappel eiliger Schritte gekommen war. Statt durch die gewundenen Flure der Burg zu laufen, kletterte er an der Mauer hinauf. Binnen Minuten ließ er sich auf den Balkon der Königin fallen, an dem noch immer ein Teil des Geländers fehlte, wo Kylar Mags Drakes Leichnam losgemacht hatte. Er blickte in das Gemach.
    Die Königin war nicht allein.

22
    »Bevor ich dich hinter Schwester Jessie hergeschickt habe, sagtest du, du hättest zwei Jahre lang irgendetwas studiert«, sagte Istariel Wyant, die Sprecherin der Chantry. Sie saßen in ihrer Amtsstube hoch oben im Seraph, tranken Ootai und setzten sich gegenseitig

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