Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
ahnungslose ältere Schwester.
    Ariel war ein Fels, und die Wellen der Politik umspielten sie mit Lärm und Zorn, und sie bemerkte es nicht einmal. Sie war eine Langweilerin, aber eine nützliche. Wann immer Istariel eine Expertenmeinung zu der magischen Seite eines Dilemmas benötigte, konnte man Ariel auf das Problem loslassen wie einen Bluthund auf die Fährte. Und sie würde ihre Entdeckungen mit niemandem teilen außer mit den Büchern, die sie schrieb, und mit Istariel. Alles in allem war Ariel erheblich mehr wert als den Ärger, den sie verursachte. Aber musste sie so langweilig sein?
    Wenn Ariel ihren brillanten Verstand auf die Politik gerichtet hätte … nun, Istariel hatte über diese Frage schon früher nachgedacht, in ihren paranoideren Augenblicken. Hätte Ariel die Neigung zu solchen Dingen gehabt, wäre Ariel die Sprecherin gewesen, und Istariel wäre wahrscheinlich die Zuchtstute irgendeines Bauern geworden. Der Schlüssel zum Umgang mit Ariel war das Verständnis dafür, dass sie eine Gläubige war; sie glaubte nicht an irgendeinen Gott, aber sie glaubte an die Chantry. Es war etwas liebenswert Naives an den Frauen, die all den Unfug von den »Dienstmägden der Seraphen« glaubten. Deshalb konnte man viel leichter mit ihnen fertig werden als mit den Magae, die nur an sich selbst glaubten. Deute in eine Richtung, sage »Gut für die Chantry«, und Ariel würde alles tun.

    »Ariel, ich habe ein Problem, bei dem ich deine Hilfe brauche. Ich weiß, du hast niemals eine Schülerin angenommen …«
    »Ich werde es tun.«
    »… aber ich möchte, dass du darüber nachdenkst, wie viel Gutes es - was?«
    »Du möchtest, dass ich Viridiana Sovari unterrichte, damit sie geschützt ist, bis sie Eris Buel und die ›Leibeigenen‹ vernichten kann. Ich werde es tun.«
    Istariel sprang das Herz in die Kehle. So unverschnörkelt ausgedrückt war es eine Verschwörung, deren Entdeckung eine Sprecherin zu Fall bringen würde. »Das darfst du niemals sagen!«, zischte sie. »Niemals. Nicht einmal hier.«
    Ariel zog eine Augenbraue hoch.
    Istariel strich sich das Kleid glatt. »Sie wird heute Abend initiiert?«
    »In eben diesem Moment. Anscheinend gibt es einige Schwierigkeiten. Es dauert schon Stunden.«
    Istariel runzelte die Stirn. »Über wie viel Magie gebietet dieses Mädchen? Kommt sie Eris Buel gleich?«
    »Nein«, antwortete Ariel. »Nicht einmal annähernd.«
    Istariel fluchte.
    »Du missverstehst mich. Sie übertrifft Eris Buel in jeder Hinsicht. Vi Sovari hat größere magische Anlagen als ich.«
    Istariels Augen weiteten sich. Wie die meisten Schwestern widerstrebte es ihr zuzugeben, wenn andere stärker waren. Sie hätte gedacht, dass es Ariel, die so daran gewöhnt war, stärker zu sein als alle anderen, zumindest ein wenig ärgern würde.
    »Ulyssandras Magie wird noch größer sein, wenn man ihr fünf Jahre gibt«, bemerkte Ariel.
    »Das sind wunderbare Neuigkeiten. Aber ich habe keine fünf Jahre. Ich habe nicht mal eins. Du musst diese Vi Sovari bis zum
Frühling zu etwas Besonderem machen. Dann werden die Leibeigenen eintreffen, um ihre Macht zu demonstrieren und ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen.« Und vielleicht, um eine Sprecherin zu stürzen.
    »Du wirst Zugeständnisse machen«, sagte Ariel, und ihre Worte waren nicht wirklich eine Frage.
    »Sie wünschen, dass wir eine Männerschule gründen. Habe ich gesagt, wünschen? Sie verlangen es. Sie verlangen die Anerkennung ihres neuen ›Ordens‹ und eine entsprechende Anzahl von Sitzen im Rat, womit sie der bei weitem mächtigste Orden der Chantry würden. Sie hätten die Mehrheit bei jeder Abstimmung. Sie verlangen eine Aufhebung der Heiratsbeschränkungen, damit sie Magi heiraten können. Sie verlangen eine Aufhebung des alitaerischen Abkommens. Die Nationen Midcyrus werden allen Grund haben zu befürchten, dass wir den Wunsch haben, zur Alkestischen Magokratie zurückzukehren. Diese Leibeigenen werden die Nationen gegen uns einen. Wir sind eine Bastion des Lichts in einer dunklen Welt, Ariel. Zugeständnisse kann ich tolerieren. Vernichtung nicht.«
    »Was möchtest du, dass ich Vi lehre?«, fragte Ariel. Das war es; Istariel hatte sie am Haken.
    Istariel hielt inne, hin- und hergerissen zwischen Diskretion und dem Wunsch sicherzustellen, dass ihre begriffsstutzige Schwester tat, was getan werden musste. »Geh vor, wie wir es bei jeder Schwester tun: Du hilfst Vi herauszufinden, wo ihre Stärken liegen, und bildest sie entsprechend

Weitere Kostenlose Bücher